Den Sonntag verbrachte ich in meinem Bett. Ich hatte keine Motivation gehabt, mich mit irgendwem oder irgendwas zu befassen. Immer wieder fragte ich mich, wie Hugh ausgesehen haben musste, als Logan und ich die Party verlassen hatten.
Ich hatte mich nicht noch einmal umgedreht, aber die überraschte Stimme von Adam, als er Hughs Namen gesagt hatte, konnte nur bedeuten, dass Hugh seine Maske wohl in diesem Moment nicht mehr aufrechterhalten konnte. Ob nun Wut, Verwirrung, Erstaunen oder vielleicht Erleichterung in seinem Blick lag, konnte ich nur erraten. Aber wie schon im Urlaub und die letzten Tage hier, blieb mir Hugh trotzdem ein Rätsel. Ich konnte mir keine Reaktion vorstellen, die wahrscheinlicher war als die anderen.
Am Nachmittag konnten mich wenigstens Joshua und Tori ein wenig ablenken, als wir telefonierten. Zwischen den beiden schien wieder alles gut zu laufen, aber auch ihr Anruf versetzte mich wieder ins Grübeln, denn ich konnte mir nicht erklären, was Hugh dagegen haben könnte, dass ich mein eigenes Leben lebte und nicht ständig für Tori und Joshua da sein konnte. Zumindest nicht persönlich.
Diese ganzen Gedanken laugten nicht aus. Ich hatte keine Träne mehr vergossen, seit Logan mich vor meiner Tür abgesetzt hatte, weil ich das Gefühl hatte, keine mehr zu haben. Nicht nur Hugh laugte mich aus, sondern auch dieser Diebstahl auf Arbeit. Es traf mich doch mehr, als ich zugeben wollte, dass mir jemand diesen Diebstahl anhängen wollte und noch mehr traf es mich, dass meine Kollegen das einfach so glaubten und keiner sich für mich aussprach. Ich hatte immer gedacht, dass wir alle ein gutes inniges, aber professionelles Verhältnis hatten. Wahrscheinlich war ich da etwas zu gutgläubig, wenn nicht sogar naiv gewesen.
Diese ganze Zeit, die ich in meinem Bett lag, an die Decke starrte und über alles mögliche nachdachte, tat mir nicht wirklich gut. Nachdenken bedeutete für mich normalerweise, auf ein Ergebnis kommen, aber das blieb irgendwie aus. Auf jede meiner Fragen. Und das ließ mich unruhig werden. Normalerweise hatte ich alles im groben unter Kontrolle oder verstand es. Im Moment traf keines von beiden auf mein Leben zu.
Umso erleichterter war ich, als der Montag kam und ich trotz wenig Schlaf pünktlich auf Arbeit erscheinen konnte. Im Grunde war ich sogar überpünktlich. So konnte ich noch etwas still vor mich hinarbeiten, bis das Wochenmeeting begann.
Als dann um 9 Uhr alle in dem Konferenzraum versammelt waren, eröffnete ich wie üblich das Meeting, erklärte jedem unsere heutigen TOPs und ließ Madison Protokoll schreiben. Das Meeting lief ruhiger als sonst ab und alle wirkten ein bisschen verklemmt.
„Darf ich dich etwas fragen, Liv?" Sue sah mich unsicher an. Wir hatten eben den zweiten TOP abgehakt und wollten eigentlich gerade zum letzten übergehen, als ihre Frage die kurz entstandene Ruhe durchbrach. Ich sah von meinem Notizheft auf und nickte. „Selbstverständlich."
„Wie stehst du zu Mr. Black?" Irritiert blinzelte ich. „Wie meinst du das?"
„Naja ihr scheint euch zu kennen. Auch Mr. Rickson scheint dich persönlich zu kennen."
„Wir kennen uns, das stimmt. Ich kenne auch Mr. Blacks Freundin, Schwester, seinen Neffen und einige seiner Freunde, weil wir uns im Urlaub zufällig über den Weg gelaufen sind, ohne zu wissen, wer der andere ist." bestätigte ich Sues Aussage. Dennoch kam es mir so vor, als wollte sie mit ihrer Frage eigentlich auf was Anderes heraus. Sie strich sich eine Strähne ihres kurzen roten Haares hinter ihr Ohr und sah mich unsicher an.
„Was ist es, Sue?" fragte ich mit einem beruhigenden Lächeln.
„Untersucht Mr. Black den Betrug?" rückte sie schließlich mit der Frage heraus. Im Raum trat einen drückende Stille ein.
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Bis du wieder Lächelst
RomanceNachfolger zu "Reichst du mir deine Hand". Kann unabhängig vom ersten Band gelesen werden, aber kann auch Spoiler beinhalten. In sich abgeschlossen. „Wovon ich spreche?", schrie ich hysterisch und lachte laut und falsch. „Hattest du nicht mal gesag...