Kapitel 10 - „Vertaust du mir?"

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Hatte ich es gerade richtig gehört? Bilal wollte sich entschuldigen? Ich blickte ihm in die braunen Augen und auf einmal strahlten sie nichts gefährliches oder einschüchterndes aus. Im Gegenteil. Sie strahlten Ehrlichkeit und Vertrauen aus. Vielleicht war ich auch nur ein zu naiver Mensch.

„Schon okay.", sagte ich leise und widmete mich erneut Malik's Kampf. Eine angenehme Stille herrschte, bis Bilal sie unterbrach:" Eigentlich schuldest du mir was." Er fing an zu lachen. Ich hob ironisch meine Augenbrauen:" Achja?"

„Ja natürlich. Durch mich hast du Malik getroffen.", sagte er und ich musste lachen. Wo er recht hatte, hatte er recht. „Ich hoffe, du erwartest jetzt nichts von mir.", sagte ich dennoch ernst. „Ich möchte, dass du mich nicht hasst. Wer weiß, vielleicht werden wir irgendwann Freunde."

Ich hob erneut meine Augenbrauen. Was dachte er sich jetzt eigentlich? Nur weil ich einmal nett zu ihm war? Er versuchte die Anspannung zu lindern:" Natürlich müssen wir Freunde werden, wenn du meinen kleinen Bruder heiratest."

„Was hat das damit zutun? Er wohnt doch eh nicht mehr bei euch zuhause." „Hat er das behauptet?", fragte mich Bilal schockiert. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ich stotterte:" Ehm.. Ja.. Aber.. Ehm.."

Bilal unterbrach mich lachend:" Wenn er das sagt." Ich verstand gar nichts mehr und sah Malik an. Hatte er mich angelogen? Oder spielte Bilal nur ein Spiel mit mir? Die zweite Option klang eher der Wahrheit. Oder?

Plötzlich kam ein weiterer Typ mit drei Sitzen in den Händen. Er platzierte sie zu uns und machte eine Handbewegung, dass wir uns setzten sollten. Ich lächelte freundlich und setzte mich. Dennoch konnte ich dem Kampf erneut nicht zusehen, da mich der Typ unterbrach:" Sind Sie die Freundin von Malik?" Ich war baff. Was hätte ich sagen sollen? Gerade als ich anfangen wollte zu stottern, erlöste mich Bilal:" Sie sind mehr als nur Freund und Freundin."

Der Typ nickte freundlich und ich lächelte Bilal als Dank für die Rettung an. Ich sah erneut Malik an, der anstatt zu kämpfen mich mit einer wütenden Mimik ansah. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte und ich musste es auch gar nicht mehr. Da der andere im Ring Malik schlug und ihn aus den Gedanken holte.

Auf einmal herrschte eine ganz andere Atmosphäre im Ring. Malik war außer Kontrolle. Er schlug viel härter, schneller und öfter auf den Jungen ein. Als würde er seine Wut an ihn rauslassen. Er tritt ihn mehrmals brutal.

„MALIK HÖR AUF!", schrie plötzlich der Typ, der uns die Sitze besorgt hatte. Er war anscheinend der Trainer. Doch Malik hörte nicht auf ihn und schlug immer weiter auf den Jungen ein, der sich zu wehren versuchte, doch die Kontrolle verlor. Er fiel zu Boden und Malik folgte ihm. Er schlug so brutal auf ihn ein, dass der Junge Blut spucken musste und sich bewusstlos nicht mehr wehrte. Viele Männer kletterten in den Ring und versuchten Malik von dem Jungen zu lösen.

Das ging mir alles zu schnell. Ich verstand einfach gar nichts mehr. Ich sah Bilal Hilflos an. Er schloss kopfschüttelnd die Augen, als wolle er sagen „typisch Malik". Plötzlich schubste Malik die Männer von sich und kletterte aus dem Ring. Er schmiss sein Helm auf den Boden, zog seine Handschuhe aus und kam mit schnellen Bewegungen in meine Richtung. Ich bekam große Angst und wusste nicht, wie ich reagieren sollte.

Malik fasste mich wütend an meinem Handgelenk und verließ die Halle mit mir. Wir betraten eine leere Umkleidekabine, die er hinter sich schloss. Ich stand starr und war überfordert. Was war los?

Nachdem Malik die Tür schloss, kam er mir bedrohlich näher. Sein Kopf war wenige Zentimeter von meinem entfernt. In seinen Augen erkannte ich Wut. Seine Adern strahlten Aggression aus und seine Körperhaltung tat mir Angst.

„Was ist los", fragte ich vorsichtig mit einer überforderten Mimik. Er biss sich auf die Zähne:" Wieso redest du mit Bilal?" Er versuchte die Frags so ruhig wie möglich zu stellen. Ich merkte jedoch, dass er am liebsten rumschreien würde. Was er auch tat, als ich ihm keine Antwort geben konnte:" WARUM DU MIT IHM REDEST HABE ICH DICH GEFRAGT!"

Ich rappelte mich auf:" Malik, beruhig dich.." Doch er unterbrach mich brüllend:" NÄHER DICH IHM NIE WIEDER!"

Ich nahm vorsichtig seine Hand und flüsterte:" Wir haben nur über dich gesprochen. Es ist doch alles gut, er hat sich entschuldigt.." Erneut rastete er aus:" DAS IST EIN HUND! ER WOLLTE DICH VERGEWALTIGEN, WIE KANNST DU IHM DAS VERZEIHEN?"

Unwillkürlich flossen Tränen meine Wange entlang. Ich hielt meine Hände vors Gesicht und schluchzte:" Ich wollte mit der Sache abschließen und mich nicht immer daran erinnern.."

Malik beruhigte sich etwas. Die herausstechenden Adern zogen sich zurück und er konnte sich bemerkbar kontrollieren. Er drehte sich um und vermeldete Blickkontakt. Ich sah zu ihm rüber und dachte, er hat sich unter Kontrolle. Doch dann schlug er mit voller Kraft gegen einen Spind. Ich sprang auf. Was war nur los? Malik drehte sich erneut zu mir und hielt mein Gesicht mit seinen Händen fest und hob es, sodass er es sich gut ansehen konnte.

Plötzlich klingelte sein Handy, was er aus seiner Sporthose nahm. Er lies mich los und ich konnte ganz dick „Leyla" lesen. „Ist nur meine Schwester.", sagte er und drückte weg.

Malik widmete sich erneut zu mir und hielt meine Gesicht fest. Er bemusterte mein Gesicht und ich sah ihm dabei zu. „Du redest kein Wort mehr mit ihm, verstanden?"

„Warum macht dich das so wütend? Er hat sich doch nur entschuldi.." Malik unterbrach mich erneut wütend:" Du redest kein Wort mehr mit ihm!" Ich nickte stumm und er bemusterte mein Gesicht weiter. Langsam sagte er verträumt:" Ich lass nicht zu, dass er dich mir wegnimmt!"

Sofort wurde mir warm ums Herz. Malik hatte die Angst mich zu verlieren. Ich schüttelte entspannt meinen Kopf:" Malik, niemand wird mich dir wegnehmen. Weder Bilal, noch sonst jemand. Vertraust du mir?"

Er schloss die Augen und nickte langsam. Ich merkte, wie sehr er sich beruhigt hatte. „Suzan?" „Ja Malik?" Ich wartete gespannt auf eine Frage. Malik öffnete langsam die Augen und sah damit tief in meine.

Ein schwaches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Malik feuchtete seine Lippen auf und beugte sich näher meinem Gesicht. Ich wusste worauf das hinaus ging und aus irgendeinem Grund war ich total aufgeregt. Malik drückte seine zärtlichen Lippen auf meine und wir küssten uns.

Wir schlossen die Augen und genossen intensiv unseren ersten Kuss. Ich erinnere mich bis heute an jedes Detail. Malik ließ es nicht nur bei einem Kuss. Seine Zunge dringt in meinen Mund und nimmt ihn in Besitz. Meine Knie wurden weich und noch nie erlebte ich eine solche Leidenschaft. Als seien unsere Lippen füreinander gemacht. Malik's Küsse waren hungrig und gierig. Als wolle er die angestaute Lust der letzten Tage auf mich übertragen wollte.

Ich wollte ihn, mehr als alles andere auf dieser Welt.

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Ich wollte mich nochmal bei jedem einzelnen Leser bedanken. Die Geschichte hat schon 2K Leser und mehr als 500 Kommentare erreicht. Ich finde es so lieb, dass ihr überall so viele Kommentare hinterlässt und eure Meinung einbringt. Viele von euch hab ich auch durch diese Geschichte besser kennen lernen dürfen und bin so glücklich darüber.

Also Danke für alles und ein frohes neues Jahr 2018 🎊

MALIKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt