MALIK

Kapitel 16 - „Weil du Meins bist"

Grüne Augen sind einfach nur grüne Augen. Bis du dich in jemanden mit grünen Augen verliebst. Von diesem Moment an sind sie so viel mehr als einfach nur grüne Augen. Bei jedem Anblick schnappen sie dir die Luft zum Atmen. Sie lassen dein Herz schneller schlagen und dich Dinge fühlen, die du so noch nie gefühlt hast. Deine Sinne spielen verrückt und dein Körper bebt vor Aufregung. Du schaust in diese Augen und drehst innerlich durch. Verlangen durchströmt deinen Körper und ist dein Antrieb.

Genau das fühlte ich jedes Mal, wenn ich in Maliks Augen blickte. Sie waren so viel mehr als einfach nur grüne Augen. Man sagt „Augen sind das Fenster zur Seele." Ein Blick in die Augen von Malik konnte mehr aussagen, als tausend Worte. Seine Augen sprachen für ihn. Jede Emotion, jeder Gedanke steht in diesen Augen geschrieben.

Und an diesem Tag, an dem ich auf dem Tisch saß und realisierte, dass ich diese Augen und diesen Jungen wohlmöglich verlassen würde, durchzog mich eine Gänsehaut. Dass ich nicht mein eigenes Interesse, sondern das meiner Familie berücksichtigen musste, fiel mir so schwer.

„Ist alles okay?", fragte mich die vorsichtige Stimme von Malik. Die Tränen auf meiner Wange waren getrocknet, doch mein Herz blutete immernoch. „Ich werde dich verlassen." Das waren doch vier einfache Worte, die ich aussprechen musste. Nur ich konnte es nicht. Stattdessen nickte ich stumm und konnte meinen Blick nicht von seinen Augen nehmen. Wie hätte ich es auch aussprechen können, ohne selber daran kaputt zu gehen?

„Suzan, ich war nicht mit Kübra zusammen und du glaubst mir gar nicht, wie wichtig du mir bist. Ich würde dich niemals anlügen.. Aber ich hatte mal eine Freundin. Ilayda. Sie ist weggezogen und.."

Ich unterbrach ihn mit einem Kuss. „Ich glaube dir." Malik stotterte:" Aber ich denke, du solltest wissen, dass.." Erneut unterbrach ich ihn mit einem Kuss:" Was du in deiner Vergangenheit gemacht hast spielt keine Rolle. Du musst mir nichts erzählen." Er nickte und küsste mich erneut leidenschaftlich.

„Was machen wir heute?", fragte ich optimistisch. Malik lachte:" Worauf du Lust hast." „Auf eine fremde Hochzeit?", fragte ich aufgeregt. Er nickte:" Wie du willst, Aleyna." Ich musste lachen:" Gut, dann hol mich um 6 Uhr ab, Berkan." Malik küsste mich zum Abschied und verließ mit einem Lächeln die Wohnung.

Sobald er die Tür hinter sich schloss, brach ich aus. Ich stand auf und rannte ins Badezimmer. Tränen durchströmten meine Wange und nahmen mir die Sicht. Ich ließ das Wasser am Waschbecken laufen und wusch mir das Gesicht, um mich zu beruhigen. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, wie schrecklich ich aussah. Meine Augen waren angeschwollen und mein Gesicht komplett errötet.

Ich versuchte meine Atmung zu kontrollieren und blickte auf die Uhr. 15 Uhr. Also hatte ich noch drei Stunden Zeit mich für den letzten Tag mit Malik vorzubereiten. Ich musste es tun für meinen Bruder. Was für eine Wahl bliebe mir denn noch?

Ich stieg in die Badewanne und versuchte mein Kopf freizukriegen. Erfolglos. Stattdessen versuchte ich Auswege aus diesem Dilemma zu finden. Wenn ich Bilals Anforderungen nicht nachkommen sollte, würde meine Mutter daran kaputt gehen. Emre wäre im Gefängnis und ich wusste nicht für wie lange. Seine Zukunft wäre von meiner Entscheidung geprägt. Aber würde ich Bilals Freundin werden und mich von Malik trennen, käme er frei und meine Mutter wäre glücklich. Doch auch Maliks und meine Zukunft wäre mit dieser Entscheidung geprägt.

Ich wusste ganz genau, was ich Malik bedeutete. Das konnte ich jedes Mal sehen, wenn er mich ansah. Genau das war das Schönste, was mir je passieren konnte. Endlich mal Liebe zu spüren und das von dem Jungen, den auch ich liebte. Ich konnte und wollte es nicht wahrhaben, dass Bilal uns das kaputt machen wollte. Was für ein Problem hatte er mit Malik, dass er so besessen war, sein Leben zu zerstören?