Der Tag an dem sich alles änderte

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Das Schuljahr neigte sich dem Ende.
Das Wetter wurde besser und wir verbrachten unsere freie Zeit am Ufer des Schwarzen Sees. Freizeit hatten wir mittlerweile reichlich. Die Hausaufgabenberge waren geschrumpft, was uns mehr Schlaf und bessere Laune einbrachte. Das alles waren perfekte Voraussetzungen für die dritte und letzte Aufgabe.
Das große Finale stand bevor.
Die geliebte Quidditcharena hatte sich dieses Mal in ein riesiges Labyrinth verwandelt. In dem Irrgarten war der Trimagische Pokal versteckt. Wer diesen als erstes finden würde, war der Gewinner des Trimagischen Turniers. Und die Chancen für Cedric standen gut.
"Viel Erfolg! Du schaffst das", sagte ich und umarmte meinen Bruder ein letztes Mal.
Cedric lächelte dankbar. Er war viel zu aufgeregt um etwas zu sagen.
"Viel Glück mein Junge!", hörte ich meinen Vater sagen als ich mich bereits auf den Weg zu unseren Plätzen machte. Ich kam an Harry vorbei, wünschte ihm natürlich auch Alles Gute, erklamm die Stufen und fand mich auf meinen Platz neben Hannah ein.
Einige Minuten später ließ sich auch Dad neben mich fallen.
"Ich habe ein gutes Gefühl", sagte er voller Stolz.
"Ich auch", sagte ich lächelnd. "Cedric wird gewinnen!"

Anfangs war es ziemlich spannend. Die Hecken waren nicht sehr hoch, sodass wir die Champions bei der Bewältigung verschiedener Schwierigkeiten beobachten konnten. Doch dann wurden die Sträucher höher und dichter. Die Champions wurden von einer tiefen Schwärze verschluckt. Ganz ähnlich wie beim Schwarzen See.
Jetzt hieß es abwarten.
Es vergingen Sekunden, Minuten, Stunden bis wir auf einmal rote Funken am Himmel sahen. Einer der Champions musste sich in großer Gefahr befinden.
Dad zappelte aufgeregt neben mir her, doch ich war mir sicher, dass es nicht Cedric war, der die roten Funken in die Luft gejagt hatte und ich sollte recht behalten.
Wenige Sekunden später sahen wir wie Fleur Delacour, die Teilnehmerin aus Beauxbatons, aus dem Labyrinth geholt wurde.
"Was ist denn mit ihr los?", fragte Hannah und kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können.
"Keine Ahnung, aber was auch immer ihr begegnet ist, ich hoffe Cedric macht einen weiten Bogen darum."
Auf keinen Fall wollte ich meinen Bruder so wie Fleur sehen.
Das arme Mädchen zitterte am ganzen Leib und ihre Augen wirkten glasig, fast tot.
Es verstrich immer mehr Zeit.
Wie lange konnte es denn dauern diesen dämlichen Pokal zu finden?
Langsam bezweifelte ich, dass dieser sich überhaupt in dem Labyrinth befand. Vielleicht sollten die Champions dahinter kommen, dass sie ausgetrickst wurden und sich der Pokal an einem ganz anderen Ort befand.
Diese Theorie erschien mir zwar lächerlich, aber bei diesem Turnier wusste man ja nie.
Wenn sich sie Veranstalter zwei Aufgaben ausdachten, wo die Zuschauer nichts sehen konnten, dann würde ich ihnen auch so etwas zutrauen.

Diesmal lag ich falsch.
Der Pokal hatte sich im Labyrinth befunden.
Aus dem Nichts tauchten Cedric und Harry vor dem Irrgarten auf und mit ihnen auch der Pokal.
Ich sprang sofort auf, umarmte Hannah, umarmte Dad, jubelte und schrie.
Cedric hatte es geschafft!
Hogwarts hatte gewonnen!
Wir hatten gewonnen!
Noch nie in meinem Leben war ich so glücklich gewesen.
Doch die Freude hielt nicht lange an. Irgendetwas stimmte nicht.
Cedric lag immer noch auf dem Boden. Harry hatte sich über ihn gebeugt, schrie immer wieder "Er ist zurück!" und der Pokal lag achtlos auf dem Boden, als wäre er ein Stück Dreck.
Jemand schrie laut auf.
Ich hörte ein Schluchzen, doch ich verstand einfach nicht.
Ich war losgelaufen um Cedric zu beglückwünschen, aber der Schrei hatte mich zum Stehen gebracht. Mein Körper war wie eingefroren. Ich konnte mich nicht bewegen, nichts sagen, nicht denken. Ich stand einfach nur da und beobachtete wie alle um mich herum durchdrehten.
Mein Vater rannte durch die Menge, auf Cedric zu und nahm ihn in den Arm. Harry wurde von Moody weggezerrt, kurz darauf verschwanden auch weitere Lehrer. Cho lief ebenfalls zu Cedric.
"Emma?"
Mir war nicht bewusst, dass meine Freunde mich meinten. Mir war nicht bewusst, dass sie zum zehnten Mal meinen Namen sagten. Tiefe Trauer und Besorgnis lagen in ihren Stimmen.
Ich wusste nicht was es war, aber meine Beine setzten sich plötzlich in Bewegung. Vielleicht war es der Schmerzensschrei meines Vaters oder Susan, die zum elften Mal meinen Namen sagte.
Wie in Zeitlupe bewegte ich mich auf Cedric zu. Die Menschen gingen mir aus dem Weg, ich musste niemanden bitten zur Seite zu gehen oder mich durchzulassen. Es war als bildeten sie eine Gasse für mich.
Noch immer konnte ich nicht verstehen was ich da sah. Langsam kniete ich mich nieder und strich über Cedrics Wange.
Es war als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
Auf einmal nahm ich wieder alles wahr.
Und ich verstand.
Cedrics graue Augen waren nicht mehr warm und voller Lebensfreude. Sie waren starr.
Seine Gesichtszüge waren erschlafft und seine Haut eiskalt.
Er war tot.

The Story of a HufflepuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt