Kapitel 18 - Die gebrochenen Herzen

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Malik's Sicht

Suzan hat mir gezeigt, dass ich ein Herz habe. Aber im gleichen Moment hat sie es mir auch gebrochen.

Das gebrochene Herz ist eine oft verwendete Metapher, um Situationen und Gefühle zu beschreiben. Viele benutzen die Redewendung bei alltäglichen Problemen. Doch an jenem Tag musste ich feststellen, dass sie viel mehr als nur eine Redewendung ist.

Als ich Suzan das erste Mal sah, empfand ich so starke Gefühle, allein nur bei ihrem Anblick. Es war kein Geheimnis, dass ich mir eine Zukunft mit ihr vorstellen konnte. Auch nicht, dass ich in einer so kurzen Zeit von Liebe sprechen konnte. Denn mein Instinkt täuschte mich nie. Auch an dem Abend, als ich sie das erste Mal sah, nicht.

Ich war mir sicher, Suzan empfand genauso. Sie brauchte es mir nicht zu sagen. Ich wusste es. Bei jedem ihrer Blicke, bei jeder Berührung, während jedes Kusses zeigte sie mir, wie sehr sie mich wollte. Ich war verrückt nach ihr. So ein Gefühl hatte ich noch nie.

Doch Sie, das Mädchen, das meine Hoffnung verkörperte, in den Armen meines Bruders zu sehen, ließ mein Herz brechen. Mein Instinkt lag falsch. War ich doch zu naiv gewesen? Habe ich mich so blenden lassen? Schließlich kannte ich sie nicht wirklich lange.

Dieser Anblick ließ mein Herz so schnell pochen, dass ich Angst bekam, es würde platzen. Es folgte eine Art der Zerrissenheit an meiner Brust, das mein Herz durchmachte. Es war gebrochen.
Wie gesagt, es war keine Redewendung. Es war die pure Realität.

Aus diesem Grund verließ ich mich auf niemanden mehr. Suzan wollte sich von mir trennen mit der Begründung, sie würde jemand anderes lieben. Mit „jemand anderes" hätte ich zuletzt an meinen eigenen Bruder gedacht.

Jener Abend lief vor meinen Augen ab, als ich Suzan in der Küche mit Bilal auffand. Er belästigte sie. Und ihn zog sie mir vor?!

Je länger ich Suzan und Bilal ansah, hörte das Pochen in meiner Brust auf. Meine Triebe beruhigten sich. Mein Gehirn versuchte die Liebe zu Suzan zu verdrängen. Erfolgreich. Und genau in diesem Moment brach mein Herz. Denn anstelle von Liebe, erschien etwas viel Stärkeres. Hass.

Ich sah in Suzan's glasklaren blauen Augen und hinterfragte alles, was sie je gesagt hatte. Es war alles anscheinend eine Lüge. Einfach alles. Ihre Augen waren glasig. Man erkannte auch, dass sie vorher schon geweint haben muss. Doch es war mir Egal. Mein Hass ihr gegenüber stieg immer höher. Bekanntlich war die Grenze zwischen Hass und Liebe sehr gering.

Mein Blick fiel nun auf Bilal. Er lächelte leicht und war anscheinend zufrieden mit der Situation. Er genoss die Anspannung. Mit einer stolzen Mimik sah er mich ununterbrochen an. Als wolle er mir sagen „Ich habe gewonnen."

Meine komplette Trauer verdrängte ich schlagartig. Und mein Hass stieg und stieg.

„Malik..", sprach endlich Suzan. Ihre Stimme war zittrig. Ich griff in meine Hosentasche und holte den Ring heraus, den ich ihr am selben noch Abend geben wollte.

Ich näherte mich ihr. Sie kam mir entgegen. Nur wenige Zentimeter trennten unsere Lippen voneinander. Suzan steckte voller Verlangen und durchbohrte mich mit ihren Blicken. Ich nahm ihre zärtliche Hand und sah ihr ununterbrochen in die Augen. Sie auch in meine. Ich platzierte den Ring an ihrem Finger und kam ihr näher.

Sie dachte ich werde sie auf den Mund küssen. Doch ich gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „Leb wohl.", flüsterte ich in ihr Ohr und ließ sie los.

MALIKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt