Die Hochzeit

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Ferien waren einfach wunderbar.
Man konnte sich mit seinen Freunden treffen, ausschlafen und war einfach frei.
Das hatte ich zumindestens immer gedacht.
Die Realität sah leider ganz anders aus.
Wie sollte man frei sein, wenn draußen der gefährlichste dunkle Magier aller Zeiten rumlief? Und wie sollte man frei sein, wenn der Junge den man liebte einer seiner Anhänger war?
Mein Bett war in den letzten Tagen zu meinem besten Freund geworden.
Hier musste ich niemanden sehen, mit niemandem reden und konnte im Selbstmitleid baden.
Ich hörte ein leises Klopfen an meiner Tür.
"Nein!", brummte ich.
Die Tür ging trotzdem auf.
Ich warf mich auf die andere Seite und schmiss die Decke über meinen Kopf. Ich wollte alleine sein.
Jemand setzte sich auf meine Bettkante und zog vorsichtig die Decke von meinem Kopf weg.
"Ach Emma", seufzte meine Großmutter, die gerade zu Besuch war und streichelte meinen Kopf.
"Kein Junge auf dieser ganzen Welt verdient es, dass du dich seinetwegen so schlecht fühlst", flüsterte sie.
Langsam drehte ich mich um und guckte sie verwirrt an.
Woher wusste sie das?
Sie lächelte mich an und sagte:
"Du liegst tagelang im Bett rum und glaubst, dass ich nichts merke?"
Ich zuckte mit den Schultern.
Wohlmöglich hatte ich das vermutet. Immerhin hatten sie und Opa ihre eigenen Probleme.
Plötzlich überkam mich eine unheimliche Wut.
"Vielleicht geht es mir ja auch so schlecht, weil mein Bruder tot ist!", rief ich. "Oder weil ich euch allen scheißegal bin!"
Genauso schnell wie die Wut gekommen war, verflog sie auch wieder. Das hätte ich nicht sagen sollen. Immerhin hatte mein Vater einen Sohn verloren und meine Großeltern ihren Enkel. Ich war doch diejenige gewesen sie sich zurückgezogen hatte.
"Tut mir leid... Das war falsch...", murmelte ich.
"Nein, es stimmt ja irgendwie. Aber du bist uns doch nicht egal."
Auf einmal lag ich in ihren Armen. Ich fühlte mich wieder wie das kleine Mädchen, das weint, weil es nicht älter werden möchte.
In den Armen meiner Oma fühlte ich mich so geborgen und sicher. Hier konnte mich nichts und niemand angreifen.
"Wenn du reden möchtest, bin ich immer für dich da. Und dein Vater und Opa auch."
"Ich weiß", flüsterte ich.
Wir saßen so lange da, bis ich keine Tränen mehr übrig hatte.
"Und jetzt wird es Zeit diesen Jungen zu vergessen", sagte meine Großmutter entschlossen und zog meine Decke weg.
"Oma!"
"Es wird Zeit aufzustehen! Morgen ist doch die Hochzeit."
"Ich gehe da nicht hin. Ich bleibe hier", murmelte ich.
"Keine Widerrede! Wie gehen dahin", sagte meine Oma und riss die Vorhänge auf.
Knurrend richtete ich mich auf.
Also gut!
Ich ging ins Bad und warf einen Blick in den Spiegel, was ich im nächsten Moment bereute.
Meine Augen waren gerötet und geschwollen. Meine Haut war so blass wie Cedr... wie die einer Leiche. Und meine Haare bestanden aus fettigen Strähnen.
Meine Großmutter hatte recht gehabt, ich musste Draco vergessen. So konnte es wirklich nicht weitergehen!

Um drei Uhr standen meine Großeltern, Dad und ich vor unserem Haus.
"Bereit?", fragte mein Vater.
Wir nickten. Ich konzentrierte mich auf mein Ziel und schon spürte ich das übliche Ziehen in meinem Bauch. Unser Haus verschwamm vor meinen Augen. Für einen Moment war alles um mich herum schwarz. Dann sah ich ein großes weißes Zelt.
Zusammen mit meiner Familie ging ich darauf zu.

Vor dem Eingang standen vier rothaarige Jungen.
"Hallo", begrüßte uns der eine. Er war entweder Fred oder George. Ich konnte die zwei echt nicht auseinander halten.
Fred oder George musterte uns und sagte dann: "Familie Diggory. Sie sitzen vorne links."
Wir bedankten uns und gingen zu den zugewiesenen Plätzen.
Ich traf einige Freunde, wie Luna, Ginny und Hagrid, dann ging die Zeremonie auch schon los.
Bill Weasley und sein Bruder Charlie erhoben sich von ihren Plätzen und Musik schwoll an.
Die Menge verstummte und alle Blicke richteten sich nach hinten.
Mir entfuhr ein leises "Ooooh", als ich die Braut sah.
Fleur trug ein schlichtes weißes Kleid, welches von einem silbernen Schimmern umhüllt wurde.
Begeistert beobachtete ich die Trauung. Ich war noch nie auf einer Hochzeit gewesen, aber es war wirklich... magisch.
"... dann seid ihr hiermit im Leben vereint."
Ein silberner Sternenschauer rieselte über das Brautpaar und wand sich spiralenförmig um sie.
Es folgte ein stürmischer Beifall. Die goldenen Ballons über uns platzten und Patadiesvögel und goldene Glöckchen flogen hervor.

Das Zeltinnere wurde verändert, sodass sich nun eine Tanzfläche in der Mitte befand.
Ich schnappte mir zuerst etwas zu Essen und setzte mich zu meiner Familie an einen Tisch.
Als wir aufgegessen hatten, begann die Musik zu spielen. Die Tanzfläche füllte sich und auch meine Großeltern begaben sich dorthin. Sie wirbelten umher und sahen so jung aus. Wann waren sie das letzte Mal so frei und glücklich gewesen? Lächelnd beobachtete ich sie eine Weile.
Dieser Moment sollte nie aufhören.
Der Gedanke schoss mir durch den Kopf und im selben Moment taucht ein silberner Luchs auf.
Der Patronus öffnete das Maul und sprach mit tiefer Stimme:
"Das Ministerium ist gefallen. Scrimgeour ist tot. Sie kommen."

The Story of a HufflepuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt