Das Mädchen mit den blonden Haaren

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Als geduldiger Mensch hätte ich nie gedacht, dass Warten so schrecklich sein kann.
Aber seitdem wir Hannah in den Krankenflügel gebracht hatten und von Madam Pomfrey rausgeschmissen wurden, war für mich jede Sekunde die Hölle.
Ich hatte mich neben Justin auf den Boden gesetzt und lehnte mit dem Rücken an der Wand. Am liebsten würde ich meinen Kopf dagegen schlagen, damit ich meine Gedanken nicht mehr hören und meine Gefühle nicht ertragen musste.
Allerdings wollte ich so schnell wie möglich erfahren wie es um Hannah stand und da war die Kopf-gegen-die-Wand-Methode nicht gerade die beste...
Womit hatte Hannah das verdient? Die gutmütige, offene, selbstbewusste, tollpatschige Hannah, die jedem ein Lächeln auf das Gesicht zaubern konnte...
Meine beste Freundin...
Das Mädchen, das mit mir im selben Boot saß...
Und das meine ich wortwörtlich.
Denn so hatten wir uns in der ersten Klasse kennengelernt.
Klein und schüchtern wie ich damals war, saß ich in einem der Boote und betrachtete den schwarzen See.
Die Zugfahrt war großartig gewesen! Ich hatte mit Cedric und seinen Freunden in einem Abteil gesessen, Schokofroschkarten getauscht und sogar einen Blick auf Harry Potter erhaschen können!
Jetzt war ich alleine...
Cedric musste zu den Kutschen und ich saß hier. Das ganze wäre viel einfacher, wenn er bei mir wäre.
Mit einer Mischung aus Schüchternheit und Neugierde betrachtete ich die anderen vier in meinem Boot.
Sie wirkten genauso unsicher wie ich. Außer das Mädchen mit den blonden Haaren. Ihre Augen funkelten vor Freude.
Die Boote setzten sich in Bewegung und da sah ich es zum ersten Mal; Hogwarts.
Das Schloss war schöner und größer, als ich es mir je erträumt hätte. Ich wollte jeden Winkel erkunden, alle Geheimnisse erforschen. Dieses wunderbare Gebäude würde mein zuhause für die nächsten sieben Jahre sein. Jetzt funkelten auch meine Augen.
"Was meint ihr, in welches Haus ihr kommt?", brach ein dunkelhaariger Junge den magischen Moment.
"Ravenclaw", antwortete das Mädchen neben ihm. "Da war so gut wie jeder aus meiner Familie."
"Ja, Ravenclaw ist nicht schlecht, aber ich passe eher nach Slytherin. Das sagt mein Onkel zumindest immer", sagte der dunkelhaarige Junge.
"Und ihr?"
Er schaute uns erwartungsvoll an.
"Ich denke ich komme nach Hufflepuff", sagte ich unsicher.
"Wirklich, Hufflepuff?", fragte das blonde Mädchen.
Auch der dunkelhaarige Junge und das andere Mädchen guckten mich skeptisch an.
"Also ich finde Hufflepuff klasse", sagte der blonde Junge fröhlich und lächelte mich an. Ich lächelte zurück und von diesem Moment an wusste ich, dass er und ich Freunde werden würden.
"Ich will unbedingt nach Gryffindor!", rief das blonde Mädchen. "Ich glaube da passe ich ganz gut hin."
Aber das tat sie nicht.
Professor McGonagall nannte ihren Namen, Hannah Abbott, als erstes und der sprechende Hut verkündete Hufflepuff.
Für Hannah brach eine Welt zusammen. Nie im Leben hätte sie gedacht nach Hufflepuff und nicht nach Gryffindor zu kommen.
Dabei passte sie so gut in das Haus Hufflepuff. Sie trug alle Werte und Vorstellungen des Hauses in sich. Und nur, weil sie keine Gryffindor ist, heißt das ja nicht, dass sie nicht mutig und tapfer ist.
Mit diesen Worten tröstete ich sie am Abend im Schlafsaal.
Von da an waren wir unzertrennlich.

"Miss Diggory, Mr. Finch-Fletchley?"
Ich riss meinen Kopf hoch, was mein Nacken nicht gerade lustig fand.
Professor Sprout stand vor uns und blickte uns besorgt an.
"Geht es Hannah gut? Ist sie wieder bei Bewusstsein? Musste sie ins St. Mungo?", sprudelte es aus Justin und mir heraus.
"Madam Pomfrey hat ihr einen Schlaftrank gegeben, damit sie sich ausruhen und die Geschehnisse verarbeiten kann. Sie hat einen Schock, aber ansonsten geht es ihr gut. Aber was bei Merlins Bart ist passiert?"
"Carrow hat..."
"Nicht hier auf dem Flur, Miss Diggory", warnte meine Hauslehrerin.
Wir gingen den Krankenflügel und sofort kamen Erinnerungen an Dracos und meinen Abschied hoch.
Hannahs Anblick verdrängte die Erinnerungen.
Sie sah nicht gut aus. Und das war noch untertrieben.
Ihre sonst so glänzenden Haare hingen in fettigen Strähnen herunter. Und ihre Haut war so blass...
Schnell wandte ich mich von ihr ab.
"Erzählen Sie", bat Professor Sprout und Madam Pomfrey gesellte sich zu uns, um sich alles anzuhören.
Justin und ich schilderten schnell die Ereignisse.
"Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll."
Ich hatte Professor Sprout noch nie so schockiert gesehen.
"Das ist einfach schrecklich", sagte Madam Pomfrey.
Wir nickten zustimmend.
"Aber Ihnen geht es gut?", fragte sie Justin.
Er nickte.
"Emma hat mich ja vor dem schlimmsten bewahrt. Wirklich, ich kann mich nicht oft genug bei dir bedanken."
"Du hättest das selbe für mich getan", sagte ich.
"Ich muss mit Minerva und Filius reden. Und mit Hagrid und Argus. Oooh Albus! Warum bist du nicht mehr da?"
Es war seltsam seine Lehrerin kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu sehen.
"Rede erst mal mit Minerva. Sie wird wissen was zu tun ist", sagte Madam Pomfrey. "Und jetzt raus hier. Meine Patientin braucht Ruhe!"
Ich warf einen letzten Blick auf Hannah, dann fiel die Tür des Krankenflügels ins Schloss.

The Story of a HufflepuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt