Kapitel 33

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Es ging einfach nicht. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Immer wieder schwirrten mir Hughs Worte durch den Kopf. Ich konnte es nicht Abschalten. Wann immer ich versuchte auch nur einen Satz für eine E-Mail zu schreiben, versuchte eine Zeile zu lesen oder jemanden auch nur reden hörte, kamen mir wieder seine Worte in den Sinn.

Ich war feige gewesen und hatte mich ihm nicht gezeigt. Wieder. Aber, ich hatte das Gefühl, dass er es nicht wollen würde, dass ich höre, was er zu Adam über mich sagt. Andererseits habe ich auch damals auf Fuerteventura geglaubt, dass es das beste wäre zu gehen. Und das hatte sich als riesiger Fehler herausgestellt. Einzig das Mittagessen mit April konnte mich ein wenig von meinen Gedanken um Hugh ablenken. Und das auch nur kurzzeitig.

Laut stöhnend ließ ich den Kopf auf die Schreibtischplatte fallen. Meine Konzentration war im Eimer. Wann immer ich aber fast den Entschluss gefasst hatte, zu Hugh zu gehen und mit ihm zu reden, weil ich mir sicher war, dass er mir dieses Mal zuhören würde, kam mir der Gedanke, dass auch er zu mir kommen könnte, wenn er Zeit und Lust gehabt hätte. Hieß das also, er wollte mich nicht sehen? Oder war für ihn die ganze Sache gegessen? Ich hatte ihn verletzt, das hatte ich gestern mehr als deutlich gehört und noch immer zog sich mein Herz zusammen, wann immer ich daran dachte.

Mehr. Ich verdrehte meine geschlossenen Augen. Dieses Wort. Nur vier Buchstaben und doch so viel- oder nichtssagend. Und so kompliziert. Was ist mehr? Für Hugh? Für mich!

Ruckartig setzte ich mich auf. Meine Haare trug ich offen und sie flogen einmal quer über meinen Kopf, bis sie wieder dalagen, wo sie hingehörten. Das war so verdammt anstrengend. Warum konnte ich meinen Kopf nicht einfach ausschalten?

Ich sah zu der meine Armbanduhr. Nach der Arbeit würde ich gleich zu April fahren. Ein seltsames Gefühl breitete sich in mir aus. Zum einen war es Vorfreude. Zum anderen kam mir der Gedanke, dass ich mich nicht zu sehr auf sie einlassen sollte. Ich wusste nicht, wie die Sache mit Hugh weiterging. Und wenn wir beide nicht mehr miteinander auskamen, wusste ich, dass sie auf Hughs Seite stehen würde.

Bevor meine Gedanken aber wieder in die Tiefe stürzten und meine Stimmung mit sich in den Abgrund gezogen wurde, versuchte ich jeglichen Gedanken an April oder Hugh zu vergessen. Nach einiger Zeit funktionierte es auch und ich konnte mich endlich auf meine Arbeit konzentrieren. Meine Kollegen würden mich zum Teufel scheren, wenn ich meine tägliche Arbeit nicht mehr hinbekommen würde. Und ich befand mich gerade in keiner Situation, um das zu testen.

Als ich dann am Abend das Bürogebäude verließ, machte ich mich gleich auf den Weg zu April. Ich hielt unterwegs noch an und kaufe zwei Flaschen Sekt. April hatte mir nicht mehr geschrieben, ob ich etwas mitbringen sollte oder nicht, aber da ich nicht mit leeren Händen kommen wollte, kaufte ich die zwei Flaschen einfach in der Hoffnung, dass es der richtige Sekt war und er auch gut schmeckte.

Gegen 19 Uhr kam ich dann bei April an. 

„Liv. Es ist so schön, dass du gekommen bist, sagte April, als sie mir die Tür öffnete und mich in ihre Wohnung ließ. Sie umarmte mich herzlich. Ich erwiderte die Geste und reichte ihr dann die Sektflaschen.

„Oh noch mehr Sekt. Sehr gut." sie grinste. „Ich wollte nicht mit leeren Händen vor deiner Tür stehen." antwortete ich achselzuckend. „Und selbst wenn, wäre es kein Problem gewesen. Immerhin habe ich euch eingeladen."

April lief voran und ich folgte ihr in ihr Wohnzimmer. Aprils Wohnung war micht sehr groß und überall standen Bücher in Regalen. In der Küche sah ich eine Barzeile und sie hatte auch einen schönen Erker, den sie mit Blumen und einem Foto gemütlich gestaltet hatte. Ihre Wohnung war zwar nicht sehr groß, aber unglaublich gemütlich.

Bis du wieder LächelstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt