Hugh stutzte und sah mich überrascht an. „Wann bist du denn hergezogen?"
„Nach der High School, als ich angefangen habe zu studieren." Hugh blinzelte ein paar Mal.
„Dann hast du auch hier in San Francisco studiert." Ich runzelte die Stirn. „Auch?" Hugh nickte langsam. Dann sah er nach vorne und rollte das Auto ein Stück weiter nach vorne. „Ich habe auch hier studiert. Wir waren jahrelang auf der selben Universität." murmelte Hugh wahrscheinlich mehr zu sich selber. Ich musste schmunzeln. „Sieht ganz so aus, aber die Uni ist riesig. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn wir und schon einmal über den Weg gelaufen wären." Hugh nickte. Dennoch war es schon seltsam, dass wir uns ausgerechnet auf einer spanischen Insel begegneten, anstatt im College auf dem Weg zur nächsten Vorlesung. Ob wir schon damals so aufeinander reagiert hätten?
Hugh sah zu mir und auch wenn er die Frage nicht stellte, wusste ich, dass sie im Raum stand. „Meine Eltern, und auch der neue Kerl meiner Mutter waren oder sind der Meinung, dass man es als Frau nicht weit bringen kann. Sie haben mir mein ganzes Leben lang erzählt, dass ich nichts wert sei." Ich lehnte meinen Kopf an die Fensterscheibe und betrachtete die Menschen, die zu Fuß schneller waren, als wir mit dem Auto. „Ich sollte nach der High School sofort arbeiten, damit ich die Familie mit ernähren konnte."
„Und du hast einfach dein Ding gemacht?" fragte Hugh. Ich konnte nicht deuten, ob er überrascht war oder nicht. „Ja, zumindest als ich alt genug war zu verstehen, dass ich kein Nichts war. Meine Mutter und vor allem mein Stiefvater haben mehr auf Terrorspielchen gesetzt, als auf rohe Gewalt. Mir immer wieder zu sagen, dass meine Noten nichts mit meinem wahren Leben zu tun haben, ich zu hässlich für die Menschheit sei und zu schwach, um irgendetwas zu erreichen. Zuhause durfte ich keinen Ton von mir geben, am besten schleichen und optimal war es, wenn ich gar nicht erst da war."
Hugh griff wortlos zu mir herüber und legte seine Hand auf mein Knie. Er achtete aber darauf, mein Pflaster nicht zu berühren. Ich blickte auf seine Hand, die mein Knie leicht drückte. Diese einfache Berührung wühlte mich innerlich schon wieder vollkommen auf und Wärme breitete sich von meinem Knie, mein Bein entlang im ganzen Körper langsam aus. Dann hob ich den Kopf, um ihn anzusehen. „Lass dir nie einreden, dass du nichts wert bist. Du bist wertvoller als viele andere Menschen." sagte Hugh leise aber ernst. Ich lächelte ihn an. „Vor allem für mich." seine Stimme war leiser und unsicherer geworden. Mein Herz setzte kurz aus und die Wärme in meinem Körper nahm immer weiter zu. Ich hatte es vermisst sie in der Nähe von Hugh zu spüren. ich konnte gar nicht beschreiben, wie viel es mir bedeutete, solche Worte von dem Mann zu hören, den ich liebte. Auch wenn ich das Hugh nicht sagen würde. Nicht jetzt oder morgen, so bedeutete es mir doch sehr viel.
„Wie kam es, dass du die Leiche deines Vaters ansehen musstest?" fragte Hugh plötzlich. Ich seufzte. Die Erinnerungen an diesen Moment hatte ich die letzten Jahre gut verdrängt. „Meine Mutter brach zusammen, als die Polizei uns sagte, dass mein Vater tot sei. Sie wollte unter keinen Umständen wahrhaben, dass es mein Vater war, der gestorben war. Die Polizisten hatten nicht viel Geduld und so bot ich an, das zu übernehmen." Hughs Griff um mein Knie wurde ein wenig fester. „Das hätten sie nicht zulassen dürfen. Egal wie euer Verhältnis war. Du warst ein Kind." Ich nickte, weil ich selbst nicht verstand, wie ich damals auf diese absurde Idee hätte kommen können. „Irgendwie hab ich damit gelebt." sagte ich schließlich achselzuckend. Hugh nickte, runzelte aber leicht die Stirn.
Eine weile sagte keiner etwas von uns und ich hing allen möglichen Gedanken nach. Hugh schien sich aber plötzlich an etwas zu erinnern und riss die Augen auf. „Liv!" Irritiert sah ich ihn an. „Ich habe es zu dir gesagt." Schockiert suchte er meinen Blick. Erst war ich vollkommen verwirrt, bis ich verstand, was er meinte. Ich atmete aus und lächelte Hugh ehrlich an. „Das ist nicht wichtig. Du hast sonst was von mir gedacht." versuchte ich ihn zu beschwichtigen.
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Bis du wieder Lächelst
Storie d'amoreNachfolger zu "Reichst du mir deine Hand". Kann unabhängig vom ersten Band gelesen werden, aber kann auch Spoiler beinhalten. In sich abgeschlossen. „Wovon ich spreche?", schrie ich hysterisch und lachte laut und falsch. „Hattest du nicht mal gesag...