Verzweiflung

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In dieser Nacht wollte ich einfach nicht zur Ruhe kommen. Ich wälzte mich hin und her, aber einschlafen konnte ich trotzdem nicht.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und schlug meine Decke zur Seite. Das hatte doch keinen Sinn!
Schnell zog ich mir ein paar warme Sachen an und ging in den Gemeinschaftsraum, da ich die anderen nicht stören wollte.
Es war komisch diesen Raum, in dem sonst immer viel los war, leer zu sehen.
Ich setzte mich in einen der Sessel und schloss die Augen.
Aber auch hier konnte ich keine Ruhe finden.
Etwas nagte an meinem Unterbewusstsein.
Oder sollte ich eher sagen, jemand?
Es gab nur eine Möglichkeit wieder Ruhe zu finden. Ich musste in den Raum, unseren Raum.
Manchmal musste man die Dinge ein letztes Mal sehen, um sie loslassen zu können.

Während ich durch die Gänge lief, war ich vorsichtiger als sonst. Ich wollte mir gar nicht ausmalen was passieren würde, wenn mich einer der Carrows erwischen würde. Oder Snape... Obwohl ich mit Snape ja schon meine Erfahrungen hatte. Eigentlich sind unsere Begegnungen immer noch ganz glimpflich ausgegangen, aber die neusten Ereignisse hatten sein wahres Gesicht gezeigt.

Die Tür erschien sofort, als ich vor der Wand stand. Scheinbar hatte sich mein Unterbewusstsein tatsächlich danach gesehnt.
Ich war seit einem Jahr nicht mehr hier gewesen, doch der Raum hatte sich kein bisschen verändert.
Während ich mich umblickte, kamen viele Erinnerungen hoch.
Mit einem leichten Lächeln strich ich über die Lehne meines Sessels und ließ mich darauf nieder.
Genau hier hatte ich gesessen als Draco den Raum das erste Mal betreten hat. Damals hatte ich ihn für einen arrogante Jungen gehalten, was er ja auch irgendwie war, aber jeder hatte seine Schwächen. Und er hatte eine wunderbare Seite, die er mir offenbart hatte.
Ich vermisste die Stunden, die wir hier verbracht hatten. Ich vermisste unsere Diskussionen, unsere sinnloses, aber auch tiefgründigen Gespräche. Ich vermisste die Vertrautheit, das Schweigen wenn wir uns stundenlang in die Augen sahen. Ich vermisste das Gefühl wenn wir uns näher kamen und unsere Lippen aufeinandertrafen, die Gefühlsexplosion in meinem Bauch, wie er mit der Hand über meine Haare strich, meine Arme, wie er meinen Taille umfasste und mich zu sich zog, wie sich bei jeder Berührung eine Gänsehaut ausbreitete. Ich vermisste das alles so sehr, dass es schmerzte.
Ich wollte das alles wiederhaben und doch wollte ich es vergessen.
Draco hatte einen tiefen Riss in meinem Herzen hinterlassen, der nie ganz verheilte und immer wieder aufging, wenn ich ihn sah oder an ihn dachte.
Ich hörte das vertraute Geräusch der Tür und sprang sofort auf.
Warum musste Draco ausgerechnet jetzt hier her kommen?
Seine Augen wurden groß, als er mich erblickte. Meine hingegen wurden zu schmalen Schlitzen.
Da ging der Riss wieder auf...
"Tut mir leid", murmelte er.
"Was tut dir leid? Dass du unseren Raum benutzt hast um Todesser in die Schule zu lassen? Oder, dass du mich angelogen und weggeworfen hast? ODER, DASS DU EIN TODESSER BIST?"
Meine Stimme wurde so laut, dass Draco zusammenzuckte.
"Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, aber ich hatte keine Wahl!", rief er.
"Oh ja, der arme kleine Draco hatte keine Wahl und MUSSTE Todesser in die Schule lassen. Ich bitte dich!"
"Du hast ja keine Ahnung wovon du da sprichst.
Seine Stimme war nur ein leises Flüstern.
"Er hat mich bedroht. Ich musste es tun sonst hätte er meine Familie umgebracht. Oder mich. Was hätte ich denn machen sollen?"
"Du hättest dich weigern können. Du hättest dich gegen ihn stellen sollen."
"Dann hätte er mich getötet!"
"Ich wäre lieber tot, als mich auf seine Seite zu stellen!"
"Würdest du mich auch lieber tot sehen? Wäre dir das lieber? Wenn ich gestorben wäre und keine Fehler gemacht hätte?"
Ich biss auf die Innenseite meiner Lippe, bis ich Blut schmeckte. Natürlich wollte ich ihn nicht tot sehen!
Aber genauso wenig wollte ich ihn als Todesser sehen.
Die Situation erinnerte mich an unsere erste Begegnung vor zwei Jahren. Auch damals war er hereingeplatzt während ich nachdachte. Und wir hatten uns gestritten. Allerdings verstanden wir uns danach prächtig.
Zeiten änderten sich.
Ich wusste, dass Draco eine Antwort erwartete, doch ich schüttelte bloß den Kopf. Diese Begegnung war zu viel für mich und ich hielt es nicht mehr aus.
Mit gesenktem Kopf verließ ich den Raum, damit er meine Tränen nicht sehen konnte.

The Story of a HufflepuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt