Kapitel 30

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„Es tut mir leid." sagte ich schließlich leise. Hugh reagierte nicht. Ich überlegte, wie ich ihm so schnell wie möglich alles erklären konnte. Lange würde mir Hugh nicht zuhören.

„Was genau tut dir leid?" fragte Hugh schließlich. Wahrscheinlich hatte ich zu lange nachgedacht. Ich sah auf und blickte direkt in seine dunklen und wütenden Augen. Seine Stimme war kalt und schien zu beben. Jeder Muskel in seinem Körper schien angespannt zu sein. Sein weißes Hemd spannte sich wahrscheinlich unter dem Jackett. Ich senkte kurz den Blick und sah, dass Hugh seine Hände, die auf seinen Oberschenkeln lagen, zu Fäusten geballt hatte.

„Tut es dir leid, dass du mit mir geschlafen hast? Tut es dir leid, dass du mich wiedergetroffen hast? Oder tut es dir leid, dass du nicht die bist, die ich in dir sehen wollte?"

„Weder noch." sagte ich ruhig. Ich spürte seine Wut in jedem seiner Wörter. Auch wenn ich mich liebend gern verteidigen würde, wollte ich in Ruhe mit Hugh reden. Hugh schnaubte. „Was genau tut dir denn dann leid?" Seine Anspannung ließ nicht nach.

„Es tut mir leid, dass ich dich in diese verfahrene Situation gebracht habe. Es tut mir leid, dass du wegen mir wahrscheinlich ziemlich oft wütend warst. Und es tut mir leid, dass ich dir das alles nicht früher erklären konnte." sagte ich aufrichtig. Hugh schien für einen Moment verdutzt zu sein. Also nutze ich die Sekunde und sprach weiter.

„Ich wollte es dir schon erklären, als wir uns in deiner Kanzlei wiedergesehen haben, aber du warst so wütend, dass du mir nicht zuhören wolltest."

„Wie sollte ich deiner Meinung nach denn sonst reagieren? Mich freuen, meinen Partner hintergangen zu haben?"

„Jetzt werd nicht sarkastisch." bat ich.

Ein Ruck ging durch Hughs Körper und eine Sekunde stand er neben mir und sah mit so einem wütenden Blick auf mich herab, wie ich ihn noch nie bei ihm gesehen hatte. Innerlich zuckte ich zusammen, blieb aber äußerlich gefasst.

„Zuallererst. Sag mir nicht, was ich tun oder lassen soll. Zweitens, brauchst du mir nichts erklären. Ich kann Fakten schon kombinieren. Das ist mein Job. Und drittes. Lass mich in Ruhe, Liv."

Mir riss der Geduldsfaden. Ich sprang von dem Sofa auf und fixierte Hugh. Die Ruhe, mit der ich diesen Raum betreten hatte, war wie weggeblasen und anstatt, dass ich jetzt ruhig und berechnend werden würde, brauchste ich vollkommen auf und vergaß mich.

„Zuallererst will ich dir nicht vorschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast. Zweitens kombinierst du Superhirn keine Fakten, sondern vollkommen falsche Eindrücke, weil du nicht fragst. Und drittens. Gerne." Ich war immer lauter geworden, dass ich das letzte Wort regelrecht ins Gesicht schrie.

Ruckartig drehte ich mich um und ging zur Tür. Ich machte sie auf, wurde aber von Hugh am Handgelenk zurückgezogen. Ich drehte mich um und sah ihn wütend an. Dieser Mann nahm mir meinen letzten Nerv! Wenn er nicht mit mir reden wollte, dann bitte. Ich musste meine Zeit nicht damit zu verschwenden einem Mann hinterherzulaufen, der mir keine Chance mehr geben wollte. Das musste ich mir wirklich nicht antun.

„Wovon sprichst du?"

„Wovon ich spreche?" schrie ich hysterisch und lachte laut und falsch.

„Hattest du nicht mal gesagt, du stellst keine überflüssigen Fragen?" Hugh war zu ruhig und das brachte mich nur noch mehr zur Weißglut.

„Warum sollte ich es dir jetzt erklären? Ich habe es drei Mal versucht und jedes Mal hast du abgeblockt. Ich habe keine Lust mehr darauf!"

„Liv. Rede." forderte mich Hugh auf. Er griff nach meinen Oberarmen und drückte fest aber nicht schmerzhaft zu.

Bis du wieder LächelstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt