Kapitel 36 - „Freundschaft"

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„Bestelle mir eine Pizza, möchtest du auch etwas essen?"

Savas sah mich fragend an und erwartete eine Antwort. Nur leider konnte ich ihm kaum zuhören. Stattdessen war ich in meinen eigenen Gedanken verschlossen und dachte nach.

„Denkst du immernoch an deine Mutter?"

Wieder konnte ich ihm nicht zuhören. Bis er lauter wurde: „Suzan!" Er riss mich aus meinen Gedanken und holte mich zurück in die Realität.

„Es tut mir leid.", sagte er sofort. „Was ist los?"

Ich atmete tief ein und aus: „Ich frage mich, wieso sie mich nicht anruft." „Es ist gerade mal eine Woche her, dass ihr euch gestritten habt. Sie braucht bestimmt noch eine Weile."

Savas legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich zu sich. „Außerdem, fühlst du dich hier bei mir nicht wohl?" Er sah mich skeptisch an.

„Doch natürlich. Dein Haus ist wunderschön. Aber ich frage mich, ob ich zu hart zu ihr war.."

Savas merkte, dass ich wieder einmal viel zu viel dachte und mich in meinen Gedanken verlor. Also wechselte er das Thema: „Du hast morgen deinen ersten Arbeitstag, oder nicht?"

Ich nickte und seufzte. „Ich versteh gar nicht, warum du unbedingt dort arbeiten willst. Du hast doch mich."

„Ich finde im H&M zu arbeiten ist zwar kein Traumjob, aber ich will nicht von deinem Geld leben. Sonst läuft diese Beziehung nicht gut."

Er lächelte und sah mir tief in die Augen. Ich sah ihn fragend an. „Du bist meine Freundin.", flüsterte er verträumt. Wieder sah ich ihn fragend an und musste lachen. Er küsste mich zärtlich und strich mir mit einer Hand leicht an der Wange.

„Das macht mich wunschlos glücklich. Du gehörst mir."

Ich küsste ihn. Es ist nicht in Worten definierbar, wie sehr mich diese kleinen Gesten von Savas berühren. Seine Wortwahl ist jedes Mal so bedacht. Er findet immer die richtigen Worte, um mich glücklich zu machen. Ich liebte es.

____

„Haben sie die Hose auch in 34?"

Ich sah mir die Artikelnummer der Hose an und antwortete, dass ich eben im Lager nachschauen müsse. Die Kundin wartete geduldig, als ich mich auf dem Weg ins Lager machte.

Es war mein erster Arbeitstag und es verlief reibungslos. Meine Kollegen waren alle sehr nett, selbst meine Filialleiterin schien mich sehr zu mögen. Ich musste den ganzen Tag nur Kleidung einräumen und die Regale in der Frauenabteilung ordentlich halten.

Ich brachte der Kundin die gewünschte Größe und arbeitete weiter, bis meine Filialleiterin kam. „Suzan, liebes? Könntest du eventuell bis Feierabend in der Männerabteilung bleiben und für die Manuela einspringen? Bei ihr gab es einen Notfall."
Ich nickte und arbeitete in der Männerabteilung.

Es war kurz nach 18 Uhr und ich hatte nach einer Stunde Feierabend, als ich in der Umkleidekabine der Männer stand.

Wie aus dem nichts stand Malik vor mir. Mir stockte der Atem und es war so, als hätte ich einen Geist gesehen. Er selbst schien nicht wirklich schockiert.

„Was ist los?", fragte er lachend. „Ich habe mich nur erschrocken.", entgegnete ich ihm. Ich nahm einige Klamotten und wollte sie in die Regale legen.

Ich merke, dass mir Malik hinterherlief. „Was willst du von mir?", fragte ich nach. Er sah mich nachdenklich an und je länger ich in sein Gesicht sah, desto nervöser wurde ich.

„Freunde.", nuschelte er vor sich hin. Ich sah ihn wieder fragend an. Er lächelte: „Von Freundschaft war ja nicht die Rede." Ich verstand diesen Jungen einfach nicht.

Er merkte, dass ich verwirrt war. „Ich meine damit, ich will dich nicht in meinem Leben missen. Wenn ich nicht dein Freund sein kann, lass mich dein Freund sein."

Diese Aussage zerstöre all meine Nervenzellen. „Malik, ich verstehe dich nicht. Was willst du jetzt von mir?"

Freundschaft.", schrie er beinahe. Er räusperte sich kurz: „Suzan, wir können doch Freunde sein. Was spricht dagegen?"

Ich dachte ein Moment nach. „Ich glaube, dass ist keine gute Idee, Malik. Ich habe einen Freund und ich glaube, in deiner Nähe würde es komisch werden zwischen uns."

Er schüttelte selbstsicher seinen Kopf: „Muss nicht sein. Lass es uns doch einfach versuchen". Meine Zweifel waren deutlich zu erkennen, doch Malik ließ nicht locker.

„Suzan, niemand kennt mich besser als du mich kennst. Du weißt alles über mich und ich weiß alles über dich. Ich brauche dich. Und ich weiß, du brauchst mich mich auch."

Maliks grünen Augen funkelten mich regelrecht an. Ich wusste ganz genau, dass es ein Fehler sein würde, doch je länger ich in seine Augen sah, desto weniger konnte ich logisch nachdenken. Ich nickte letztendlich.

„Suzan?", die Stimme meiner Filialleiterin holte mich aus dem Gespräch. Ich sah zu ihr rüber und sie stand am Ende des Raumes und sah mich wütend an.

„Ich muss gehen.", sagte ich zu Malik und lief mit schnellen Schritten zu ihr.

„Was ist los?", fragte ich mit einem schüchternen Lächeln.

„Ich habe dich beobachtet und du kommst hier nicht zur Arbeit, um mit deinen Freunden zu quatschen. Es ist gleich Feierabend und du bist nicht produktiv."

Ich nickte nachvollziehbar: „Ich weiß, was sie meinen, aber es kommt nie wieder vor."

„Ich weiß. Leider muss ich den letzten freien Platz der anderen Interessentin geben. Sie hatte sich gestern im Gegensatz zu dir, sehr bemüht. Es tut mir leid, aber du kannst hier leider nicht arbeiten."

„Sie schmeißen mich raus, nur weil ich mit einem Kunden lange geredet habe? Sie haben mich nicht einmal heute für ein Fehler ermahnt und bei einem schmeißen sie mich direkt raus?"

„Sie waren heute nur zur Probe hier. Es tut mir leid."

____

„Mach dir keinen Kopf. Das kann immer mal passieren.", Savas versuchte mich aufzumuntern.

„Savas, wo soll ich mich bitte noch alles bewerben? Keiner hat mich bis jetzt angenommen, ich bin verloren."

Ich versenkte mein Gesicht in meine Hände und war so ratlos.

Savas rückte sich näher zu mir und nahm meine Hände von meinem Gesicht. Er lächelte mich an. „Was ist?", fragte ich.

„Wie sehr vertraust du mir?", fragte er mich nachdenklich. „Sehr, was ist los?", antwortete ich überrascht.

„Würdest du immer zu mir stehen?"

„Ja Savas, was sollen diese Fragen?"

„Ich habe ein Job für dich.", antwortete er mir zuverlässig.

Ich sah ihn fragend an. „Was für einen?"

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