Kapitel 19 - „Deine Schwester?"

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Endlich sah ich ihn wieder. Nach 2 Monaten. Sollte ich mich darüber freuen? Denn ihn zu sehen brachte mehr negative Gefühle hervor, als positive.
Seine Haare hatte er ganz kurz geschnitten, sozusagen ein Boxerschnitt. Und es stand ihm verdammt gut. Er trug nichts von seinen üblichen Klamotten, sondern ein Anzug.

Je länger ich ihn ansah, desto tiefer fiel ich zurück in meine Depressionen. Mein Blick fiel auf das Mädchen neben ihm. Sie sah ihn ununterbrochen an.
Wer war diese Bitch? In mir sammelte sich Wut und Zorn war mein bester Freund. Versuchte er mit ihr mich eifersüchtig zu machen? Oder hatte er mich schon komplett aus seinem Leben ausradiert? War es möglich, dass er überhaupt nichts für mich empfunden hatte?

Das Taxi fuhr weg und beide betraten das Elternhaus von Malik. Ich setzte mich zurück auf mein Bett. Meine Arme stützte ich auf meine Oberschenkel und ließ mein Kopf auf meine Hände fallen. Nun erschien der Nachteil daran, Malik gesehen zu haben. Ich weinte darauf los.

Vielleicht war es doch nicht gut, ihn zu sehen. Es brachte mir schließlich nichts als Trauer und Wut. Kein Funken Hoffnung und auch keine Bestätigung von seiner Seite aus. Sein Erscheinen hinterließ mehr Fragen, als sein Verschwinden. Dieses Mädchen blieb in meinem Kopf stecken. Ich wollte Malik nicht mit einer anderen sehen. Es fiel mir so schwer.

Wie aus dem nichts klingelte plötzlich die Haustür. Ich sprang auf und hörte, wie sie geöffnet wurde. Langsam horchte ich an meiner Tür, um zu entschlüsseln, wer gekommen war. Unsicher dachte ich, Maliks Stimme gehört zu haben. Mein Herz schlug schneller und schneller. War er es wirklich? Was wollte er hier?

Ich sah in den Spiegel und versuchte mich zu beruhigen. Ich atmete ein und aus, doch meine Nervosität blieb noch immer konstant. Mit langsamem Schritten verließ ich mein Zimmer und lief die Treppen runter ins Wohnzimmer, woher auch die Stimmen kamen.

Beim Öffnen der Tür zum Wohnzimmer schien mein Puls zu explodieren. Ich war nervös, aufgeregt und voller Adrenalin. Und dann sah ich ihn. Malik.

Er saß auf der Couch, dieses Mädchen neben ihm. Mein Bruder Emre saß ihm gegenüber und anscheinend waren sie vertraut miteinander. Malik sah mich an und die Zeit schien stehenzubleiben. Es dauerte eine Weile, bis ich aus der Trance erwachen konnte. Dieser eine Augenkontakt ließ mich sowohl durch den Himmel, als auch durch die Hölle gehen. Denn aus seinem Blick konnte ich nichts deuten. Hatte er mich auch vermisst? Oder nicht?

Malik lächelte auf einmal. Mein Herz ging auf. Doch im selben Augenblick, zerstörte er es auch. „Deine Schwester?", fragte er Emre. Er tat wirklich so, als würde er mich nicht kennen. Ich musste schlucken, um meine Verlegenheit herunterzuspülen.

Emre stand sofort auf und stellte uns miteinander vor:" Stimmt, mein Fehler. Suzan, das ist mein alter Freund Malik. Ich kannte ihn noch bevor wir damals von hier weggezogen sind. Malik, das ist meine jüngere Schwester Suzan."

Malik stand aus Höflichkeit auf und gab mir die Hand. Ich sah eine Weile drauf, bevor ich aus meiner Trance erwachen und mich wie ein normaler Mensch verhalten konnte.

Ich lachte, um die peinliche Situation zu überspielen und entgegnete ihm meine Hand. Malik nahm sie zärtlich in die Hand und schüttelte langsam. Dabei sah er mir in die Augen und ich in seine. Sein Blick war eher verträumt. „Schön, dich kennen zu lernen, Suzan.", flüsterte er, so leise, dass gerade mal ich es schwer hören konnte. „Ganz meinerseits, Malik.", erwiderte ich und lächelte unsicher.

Langsam ließ er meine Hand los und setzte sich zurück zu diesem Mädchen. Malik legte seine Hand auf ihren Oberschenkel, um zu symbolisieren, dass sie ihm gehören würde. Ich schloss meine Augen und versuchte diesem Anblick zu löschen. Mein Auge füllte sich mit Tränen, die ich dennoch herunterschluckte. Mein Bruder machte eine Handbewegung, dass ich mich setzten sollte. Am liebsten würde ich in mein Zimmer rennen, um alles, was in den letzten zwei Minuten geschah zu verarbeiten.

Malik sah mich an und während wir uns in die Augen sahen, nahm er die Hand des Mädchens in seine eigene. Es fühlte sich an, wie ein Tritt in mein Gesicht. Das Mädchen lächelte ihn von der Seite an, doch sein Blick war noch auf mich gerichtet.

Meine Augen allerdings sahen sich das Mädchen gründlich an. Ich analysierte sie sofort. Sie war recht groß, hatte deutlich lange Beine und kleidete sich stilvoll. Eher ähnelte sie Maliks Sekretärin, anstelle von seiner neuen Freundin. Sie trug ein schwarzes Rock mit einer roten Bluse und hohen Schuhen. Ihre hellbraunen langen Haare, fielen auf ihr gebräuntes Gesicht, während sie von der Seite Malik durchbohrte. Sie hatte dunkelbraune große Augen und trug dezent Make-Up. Als Fazit konnte ich mir merken, dass sie mir überhaupt nicht ähnlich sah.

„Ich würde dir das dreifache bezahlen." Maliks Worte an meinen Bruder holten mich zurück in die Realität. „Das dreifache?", fragte Emre überrascht. Malik nickte zuverlässig. Sein Blick fiel für einen Augenblick auf mich, doch er riss ihn sofort weg. „Ich glaube, es wäre falsch dieses Angebot abzulehnen. Aber warum willst du mich dabei haben?", fragte Emre unsicher. Malik setzte sich auf:" Du bist in diesem Themenbereich einfach der Beste..." Er sprach weiter, doch meine Ohren stellten sich taub. Meine kompletten Sinne waren darauf fokussiert, Malik zu bemustern.

Er sah unverschämt gut aus. Noch immer konnte ich mein Blick nicht von ihm nehmen. Aus Angst gleich zu sabbern, löste ich meine Augen unfreiwillig von ihm. Emre und er standen schließlich auf und gaben sich vielversprechend die Hand. Anscheinend ist Emre auf den Deal eingegangen. „Dein Vertrag werde ich dir so schnell wie möglich zukommenlassen." Emre schien äußerst zufrieden zu sein: „Es war gut mit dir Geschäfte zu machen, mein alter Freund." Beide lachten und wir begleiteten Malik und das Mädchen zur Tür. Es fiel mir schwer, sie als Maliks neue Freundin zu bezeichnen.

Auf dem Weg zur Tür redeten Malik und Emre weiter, während ich hinter ihnen lief, um meine vorgetäuschten Gefühle nicht zeigen zu müssen. Ich war zutiefst verletzt und war mir unsicher, wie lange ich es noch aushalten würde, sie zu verbergen. Plötzlich stellte sich das Mädchen neben mich. „Boah, die haben sich aber eine Menge zu erzählen.", sagte die sarkastisch. Ich schüttelte leicht mein Kopf und konnte ihr nicht in die Augen sehen. Doch in dem Moment, in dem ich es mich traute, lächelte sie mich liebevoll an und ich realisierte, wie hübsch sie eigentlich war. Sie hatte große, schöne Zähne und volle Lippen. Zudem war sie auch noch nett. Diese Bitch, wieso war sie nur so perfekt?!

„Wir haben uns gar nicht vorgestellt?! Ich heiße Ilayda.", sagte sie, als wir vor der Haustür standen.

MALIKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt