Kapitel 25 - „Für mich bist du gestorben"

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Nachdem ich meine Koffer nun hatte, verließ ich den Flughafen und suchte mir schnellstmöglich ein Taxi. Meine Mutter hatte mir gesagt, dass mein Bruder und sie mich leider nicht abholen konnten, weil sie arbeiten mussten. Ich konnte es voll und ganz nachvollziehen. Doch einen Ich-Renne-In-Die-Arme-Meiner-Familie-Während-Alle-Anderen-Am-Flughafen-Mitbekommen-Dass-Ich-Wieder-Da-Bin-Moment hätte ich trotzdem sehr gerne.

Als ich relativ schnell ein Taxi fand, der mich nach Hause fuhr hatte ich die Gelegenheit über den Typen von gerade nachzudenken. Savas. Sein Name passte ebenfalls zu seinem Erscheinungsbild. Er war wirklich sehr breit und muskulös.

Doch in der selben Sekunde, durchzog mich ein Gefühl der Unsicherheit. Es kam mir falsch vor, über Savas nachzudenken. Als würde ich Malik betrügen. Mir wurde mulmig. „Du fängst an, ab jetzt immer nur an DICH zu denken.", redete ich mir ein und versuchte mich mit dem Gefühl anzufreunden, über andere Jungs nachdenken zu können.

Was war denn schon dabei? Malik hatte sich schließlich auch nicht 1-Mal gemeldet. Er hatte sich nicht 1-Mal gefragt, wie es mir geht oder wo ich bin. Er war bestimmt mit Ilayda und seinem Sohn beschäftigt.

Ich sah aus dem Fenster des Taxis und wurde immer wütender bei den Gedanken. Malik liebte mich nicht. Langsam fand ich mich mit der Erkenntnis ab.

Der Taxifahrer unterbrach meinen inneren Monolog:" Das macht 37,50€." Ich bezahlte den Mann und er half mir meine Koffer aus dem Kofferraum zu tragen. „Soll ich Ihnen helfen, die Koffer ins Haus zu tragen?" Doch ich verneinte seine Frage:" Ich schaff das schon." Er wünschte mir noch einen schönen Tag und fuhr weg.

Ich trug die Koffer mit mir, als ich langsam zum Haus lief. Ich sah das Haus von den Güvens an, während ich lief und Erinnerungen durchflogen in meinem Gedächtnis. Zum Beispiel, als ich Malik und Ilayda das erste Mal aus dem Auto aussteigen sah. Oder der Heiratsantrag von Bilal in seinem Garten. Oder das letzte Gespräch zwischen mir und Malik. Genau das tat am meisten weh.

Ich stand vor dem Haus und klingelte an der Tür. Mir wurde bewusst, dass die letzte Person, die ich sehen wollte Malik war. Und genau er öffnete mir die Tür. Es fühlte sich so an, als würde mein Herz still stehen. Ich sah ihn schockiert an und mir wurde total unwohl. Seine grünen Augen zeigten mir ebenfalls Maliks Verwunderung über mein Auftauchen.

„Was willst du?", fragte er mich wütend. Als hätte ich meine Zunge verschluckt, stand ich starr da und sah ihn nur an. All meine Gefühle, die ich in den letzten Monaten versuchte zu sortieren waren wie aus dem Nichts durcheinander und ich wusste nicht, wie ich mich zu verhalten hatte.

„Wer ist das, Liebling?", hörte ich die Stimme von Ilayda. Und da kam auch schon der nächste Schlag. Ich hätte wissen müssen, dass die beiden noch zusammen waren und glücklich miteinander sind. Ich war mir zu 100% sicher darüber. Wieso verletzte es mich so sehr?

„Oh Hey, Suzan. Bist du wieder gekommen?", fragte sie mich mit ihrer freundlichen Art. Ich hatte ganz vergessen, wie höflich und nett sie eigentlich war. Ich nickte und bekam noch immer kein Wort raus.

„Ich glaube, du hast nicht mitbekommen, dass deine Mutter und Emre hier ausgezogen sind.", sagte sie und sah nachdenklich Malik an. Malik selbst konnte sein wütenden Blick von mir nicht lösen. „Komm doch herein, wir rufen Emre an, dass er dich abholen soll." Ich schüttelte mein Kopf und bekam trotz meines Kloßes einige Worte heraus:" Ach ist nicht nötig, ich rufe mir einfach ein Taxi."

Sie bestand aber drauf und zerrte mich ins Haus. Unfreiwillig stand ich im Haus, indem Malik und Ilayda eine Familie gründeten. Ilayda führte mich ins Wohnzimmer. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Das Haus, worin meine Mutter und Emre einst wohnten war wie ausgewechselt. Überall lagen Kinderspielzeuge rum und es wirkte so heimisch. Mir stiegen die Tränen und ich konnte mit der Situation nicht umgehen. „Kann ich euer Bad benutzen?", fragte ich undeutlich und vermeidete jeglichen Augenkontakt. „Klar, du weißt bestimmt noch, wo es sich befindet.", sagte Ilayda.

Ich nickte und rannte ins Bad. Meine Tränen flossen mir ununterbrochen über die Wangen. Was war nur los mit mir? Ich hatte ein Rückfall und das vom Feinsten.

Suzan beruhige dich. Du schaffst das. Malik brauchst du nicht. Du liebst ihn nicht. - Dauernd versuchte ich es mir einzureden, bis meine Tränen langsam trockneten.

Ich hörte ein Klopfen an der Tür und dachte es sei Ilayda, doch Malik kam herein. Hinter sich zog er die Tür zu. Ich war verwirrt und sah ihn dementsprechend an.

„Ilayda ist nach oben gegangen.", sagte er und in meiner Fantasie küssten wir uns schon und versöhnten uns. Doch die Realität lag sehr weit weg.

„Ich will dich nie wieder sehen.", folgte daraufhin. Ich sah ihn wütend an:" Es war nicht meine Absicht zu kommen." „Suzan. Du bist Abschaum in meinen Augen. Ich lass nicht zu, dass du mir und meiner Familie schadest."

Ich war wütend, doch konnte nichts sagen. In meinem Kopf hatte ich tausend Varianten, wie ich darauf antworten konnte. Doch nichts davon wagte ich auszusprechen.

„Selbst wenn du für immer atmen könntest, für mich bist du gestorben und das in der Sekunde, in der ich dich und Bilal das erste Mal zusammen gesehen habe."

Es tat höllisch weh, diese Worte zu hören. Ich drückte ihn zur Seite, um der Situation zu entkommen und öffnete die Badezimmertür. Ilayda lief gerade die Treppen herunter:" Dein Bruder kommt gleich, Suzan."

Malik verschwand an mir vorbei durch die Tür ins Wohnzimmer, sodass Ilayda von unserem Gespräch nichts ahnte.

„Und bist du schon aufgeregt?", fragte sie mich. Ich sah sie missverstanden an. „Nächsten Monat findet doch deine und Bilals Verlobung statt."

MALIKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt