Der Weihnachtsball

388 24 3
                                    

"Wow, Hannah!", rief ich begeistert als sie endlich fertig war. Hannah hatte Stunden im Bad verbracht, aber der Aufwand hatte sich gelohnt. Sie sah umwerfend aus!
Ihre blonden Haare boten einen schönen Kontrast zu dem kurzen schwarzen Kleid. Dazu trug sie passenden Silberschmuck und High-Heels.
Ich selber trug ein dunkelrotes, langes Kleid mit tiefem Rückenausschnitt.
"Du siehst aber auch nicht schlecht aus", sagte Hannah. "Oder sollte ich lieber sagen 'Chérie du sie'st so 'übsch aus'."
"Klappe."
Und Hannah verstummte tatsächlich. Das lag aber nicht an mir, sondern an Ernie.
"Du siehst gut aus", sagte dieser schüchtern.
"Danke, du auch", murmelte Hannah.
Ich grinste Zacharias an, der einen Arm um Cora gelegt hatte.
"Jetzt, wo Hannah da ist, können wir ja auch endlich los", sagte Justin und ging mit Susan voran in Richtung Große Halle.
Ich war froh als ich endlich auf Louis traf, denn es war komisch so ganz alleine unter den ganzen Paaren zu sein.
Louis lächelte mich an und ich schwebte sofort im siebten Himmel. Der Abend konnte beginnen.

Das Fest war großartig.
Wir tanzten, lachten und Louis, der schon sechzehn war, trank den ein oder anderen Feuerwhisky mit seinen Freunden aus Beauxbatons.
"Ganz schön heiß hier", schrie ich als wir gerade eine Pause von dem ganzen Tanzen brauchten.
"Wollen wir 'inaus ge'en?"
Ich nickte, das verstand man bei dem Lärm sowieso besser.
Wir liefen an Dumbledore und McGonagall, Hagrid und Madame Maxime, Hermione und Krum, Malfoy und Parkinson und Justin und Susan vorbei, dann erreichten wir den Ausgang.
Die Luft war angenehm kühl und wir liefen ein Stück durch den weißen Schnee.
Wir blieben gleichzeitig stehen, als hätten wir uns abgesprochen und blickten uns tief in die Augen.
Das war also der Moment.
In meinem Kopf spielte sich ein kleines Drama ab, da ich noch nie jemanden geküsst hatte. Was, wenn ich etwas falsch machen würde?
Louis kam mir immer näher und näher. Jetzt konnte ich keinen Rückzieher mehr machen.
Seine Lippen trafen auf meine und in mir explodierte ein Feuerwerk. Die Angst war völlig verschwunden, ich schien genau zu wissen, was ich da tat.
Meine Arme schlangen sich um seinen Hals. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper als er seine Arme um meine Taille legte.
Es war einfach wunderschön.
Doch dann rutschte seine Hand ein Stück zu tief. Sofort brach ich den Kuss ab und löste mich von ihm.
"Was soll das?"
"Was denn?"
Er zog mich wieder zu sich.
Erneut landeten seine Lippen auf meinen, doch diesmal erwiderte ich den Kuss nicht. Sein Atem roch irgendwie komisch und ich spürte einen bitteren Geschmack in meinem Mund.
Seine Hände wanderten an meinem Körper auf und ab.
"Hör sofort auf!", schrie ich und versuchte verzweifelt mich von ihm zu befreien.
Doch Louis war einfach zu stark.
"Chérie, du willst es doch auch", flüsterte er.
Er kam näher um mich wieder zu küssen, diesmal drehte ich meinen Kopf aber weg.
"Mach disch ein bisschen locker."
"Ich bin vierzehn!"
"Alors, dann darfst du ja."
"Du Schwein!", rief ich und wollte davon rennen, doch er hielt mich am Handgelenk fest. Für diesen Idioten hatte ich meinen ersten Kuss verschwendet!
Jetzt erkannte ich auch den Geruch, Alkohol...
"Lass mich los! Mit deinen billigen Sprüchen kriegst du mich ganz bestimmt nicht ins Bett!"
Es brachte nichts.
Ich konnte schreien, treten, schlagen. Louis' Griff lockerte sich nicht. Stattdessen drückte er mich an die Steinmauer.
Panik stieg in mir auf.
Dann hörte ich plötzlich eine bekannte kühle Stimme.
"Lass sie los."
Louis drehte sich überrascht um und ließ von mir ab.
Mir war auf einmal eiskalt.
Draco Malfoy hatte sich vor Louis aufgebaut und bedrohte diesen mit seinem Zauberstab. Ich war viel zu verwirrt um darüber nachzudenken, warum er er hier war.
Louis murmelte irgendetwas auf französisch und lief davon. Erleichterung machte sich in mir breit.
Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich am ganzen Leib zitterte und Tränen an meinen Wangen herunterliefen.
"Danke", sagte ich leise.
Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Malfoy mich einmal aus so einer Lage retten würde.
"Pass das nächste mal besser auf", sagte er.
Ich nickte.
"Und nimm deinen Zauberstab mit. Was bist du, eine Hexe oder ein Muggel? Das nächste Mal werde ich nicht hier sein um dich zu retten und außerdem-"
"Ja, meine Güte!", rief ich. "Vielen Dank, aber das muss ich mir echt nicht bieten lassen."
Mit diesen Worten stapfte ich wütend davon.
"Da will man einmal helfen und dann sowas!", rief er mir hinterher.
So ein Idiot!

Ich lief so schnell es ging in den Schlafsaal und wollte einfach nur noch ins Bett. Doch zu meiner Überraschung war ich dort nicht alleine.
"Was machst du denn hier?", fragte ich verwirrt.
Hannah saß auf ihrem Bett und hatte bereits ihren Schlafanzug an.
"Hast du geweint?", wollte sie wissen.
Wir kannten uns so gut, dass wir keine Worte brauchten um uns zu verstehen. Ich schmiss mich neben sie auf das Bett.
"Du zuerst", sagte ich.
"Ach, es ist nichts schlimmes. Ernie und ich haben uns geküsst."
"Was?", rief ich aufgeregt und vergaß Louis für einen Moment.
"Beruhig dich! Daraus wird nichts. Es war furchtbar. Irgendwie hat es sich falsch angefühlt. Als hätte ich meinen Bruder geküsst."
"Und Ernie?"
"Er fand es genauso komisch. Wir haben gelacht und das war's."
"Wie jetzt?"
"Naja, wir bleiben einfach Freunde. Und dann war da eine komische Stille zwischen uns, also sind wir in unsere Schlafsäle gegangen."
"Meinst du es kann so wie früher werden?", fragte ich besorgt.
"Ich hoffe es... Aber jetzt erzähl du. Was ist passiert?"
Und ich erzählte Hannah die ganze Geschichte.
"Das war wirklich kein gelungener Abend", murmelte sie als ich fertig war.
Wie recht sie doch hatte...

The Story of a HufflepuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt