Wiedersehen macht doch keine Freude

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"Ich dachte mir schon, dass ich dich hier treffen werde", hörte ich Draco.
Es war die erste Nacht zurück in Hogwarts.
Seine Stimme klang merkwürdig. Wir haben uns fast zwei Monate nicht gesehen, da könnte man etwas mehr Freude erwarten. Er klang fast traurig. Was hatte er denn für Gründe traurig zu sein? War er nicht derjenige gewesen, der mich versetzt und nicht auf meine Briefe geantwortet hatte?
Wut stieg in mir auf.
"Wie geht's deiner Familie?", fragte ich, ohne ihn anzugucken.
"Meiner Familie?"
"Ja, wie geht es deinem lieben Todesser-Vater und deiner Lieblingstante, die Leute foltert und umbringt? Gehört Du weißt schon wer auch schon zur Familie?"
"Du weißt nicht wovon du da redest", knurrte er.
"Hat deine Mutter auch ein schönes Tattoo? Und dein..."
"Hör auf!"
Draco zeigte mit seinem Zauberstab auf mich. Seine Augen funkelten. Ich war zu weit gegangen, das wusste ich. Aber er hatte kein Recht mich so zu behandeln!
"Was willst du machen? Willst du mich verhexen? Oder mich umbringen? Habe ich dir nicht schonmal gesagt, dass ich keine Angst vor dir habe?"
Sein Zauberstab war immer noch auf mich gerichtet. Er atmete schwer, als würde er einen riesigen Felsbrocken tragen.
"Warum hast du mir nicht geantwortet?", flüsterte ich.
"Willst du das wirklich wissen?"
Was war das denn für eine Frage? Natürlich wollte ich es wissen! Warum hätte ich sonst gefragt?
Ich entschied mich dafür, ihn nicht weiter zu provozieren. Irgendwie machte es mir doch Angst, dass er mich immer noch mit seinem Zauberstab bedrohte.
"Ja", sagte ich.
Endlich ließ er seinen Zauberstab sinken.
"Ich habe dich nie geliebt. Ich wollte nur, dass du meine Hausaufgaben machst und es war ein netter Zeitvertreib."
Er ratterte das alles runter, als hätte er es tausendmal geübt.
Für einen Moment wusste ich nicht wie ich reagieren sollte. Sollte das ein Scherz sein? Er guckte mir nicht in die Augen und war das nicht ein Zeichen dafür, dass er log?
"Aber... Das meinst du doch nicht ernst... All die schönen Momente... Ich verstehe nicht..."
"Ich kann halt gut schauspielern."
"Draco, was ist los mit dir? Du würdest so etwas niemals machen..."
"Du weißt nicht, wozu ich im Stande bin."
"Draco"
Ich berührte seine Handgelenke. Schmerz durchzuckte sein Gesicht.
"Fass mich nicht an!", rief er. "Du nervst! Ich will dich nicht mehr sehen."
Mit diesen Worten verschwand er.
Seine Worte trafen mich wie ein harter Schlag ins Gesicht.
Schlimmer.
Wie Millionen Stiche ins Herz.
Das war nicht der Draco, den ich kannte.
Hatte ich mich so sehr in ihm getäuscht? War er doch der arrogante Junge?
Ich konnte nicht länger in diesem Raum bleiben, in unserem Raum. Schnell nahm ich meine Sachen und verschwand.

Am nächsten Tag ging ich mit meinen Freunden, nach dem Unterricht zum Gemeinschaftsraum. Als wir an einer leeren Wand vorbei liefen, erschien auf einmal eine Tür. Ich wusste, dass nur ich diese Tür sehen konnte. Für einen Moment überlegte ich, den Raum zu betreten. Doch ich entschied mich dagegen. An diesem Raum hingen zu viele Erinnerungen.

Im Gemeinschaftsraum ließ ich mich in einen der gemütlichen Sessel sinken.
Draco ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Auch wenn ich noch so sauer auf ihn war, machte ich mir Sorgen. Alle Versuche mit ihm zu sprechen, waren gescheitert. Beim Essen beobachtete ich ihn, doch er guckte mich nicht mal mit dem Arsch an. Oft saß er, mit dem Kopf auf der Hand gestützt, da und stocherte in seinem Essen herum. Er hatte abgenommen und war noch blasser geworden. Unter seinen Augen waren dunkle Ringe, die von Tag zu Tag tiefer wurden. War ich wirklich so naiv gewesen?
Dieser Junge ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Dafür liebte ich ihn zu sehr.
Und auf einmal stiegen Tränen in meine Augen. Sie rollten und rollten und ich konnte nichts dagegen tun.
Hannah kam sofort zu mir und nahm mich in ihre Arme. Susan streichelte meinen Kopf und flüsterte, dass alles gut werden würde. Die Jungs standen unbeholfen vor mir.
Ich fühlte mich so unheimlich schlecht, weil ich ihnen nie von Draco und mir erzählt habe. Sie waren immer für mich da und ich verbarg so etwas vor ihnen.
"Was ist los?", fragte Hannah.
Für einen kurzen Moment wollte ich alles erzählen. Doch die Worte blieben mir im Hals stecken.
Innerlich entschuldigte ich mich bei ihnen und schwor, dass ich irgendwann alles erzählen würde.
"Ich weiß nicht. Es ist gerade einfach alles zu viel."
Das stimmte ja irgendwie auch so halb. In den vergangen Wochen hatte sich einfach so viel angestaut und jetzt musste alles raus
Ich schämte mich dafür, meine Freunde mal wieder angelogen zu haben. Ich hasste mich selber dafür.
Verzweifelt umklammerte ich Hannah und ließ meinen Tränen freien Lauf.

The Story of a HufflepuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt