Der Raum der Wünsche

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Die bemitleidenden Blicke verfolgten mich auch noch eine Woche später. Der Schulalltag hatte wieder begonnen und die Lehrer nahmen die ZAGs sehr ernst. Professor Umbridge, die neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste, war schrecklich. Sie war sogar schlimmer als der eingebildete Lockhart! Unsere Stunden bestanden darin langweilige Texte abzuschreiben. Ihre nervtötende Stimme hatte sich in unsere Köpfe eingebrannt.
"Zauberstäbe weg und Federn raus, bitte."
Wir befanden uns auf einer verdammten Zauberschule!
Was sollte das?
Ich hatte das Verlangen ihr einfach mal in das breite, hässliche Gesicht zu schlagen. Vor allem nach dem was sie über Cedrics Tod gesagt hat. Ein schrecklicher Unfall, dass ich nicht lache...

Nach zwei anstrengenden Stunden mit ihr, spazierte ich durch die Gänge, da ich einfach mal Zeit für mich brauchte. Das war der einzige Nachteil an Hogwarts. Es war fast unmöglich alleine zu sein. Der Gemeinschaftsraum war meist sehr laut und voll.
Wenn es doch nur einen Ort gäbe, wo ich ungestört sein könnte. In dem Moment als ich das dachte, erschien eine Tür in der Wand neben mir. Ich könnte schwören, dass sie vorher noch nicht dort gewesen war.
Neugierig und zugleich mit Vorsicht öffnete ich die Tür.
Das letzte Mal als meine Freunde und ich eine Tür geöffnet hatten, die wir vorher noch nie zuvor gesehen hatten, waren wir genau in eine Falle von Peeves getappt. Er hatte es ziemlich lustig gefunden uns mit Wasserbomben zu werfen, aber wie hatten Rache geschworen, die wir bis heute nicht bekommen hatten.

Zum Glück war der Raum leer.
Kein Peeves, keine Mrs Norris, kein Filch.
Doch was genau war das hier?
Der Raum sah aus wie eine kleine Version von unserem Gemeinschaftsraum.
Es gab ein Bücherregal, bunte Pflanzen, einen schwarz-gelben Sessel und einen Schreibtisch, der vor einem Fenster stand, von dem man den Schwarzen See sehen konnte.
An der Wand hing ein Hufflepuffbanner.
Vielleicht war das ja ein geheimer Raum, den Hufflepuff zu ihrer Zeit errichtet hatte.
Dann entdeckte ich ein weiteres Bild an der Wand. Neben dem Banner war ein Foto von Cedric erschienen.
Wir kam das denn hierher?
Hatte ich nicht gerade noch an ihn gedacht?
Und dann war dieses Bild aufgetaucht.
Aber natürlich!
Auf einmal erinnerte ich mich daran, dass ich von diesem Raum gelesen hatte.
Ich hatte den Raum der Wünsche entdeckt! Begeistert stellte ich meine Tasche ab und warf einen Blick über die Bücher im Regal.
Quidditch im Wandel der Zeit.
Das war genau das, was ich jetzt gebrauchen konnte. Erfreut setzte ich mich in den gemütlichen Sessel und versank in der Welt des Quidditchs.

Doch der schöne Moment währte nicht lange.
Es dauerte keine halbe Stunde bis sich die Tür öffnete.
Erschrocken blickte ich auf.
Es war doch nicht verboten hier zu sein oder?
Ich seufzte als ich sah wer da durch die Tür kam.
"Malfoy", knurrte ich.
Der blonde Junge schlüpfte durch die Tür und schaute sich neugierig um. Sein Blick blieb schließlich an mir hängen.
"Wenn das nicht das Mädchen ist, was ich gerettet habe."
Ich rollte mit den Augen.
"Du warst nicht sehr dankbar, wenn ich mir recht entsinne."
"Ja, weil du ein verdammter Idiot bist!"
"Pass auf", zischte er und zeigte mit seinem Zauberstab auf mich.
"Soll ich jetzt Angst haben?"
"Das würde ich an deiner Stelle. Ich könnte deinem jämmerlichen Haus Punkte abziehen."
Stolz streckte er seine Brust nach vorne, damit ich sein Vertrauensschülerabzeichen begutachten konnte.
"Schön, aber das wird nicht nötig sein, denn ich bin weg."
Mit diesen Worten sprang ich auf und riss die Tür auf.
Zumindest wollte ich das.
Allerdings war diese verschlossen.
"Das gibt's doch nicht", fluchte ich.
"Alohomora"
Wieder rüttelte ich an der Klinke. Doch nichts geschah.
"Lass mich mal", sagte Malfoy und stellte sich neben mich.
"Du hast doch gerade gesehen, dass es nicht funktioniert", giftete ich ihn an.
"Vielleicht muss die Tür ja von einem Reinblut geöffnet werden."
"Das ist das dümmste, was ich je gehört habe! Außerdem bin ich auch ein verdammtes Reinblut."
"Bist du nicht die Schwester von Diggory? Ich habe gehört, dass er freundlich, hilfsbereit und was auch immer war. Davon scheinst du nicht viel abbekommen zu haben."
"Vielleicht, weil ich hier mit einem arroganten Typen eingesperrt bin."
"Du kennst mich doch gar nicht."
"Ich weiß genug über dich! Du wärst beinahe an dem Tod eines unschuldigen Hippogreifs Schuld gewesen. Dann hast du einen Hauselfen wie Dreck behandelt und letztes Jahr-"
"-habe ich dich vor dem notgeilen Franzosen gerettet."
Bevor ich etwas entgegnen konnte, sagte Malfoy: "Hey, der Raum hat sich verändert."
Und tatsächlich.
Eine Wand hatte sich in eine grün schimmernde Mauer verwandelt, an der ein Slytherinbanner hing. Ein zweiter Schreibtisch und ein grün-silberner Sessel waren erschienen. Außerdem wirkte der Raum größer.
"Wo sind wir hier eigentlich?"
"Im Raum der Wünsche", antwortete ich immernoch erstaunt.
"Mein Vater hat mir davon erzählt!", rief Malfoy aufgeregt und schaute sich um.
Ich ließ mich auf den Hufflepuffsessel fallen und beobachtete ihn missmutig.
"Also... Wie heißt du eigentlich?"
"Warum sollte dich das interessieren?"
Der Typ war echt rätselhaft.
Warum interessierte er sich denn auf einmal für mich?
"Weil ich gehört habe, dass du gut in Zaubertränke bist und ich bräuchte jemanden der meine Hausaufgaben macht."
"Sicherlich", schnaubte ich.
"Du bekommst auch eine Gegenleistung."
"Schön, dann machst du meine Hausaufgaben für Umbridge."
"Bloß nicht", brummte er.
"Was? Ich dachte ihr Slytherins liebt sie."
"So wie wir alle böse sind?"
"Erzähl du mir nichts von Vorurteilen", sagte ich. "Schließlich hast du mein Haus gerade noch als lächerlich bezeichnet."
"Das ist es ja im Vergleich zu Slytherin auch. Aber es gibt durchaus Ähnlichkeiten zwischen unseren Häusern.
Ehrgeiz und harte Arbeit, ist doch irgendwie das gleiche oder? Und in beiden Häusern findet man echte Freunde."
Das brachte mich zu Nachdenken.

"Emma", sagte ich schließlich.
Malfoy lächelte und guckte mich mit dem Siehst-du-ich-bekomme-alles-was-ich-will-Blick an.
"Also Emma, was hat dich hierher gebracht?"
"Ich wollte unbedingt an einen Ort, wo ich ungestört bin. Hat aber nicht ganz geklappt.
"Und ich wollte unbedingt an einen Ort, wo mich ein Mädchen angemeckert. Tja, nicht jeder bekommt das was er will."
Ich schüttelte bloß den Kopf.
Plötzlich fiel mir auf, dass Malfoy die einzige Person war, die mich nicht wegen Cedric bemitleidet hatte. Er sprach ganz normal mit mir. Naja, so normal wie das mit ihm eben ging. Ich hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken.
Ein lautes Klacken ertönte.
"Ich glaube wir können jetzt raus", sagte Malfoy.
Ich war allerdings gar nicht mehr so wild darauf den Raum zu verlassen.
Er schnappte sich seine Sachen und wollte gerade verschwinden, als mir etwas einfiel.
"Hey Malfoy, was ist mit meinem Hausaufgaben für Umbridge?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Na dann bis morgen."
Er ließ mich nachdenklich zurück.
Malfoy war ein großes Rätsel.
Ich hatte heute eine andere Seite von ihm kennengelernt und war bereit mehr über ihn zu erfahren.

The Story of a HufflepuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt