Die Verräterin

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Wenn mir jemand vor ein paar Monaten gesagt hätte, dass ich mich mal in Draco Malfoy verlieben würde, dann hätte ich denjenigen für verrückt erklärt.
Und jetzt lag ich in meinem Bett und dachte an ihn.
Er war so geheimnisvoll.
Man konnte nie wissen, was genau er dachte.
Seine wunderschönen grauen Augen waren immer so stürmisch.
Ich versuchte ja an etwas anderes zu denken, aber es ging nicht.
Ich sollte ihn mir jedoch aus dem Kopf schlagen. Die Chancen, dass wir zusammen kommen würden, waren gleich Null.
Es war schließlich Draco Malfoy!
Draco...
Und schon wieder versank ich im siebten Himmel.
Ich seufzte und zwang mich aufzustehen. Es war Heiligabend und ich sollte Zeit mit meiner Familie verbringen. Meine Großeltern waren extra hergekommen und ich verschanzte mich hier in meinem Zimmer.
Also lief ich die Treppe herunter und gesellte mich zu meiner Familie.
Die Stimmung war allerdings erdrückend. Noch nie hatte ich sie so unglücklich an Weihnachten gesehen.
Wir alle dachten das gleiche, doch niemand sprach es aus. Es war das erste Weihnachtsfest ohne Cedric.

Das neue Jahr begann und ich brachte den Mut auf den anderen Teil meiner Familie kennenzulernen. Meine Mutter lebte in einer schönen hellen Wohnung in London.
Es verletzte mich unheimlich ihr neues Familienglück zu sehen. Auf der anderen Seite verstand ich mich immer besser mit ihr und näherte mich auch langsam an ihre Familie an.
Benedict arbeitete als Auror im Ministerium und schien damit ziemlich erfolgreich zu sein. Er war ein sehr intelligenter Mann, so wie sein Sohn Josh.
Amber war ein aufgewecktes Mädchen und erinnerte mich an Hannah.
Sie waren eine so glückliche Familie. Warum hatte ich das nicht auch?
Es war paradox, dass ich sie so sehr mochte und gleichzeitig hasste.
Das Treffen mit ihnen bereitete mir am Abend Kopfschmerzen.
Ich wusste einfach nicht wie es weitergehen sollte. Und es fühlte sich so an als würde ich Dad betrügen. Also beschloss ich mir ihm zu reden.
Entschlossen ging ich die Stufen hinab und fand meinen Vater am Küchentisch.
"Ah Emma, ich wollte sowieso noch mit dir reden", sagte er.
"Das trifft sich gut. Ich muss nämlich auch mit dir reden."
"Du zuerst", sagten wir gleichzeitig und mussten lachen.
"Ich habe Kontakt zu Mum."
"Ich habe eine Frau kennengelernt."
"Was?", entfuhr es uns beiden. Bevor ich etwas sagen konnte, ergriff er das Wort.
"Ist sie immer noch bei Scott?"
"Woher weißt du das?"
"Der Kerl arbeitet im Ministerium und ich habe da ziemlich gute Kontakte. Hör zu, ich weiß, dass wir nie über die Trennung geredet haben, aber die Wege von deiner Mutter und mir sind getrennt. Wenn du dich mit ihr treffen möchtest, kannst du das gerne machen.
Ich bin nicht stolz auf die Dinge, die ich damals gemacht habe und sie ist es vermutlich auch nicht. Vielleicht sollte ich es dir auch erzählen-"
"Ich will es lieber gar nicht wissen", sagte ich schnell.
Ich wollte nicht, dass er mein Bild von meinen Eltern zerstörte. Immerhin lief es gerade so gut mit ihnen.
"Wie du willst", murmelte Dad.
"Was ist das denn jetzt für eine Frau?", fragte ich neugierig. "Und wann lerne ich sie kennen?"
"Du kennst sie schon. Sie arbeitet in meiner Abteilung. Erinnerst du dich noch an Amanda Fields?"
"Die Frau, die vor zwei Jahren den Niffler aus Cedrics Zimmer mitgenommen hat?"
"Genau die."
Ich erinnerte mich dunkel an die sympathische Frau.
Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der so einen guten Draht zu Tieren hatte, naja bis auf meinen Vater vielleicht.
"Das ist super, Dad!", sagte ich begeistert.
Und ich freute mich wirklich für ihn.

Mit dem Beginn des neuen Jahres, wurde es auch Zeit zurück nach Hogwarts zu fahren.
Ich freute mich wahnsinnig auf meine Freunde und Draco, aber die immer näherrückenden ZAGs bereiteten mir Bauchschmerzen.
Es gab vieles was wir uns nach den Ferien zu erzählen hatten.
Justin hatte sich beim Skifahren (Das war so ein merkwürdiger Muggelsport, bei dem man auf Brettern einen Berg hinunterraste) mehrere Knochen gebrochen und hatte deshalb Heiligabend im St Mungo verbringen müssen.
Ernie kam braungebrannt aus Australien zurück und Hannah hatte wie immer den neusten Klatsch und Tratsch für uns.
"-und deswegen hat sich Burden Barker von ihr getrennt", endete sie gerade ihre Geschichte über einen berühmten Autor.
"Und wen außer Susan interessiert das?", fragte Zacharias gelangweilt. Susan war ein riesiger Fan von Barker und errötete bei jeder Erwähnung seines Namens.
"Die Geschichte war jetzt echt nicht so spannend", sagte Ernie. "Erzähl uns lieber was von Hogwarts."
Hannah grinste hämisch.
"Das beste hebe ich mir doch immer bis zum Schluss auf."
Sie machte eine dramatische Pause.
"Cho Chang und Harry Potter sind zusammen."
"Bitte was?", rief ich wütend.
Hannah zuckte mit den Schultern.
"Ich habe das von einer sicheren Quelle", versicherte sie mir.
Wenn ich Cho in die Finger kriegen würde, dann könnte sie was erleben!

Cho konnte sich glücklich schätzen, dass ich ihr erst an unserem dritten Schultag begegnete. Meine Wut hatte schon wieder etwas abgenommen, was aber nicht hieß, dass ich ihr verziehen hatte.
Ich begegnete ihr nach einer Doppelstunde Verwandlung auf dem Flur.
"Oh, hallo Emma", sagte sie und lächelte mich komisch an.
"Ich muss mit dir reden", sagte ich überraschend ruhig.
Sie runzelte ihre Stirn, nickte dann aber.
"Ihr könnt schonmal vorgehen", sagte sie zu ihren Freundinnen.
Eigentlich hatte ich Cho immer gemocht. Sie war mehrere Male bei uns zu Hause gewesen und wir hatten uns recht gut verstanden.
Außerdem hatte sie Cedric so glücklich gemacht.
Tja, Zeiten ändern sich.
"Du scheinst auf Promis zu stehen", knurrte ich.
"Was meinst du?"
"Jetzt tu doch nicht so unschuldig! Erst Cedric, der Schulchampion. Und jetzt Potter. Der berühmte Harry Potter. Wer kommt als nächstes? Viktor Krum oder doch Gilderoy Lockhart?"
"Ich habe Cedric geliebt!", rief sie und ein paar 3. Klässlerinnen schauten uns beim Vorbeigehen komisch an.
"Muss ja die ganz große Liebe gewesen sein, wenn du nach so kurzer Zeit wieder einen Neuen gefunden hast. Und es musste ausgerechnet Harry Potter sein!"
Eine Träne rollte über ihre Wange. Musste dieses Mädchen eigentlich immer heulen?
Eine kleine Stimme in mir hatte Mitleid mit ihr.
Tat ich nicht gerade genau das selbe? Immerhin dachte ich mehr an Draco als an Cedric.
"Das ist was anderes", beruhigte ich mich.
Ich richtete mich auf, damit sich Cho noch kleiner fühlte.
"Ich h-habe Cedric ge-geliebt und t-tue es immer noch. Aber i-ich mag H-Harry auch", schluchzte sie. "Ich hasse mich doch selber dafür!"
Sämtliches Mitleid, was ich gerade noch für sie empfunden hatte, war verschwunden.
Ich kochte nun vor Wut.
"Wenn das mein größtes Problem wäre, hätte ich ein ganz tolles Leben", zischte ich.
"Vielleicht solltest du mal mit deinem Selbstmitleid aufhören!", rief sie.
"Für ein so kleines, zerbrechliches Mädchen, hast du eine ganz schön große Klappe", flüsterte ich bedrohlich und holte meinen Zauberstab hervor.
"Willst du mir etwa drohen? Ich bin ein Jahr älter und habe viel mehr-"
Doch weiter kam sie nicht.
Ich hatte meinen Zauberstab geschwenkt und jegliche Flüche, die mir durch den Kopf gegangen waren, auf sie gehetzt.
Gerade als ich dabei war den nächsten auszusprechen, hörte ich eine Stimme, die sagte:
"Das würde ich an Ihrer Stelle sein lassen."
Ich ließ meinen Zauberstab sinken und drehte mich langsam um.
Schwarze Augen blickten mich vorwurfsvoll an.
Von allen Lehrern musste es ausgerechnet Snape sein.
"In mein Büro."
Er genoss es sichtlich diese Worte zu sagen.
Ich drehte mich ein letztes Mal zu Cho, deren Beine immer noch zappelten und zischte:
"Halt dich von mir fern, Chang."
Dann folgte ich Snape.

"Sie waren in den letzten Jahren auch anwesend?", fragte Snape.
Wir saßen in seinem dunklen Büro, welches voller Zaubertränke und Kessel war.
Hier war ich nicht mehr so selbstbewusst.
Vorsichtig nickte ich.
"Gut, dann haben Sie mitbekommen, dass das Verhexen anderer Schüler untersagt ist?"
Erneut nickte ich.
"Und Sie wissen, dass das Duellieren ebenfalls untersagt ist?"
"Ja, Sir."
"Und, dass es feige ist andere anzugreifen, obwohl diese wehrlos sind, wissen Sie auch?"
"Ja Sir, aber-"
"Kein aber!", rief Snape wütend. "Sie können froh sein, dass ich Sie gesehen habe und nicht jemand anderes!"
Ich schnaubte verächtlich.
Als ob es jemand schlimmeres als Snape gab.
Doch dann realisierte ich, dass diese Person tatsächlich existierte. Umbridge...
"Es tut mir leid, Sir", sagte ich schnell.
"Das hilft Ihnen jetzt auch nicht weiter. Sie kommen die nächsten drei Samstage in meinen Klassenraum und putzen die Vitrinen und Kessel.
Ohne Magie!
Außerdem ziehe ich zehn Punkte von Hufflepuff ab."
"Aber-"
"Ganz richtig, der letzte Samstag befindet sich in einem Hogsmeade-Wochenende."
Und da habe ich Geburtstag, fügte ich stumm hinzu.
Doch mit Snape konnte man nicht diskutieren.
Ich nahm mein Urteil hin und sagte niedergeschlagen: "Ja, Sir"
Es war das erste Mal, dass ich Nachsitzen musste.
Innerlich verfluchte ich Cho dafür, obwohl es meine eigene Schuld war.

The Story of a HufflepuffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt