Kapitel 26 - Savas

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Die Verlobung findet in einem Monat statt?

Ich hatte bei all dem Chaos mit Malik Bilal total außer Acht gelassen. Da meine Reaktionszeit wenige Sekunde beinhaltete, musste ich natürlich eine total dumme Antwort geben.

„In einem Monat schon? Darüber muss ich mit Bilal reden."

Ich sah zu Malik, dem meine Antwort ganz und gar nicht gefiel. Er zog sein Augenbrauen hoch und sah mich erniedrigend an. „Ich hoffe aber wir sind eingeladen.", sagte Ilayda lachend. Mein Blick konnte ich von Malik nicht lösen und wusste, wie ich ihn zu provozieren hatte.

„Sicherlich. Den Bruder des Bräutigam und seine Freundin sind die ersten auf unserer Liste."

Für diese Bemerkung hätte ich mich selber Ohrfeigen können. Ich denke, ich wollte Malik noch wütender machen. Doch die Antwort, die ich daraufhin bekam, warf mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen.

„Freundin? Wir sind schon verlobt!", verbesserte mich Ilayda und endlich konnte ich mein Blick von Malik lösen. Ilayda zeigte mir ihren Ringfinger mit einem sehr beeindruckenden Ring. Sie lachte und sah auf Malik.

Ich lächelte geschauspielert und war wie versteinert. Sie waren verlobt. Es war wie ein Schlag ins Gesicht und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.

„Herzlichen Glückwunsch", bekam ich ganz schwer heraus. Ilayda lachte und umarmte mich herzlich. Mein Blick fiel auf Malik, der mich noch immer wütend ansah. Er bekam ebenfalls kein Wort heraus.

In diesem Moment klingelte auch schon die Tür und Ilayda ließ mich los. „Das muss Emre sein.", sagte sie und lief zur Tür. Gerade als ich mich umdrehen und ihr folgen wollte, blieb ich stehen und sah Malik nochmal an. „Herzlichen Glückwunsch."

Er lachte herablassend: „Wieso bist du so überrascht? Hast du erwartet, ich warte mein lebenslang auf dich bis du dich entscheidest, welchen der Güven-Brüder du willst?"

Ich konnte nichts sagen und sah ihn schweigend nur an.

„Oh, wer ist denn frisch aus der Türkei gereist?", höre ich Emre sagen. Ich setzte erneut mein gespieltes Lächeln auf und rannte in seine Arme.

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Emre trug meinen Koffer aus dem Haus und in ein echt luxuriösen Mercedes. „Das ist deiner?", fragte ich schockiert. Emre nickte: „Gefällt er dir?" Ich war baff. Wie viel hatte sich in den sechs Monaten nur verändert?

Auf dem Nachhauseweg war es vorerst ziemlich ruhig. Emre fragte mich, wie es unseren Großeltern ging und wie ich mich fühlte. „Jetzt erzähl mal. Was ist passiert, nachdem du und Malik Teilhaber der Firma wurdet?"

Nachdem mir Emre die Rechtsangelegenheiten erläuterte, die ich keineswegs verstand, fügte er hinzu: „Uns geht es echt sehr gut, sind flüssig geworden Suzan. Du musst nicht mehr immer auf alles verzichten." „Ich versteh gar nicht, wieso du unser altes Leben so entwertest. Mir gefiel es auch so..", hackte ich nach. Emre schüttelte sein Kopf und sagte lachend: „In einem Monat ist Dir Verlobung."

Ich sah ihn schockiert von der Seite an: „Wieso lachst du jetzt? Ich muss mich noch mit Bilal auseinandersetzen. Die Hochzeit findet nicht statt!"

„Mach dir darum keine Sorgen. Ich bin dabei die Sache aus der Welt zu schaffen."

Am nächsten Tag

„Wollen Sie schonmal etwas bestellen?", fragte mich die Kellnerin, als ich mich ins Café setzte. Ich bestellte mir ein Kaffee und wartete auf Kübra.

Plötzlich bekam ich die Nachricht, dass sie aus der Arbeit nicht rauskäme und mich deswegen versetzen muss. Gerade als ich die Kellnerin rufen wollte, damit sie mir den Kaffee doch nicht bringen braucht, erblickte ich in ein vertrautes Gesicht. Savas.

Er lächelte mich an und kam an mein Tisch: „Darf ich mich setzten?" Ich nickte: „Klar, denn ich wurde gerade versetzt." „Oh, dann bin ich also die zweite Wahl?", er lachte. Ich musste ebenfalls lachen und bekam mein Kaffee.

„Für mich bitte auch ein Kaffee.", sagte er zur Kellnerin und ich sah ihn bemusternd an. Er hatte eine gebräunte Haut, grüne Augen, helle Haare und schöne volle Lippen. Sein Bart war leicht und er wirkte sehr gepflegt.

„Also Suzan. Wie alt bist du denn?", fragte er mich und löste mich von der Trance. „Fast 19 und du?"

Er sah mich überrascht an:" Wie 18 siehst du gar nicht aus. Ich bin 22." Ich lachte:" Wieso sehe ich nicht aus wie 18?"

„Mit 18 verbinde ich immer ein kindliches Gesicht. Doch du wirkst so reif."

Ich lächelte: „Ach echt? Dankeschön." Savas nickte.

Und ich stellte die Frage, die ich mich schon die ganze Zeit fragte: „Wieso hast du mich am Flughafen aufgefordert, niemanden zu sagen, dass ich dich gesehen habe?"

Er lachte und trank ein Schluck aus seinem Kaffee. „Ich hab nur Spaß gemacht." Ich sah ihn unglaubwürdig an. „Guck nicht so, ich meins ernst. Wollte nur wissen, wie du reagierst."

Ich lachte und wir unterhielten uns noch lange. Er erzählte mir, dass er aus einer kleinen Stadt Nähe Wiesbaden käme. Er arbeite Selbstständig mit seinen Cousins. An sich war er eine sehr humorvolle Person. Er brachte mich oft mit dummen Bemerkungen zum lachen. Doch ich merkte, dass er auch sehr intelligent war. Er sprach nicht in einem Ghetto-Slang oder verwendete vulgäre Worte. Alles in einem war er eine sehr aufmerksame und lustige Person.

„Erzähl mal von dir."

„Was willst du wissen?, fragte ich und genehmigte mir den letzten Schluck von meinem Kaffee. „Am liebsten alles." Ich lachte. „Aber du kannst ja damit anfangen mir zu erzählen, wer dich eigentlich versetzt hat. Oder woher du kamst, als wir uns gestern am Flughafen trafen."

„Meine Freundin hat mich versetzt, weil sie arbeiten muss. Ich war für sechs Monate in der Türkei."

„Auslandssemester? Hatte ich letztes Jahr auch gemacht, aber hatte mich für Australien entschieden."

Ich schüttelte lachend mein Kopf: „Nein, nein. Ich musste meine Gedanken sortieren. Die letzten Monate waren sehr chaotisch und ich wollte Zeit für mich verbringen. Also hatte ich kein Handy, kein Internet. Einfach gar nichts."

„Achso. Aber jetzt geht es dir besser?", fragte er mich. Ich nickte. „War das alles wegen einem Jungen?"

Ich wusste nicht, wie ich hätte antworten sollen. „Tut mir leid, wollte dich nicht unter Druck setzten. Wenn du darüber nicht sprechen willst, brauchen wir nicht darüber sprechen." Ich nickte und war erleichtert. Savas war so aufmerksam und sympathisch. Ich musste schon sagen, dass sein erster Eindruck mir sehr gefiel.

„Du studierst?", fragte ich. Er nickte: „Hoffentlich nicht mehr lange." „Und was studierst du?"

„Jura."

Ich sah ihn überrascht an: „Echt? Sehr bemerkenswert." Er schüttelte sein Kopf: „Ist einfach nur sehr viel Stoff und ich mache das schon seitdem ich 18 bin. Will endlich fertig werden."

Gerade als ich darauf antworten wollte, fuhr ein Auto an uns vorbei und viele pubertierende Jungs schrien: „SAVAS ABI."

Ich erschreckte mich und sah ihn dementsprechend an. Er sah auf den Tisch und runzelte seine Stirn. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und sah ihn durchgehend an. Das Auto fuhr erneut vorbei und diesmal schrieen diese Jungs: „WANN KOMMT DEIN ALBUM?"

Er atmete wütend ein und aus. „Savas? Was meinen die?", fragte ich noch immer unter Schock.

Er kratzte sich am Kopf und dachte nach. Ich schüttelte mein Kopf. Hatte er mich von vorne bis hinten belogen? Ich stand wütend auf uns wollte gehen, doch Savas stand ebenfalls auf. „Bitte setz dich hin, ich erkläre es dir."

Ich nickte und wartete gespannt auf eine Erklärung.

„Ich brachte vor fünf Monaten einige Songs raus." „Du bist Sänger?", fragte ich überrascht.

„Ich bin ein Rapper."

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