Kapitel 6 - Erkenntnisse

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Das Lied ging zu Ende. Doch wir tanzten immer noch. Meine Augen geschlossen und mein Kopf noch immer an seiner muskulösen Brust. Malik.. Sein Name klang so schön. Immer wieder ging es durch meinen Kopf. Ich öffnete langsam meine Augen und sah auf unsere Hände. Er hatte eine so große, schöne Hand, mit der er meine innig umschlungen hatte.

Ich hob meinen Kopf und sah ihn an. Er bemerkte meinen Blick und sah mich ebenfalls an. Ich fing an zu grinsen, denn der Moment schien perfekt und merkwürdig zur selben Zeit. "Was ist denn?", fragte er mich verträumt. "Nichts.. Es ist nur.. Wir kennen uns nicht, aber..", fing ich an, doch schweifte ab.

"Wir werden uns kennen lernen. Ich will alles über dich erfahren.", sagte er selbstüberzeugt. Ich nickte:" Ich auch über dich." Er grinste und ließ mich langsam los. Seine Hände umfassten zärtlich mein Gesicht. Er strich mir durch mein Haar und flüsterte:" Du bist wunderschön." Ich grinste bis über beide Ohren. Diese Worte ließen mein Herz schmelzen.

"Komm ich fahr dich nach Hause.", schlug er vor und ich nickte stumm. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es schon 3 Uhr war. Wir verließen den Saal und sofort durchzog mich eine eisige Kälte. Ich bekam eine Gänsehaut und fuhr dementsprechend mit den Händen durch meinen Armen um sie aufzutauen. Malik bemerkte es sofort und warf auf dem Weg zu seinem Auto seinen Arm um mich.

Als wir an seinem Auto ankamen, bemerkte ich, dass er einen Audi fuhr. Es schien teuer zu sein und sofort fing ich an zu zögern, denn ein Blick auf meine Kleidung ließ mich daran erinnern, dass wir noch nie so ein modernes Auto fuhren. Ich sah ihn plötzlich mit anderen Augen. Oder sah ich mich mit andern Augen? Denn schließlich war ich diejenige, die nicht gut genug für ihn war. Ich war diejenige, die kein Geld hatte. Und er war der Sohn von Cem Güven, dem dieses fette Saal gehörte. Ich fragte mich, wie groß dann deren Haus war.

"Was ist los?", fragte er mich überrascht, als er mir die Tür seines Wagens öffnete und ich nicht Einstieg. Was hätte ich sagen sollen? Ich habe Zweifel bekommen, weil du freundlich, hübsch und dazu noch reich bist? Nein, diese Blamage könnte ich mir sparen. Also setzte ich ein Fake-Lächeln auf die Lippen:" Nichts, alles gut." Mit diesen Worten stieg ich ins Auto.

Ich beschrieb ihm die Wohnung und währen der Autofahrt sprachen wir kein Wort miteinander. Ich merkte, dass er mich oft von der Seite ansah, doch ich schaute ununterbrochen durch das Fenster, um eine Konversation zu meiden.

Vor der Wohnung, schaltete er den Wagen aus und sah mich schwach lächelnd an. "Gib mir deine Nummer.", sagte er. Als hätte ich keine andere Wahl nahm ich mein Handy aus meiner Jacke und ihm meine Nummer geben, als ich mich erneut zurückzog. Ich schämte mich. Er hatte ein iPhone 7 und ich ein Samsung S2, was mal meinem Vater gehört hatte. Es sah beschädigt und dreckig aus. Seins war noch wie Neu. Er merkte mein Verhalten und nahm mein Handy aus der Hand. Er tippte seine Nummer ein und rief an, damit er meine Nummer ebenfalls hatte.

"Was ist dein Problem jetzt auf einmal?", fragte er mich genervt. Ich versuchte erneut mein Fake-Lächeln aufzusetzen:" Hä? Es ist wirklich nichts." Er schüttelte wütend seinen Kopf:" Denkst du ich bin dumm? Ich sehe doch wie du dich die ganze Zeit zurückziehst. Hab ich was falsches gesagt oder gemacht? Wenn dir das zu schnell wurde alles, hättest du es sagen können. Ich würde mich deinem Tempo anpassen."

Diese Worte berührten mein Herz zutiefst. Sie waren so schön und ich wusste gar nicht, wie ich mich hätte rausreden können. "Vergiss es wirklich.", mit diesen Worten stieg ich rasch aus dem Auto. Malik wollte gerade seine Tür öffnen, als ich ihn aufhielt:" Nein, nein. Brauchst nicht rauskommen. Heute war schön, danke für alles. Bis dann." Die Verzweiflung war in seinem Gesicht geschrieben. Er war mit der Situation so überrumpelt und mit diesen Worten rannte ich zur Tür.

Zuhause angekommen versuchte ich die Tür so leise wie möglich zu schließen, damit niemanden auffallen sollte, dass ich erst gegen 4 Uhr zuhause war. Doch als ich die Tür zuschlug, kamen meine Mutter und mein Bruder aus den Zimmern. Sie waren wach. Na toll.

"WO WARST DU? Ich war bei Kübra und ihr beide wart nicht da?", schrie mein Bruder sofort. Ich kannte so eine Aggressivität mir gegenüber gar nicht von meinem Bruder. Doch bis zu jenem Tag tat ich auch nichts, worüber er sich so aufregen könnte. "Wir sind spazieren gegangen, beruhig dich mal..", sagte ich entspannt. Ich versuchte ihm meine Angst nicht zu zeigen. Gerade als er etwas brüllen wollte, unterbrach meine Mutter ihn:" Oh spazieren klingt toll. Bist bestimmt müde geworden, komm wir gehen ins Bett, mein Schatz." Ich nickte sofort und wir verschwanden im Schlafzimmer, bevor mein Bruder etwas sagen konnte.

Ich zog mir schnell ein Pyjama an und legte mich ins Doppelbett zu meiner Mutter. Sie lächelte mich friedlich an. Zu friedlich. Sie wusste was. Eindeutig.

"Wo warst du wirklich?", fragte sie mich immer noch mit diesem Lächeln. "Hab ich doch gesagt, wir waren spazieren..", doch sie unterbrach mich. "Ich weiß, dass du arbeiten gegangen bist." Na toll, ich wusste doch, dass sie etwas weiß.

"Ehm, ich..", doch wieder unterbrach sie mich. "Ich war heute bei Derya und sie hat mir erzählt, du wolltest in diesem Saal arbeiten, wo Kübra arbeitet. Ich find es nicht schlimm, aber hättest du mir die Wahrheit gesagt, wäre das natürlich besser."

Ich sagte nichts mehr und sah sie nur noch schuldbewusst an. Ich hasste es zu lügen, vor allem meine Mutter anzulügen.

"Wer war dieser Junge?", fragte sie mich mit einem verspielten Grinsen. Ich erschrak und wurde sofort rot. Meinte sie etwa Malik?

"Hä, welchen Jungen?", fragte ich aufgeregt.
"Der Hübsche, der dich nach Hause gefahren hat.", sie zwinkerte.

Ich hatte noch nie mit meiner Mutter über Jungs geredet, also war es Neuland für mich. Ich wurde rot und verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen. Sie fing an zu kichern:" Komm, erzähl mal. Wer war es?"

Es war so eigenartig, doch ich erzählte jedes einzelne Detail aus diesem Tag, bis auf Bilal, weil ich wusste, sie würde sich unnötig Sorgen machen. Ich erzählte, Malik wäre zu mir in die Küche gekommen und hätte mich normal angesprochen. Ich erzählte ihr von unserem Tanz, aber auch mein schlechtes Gewissen, dass ich mich aufgrund seines Geldes einschüchtern ließ.

"Bist du verrückt? Wenn er wirklich interessiert ist an dir, dann würde es ihm total egal sein, wie viel Geld wir haben. Vergiss diese Einstellung, Suzan. So kenn ich dich gar nicht."

Sie hatte recht. Geld spielte noch nie eine Rolle für mich. Ob es da war oder nicht änderte nichts. Also befolgte ich ihren Ratschlag.

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"Schatz, aufwachen.", weckte mich die sanfte Stimme meiner Mutter. Sie drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und ich öffnete müde meine Augen. "Ich gehe zu Derya, kommst du mit?" Ich nickte und sofort stand ich auf, warf mir was rüber, machte mich im Badezimmer fertig und verließ mit meiner Mutter das Haus. Obwohl es gerade mal 11 Uhr morgens war, erzählte mir meine Mutter, dass Emre schon gegangen sei. Das wunderte mich, denn normalerweise schlief er mindestens bis 14 Uhr.

Bei Derya angekommen, erzählte sie mir Kübra sei kurz in den Garten gegangen, um etwas abzuholen. Ich wollte ihr eine Überraschung machen und ging runter. Als ich gerade die Tür zu dem Gartenhaus öffnen wollte, entschied ich mich doch lieber erstmal durch das Fenster zu sehen, ob sie wirklich da war.

Und genau in dem Moment wurde ich von ihr überrascht, denn das was ich sah, war schockierend und unschön zugleich. Ich traute meinen Augen kaum. War es wahr? Oder bildete ich es mir ein? Bis heute kann ich euch nicht in Worten fassen, wie überfordert ich in dem Moment war.

Sie war an der Wand angelehnt und küsste..

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Na, was denkt ihr wen sie in dem Moment küsste?🤔😂
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MALIKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt