Kapitel 12 - „Suzan, du gehörst mir"

2.7K 104 76
                                    

Maliks Sicht

„Du hast mich nicht beschützt."

Ich sah mich panisch um. Woher kam diese vertraute Stimme? Ich befand mich vor einem Haus und erneut spielte sich das selbe Szenario ab. Die Haustür wurde geöffnet und vor mir stand Sie mit ihren Brüdern. Sie weinte und flehte mich an, ihr zu helfen. Ihre Arme wurden aggressiv festgehalten, sodass sie sich nicht wehren konnte. Ich war wie versteinert. Ihr ältester Bruder schubste mich zur Seite und sie stiegen in ein Auto, das bereits auf sie wartete. Mit voller Wut schmissen sie Sie ins Auto. Ich konnte ihr nur nachsehen. Sie weinte ununterbrochen und das Auto fuhr los. In derselben Sekunde, in der ich das Auto nicht mehr sehen konnte, verschwand alles um mich herum. Mir wurde schwarz vor Augen und ich wachte endlich auf.

Schweißgebadet auf dem Rücksitz meines Autos. Ich rieb erschöpft meine Augen, um mich komplett von dem Traum zu lösen.
Ich stieg aus dem Wagen und zündete mir sofort eine Zigarette an. Dann entschied ich spontan zu joggen. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es gerade mal 7 Uhr morgens war.

Beim Joggen konnte ich meine Gedanken sortieren. Warum fing ich wieder an über die Sache mit Ilayda zu träumen? Es sind doch schon 2 Jahre her, warum kann mein Gehirn es nicht verarbeiten?

Die Sache mit Ilayda begann, als ich 16 war. Sie war meine erste Freundin und auch meine letzte. Wir lernten uns wie erwartet in der Schule kennen, chatteten auf Facebook und kamen wenig später zusammen. Typisch 16 Jährige. Aber es endete untypisch. Mein Vater hatte Ilayda und ihre Familie gehasst, so ließ er viele Wege einleiten, um das zwischen uns zu beenden. Ilaydas Vater hätte hohe Schulden bei meinem gehabt, die er natürlich abstritt. Die Abneigung meines Vaters war mein Antrieb, es befriedigte mich ihn auf diese Weise zu verärgern und seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch diese Aufmerksamkeit kostete uns ein Leben.

Als wir 18 Jahre alt wurden, kaufte ich Ilayda einen Ring und wir verlobten uns heimlich. Weder ihre Familie wusste es, noch meine. Es reizte uns, alles geheim zu unternehmen, uns aus dem Haus zu schleichen und uns heimlich zu treffen. Doch wenig später erfuhren es unsere Familien und sie rasteten komplett aus.

„Malik, lass uns einfach abhauen. Lass uns ein neues Leben beginnen.", schlug sie vor. Da wurde mir der Ernst der Lage klar. Unmöglich hätten wir wegziehen und uns ein neues Leben aufbauen können. Wir waren beide auf einer Berufsschule, ohne Perspektive. Ich sah nun die Dinge klar vor Augen und wusste, dass wir uns dumm verhielten. Also trennte ich mich am selben Tag von ihr.

Wenig später rief sie mich an und erzählte, dass ihre drei Brüder sie schlagen würden. Sie wollten sie umbringen, weil sie dahinter gekommen sind, dass wir miteinander geschlafen haben. „Bitte komm und beschütze mich, bitte Malik.", weinte sie. Ich stellte mir tausend Wege vor, wie ich ihr hätte helfen können. Wie ich sie aus dem Haus, in dem sie gequält wurde retten würde. Doch ich war der größte Schisser, sodass ich nicht einmal den Mumm hatte, unser Haus zu verlassen, geschweige denn dass ich sie befreien könnte. Ich hatte Angst. 

Das einzige was ich danach noch über Ilayda wusste, war dass sie weit wegzogen. Aber wo sie lebten oder was mit ihnen geschah wusste ich nicht. Ich schämte mich zutiefst, dass ich nicht um sie gekämpft habe. Es wäre möglicherweise alles anders verlaufen, hätte ich mich für sie eingesetzt. Dass ich Angst vor ihren Brüdern hatte trieb mich dazu wieder mit dem Boxen anzufangen.

Das Klingeln meines Handys holte mich aus den Gedanken. „Wir müssen reden.", schrieb mir Suzan. Ich versuchte mich von den Gedanken über Ilayda zu lösen. Mir war bewusst, dass ich nicht die Vergangenheit hätte ändern können, aber ich hatte die Macht meine Zukunft dementsprechend zu gestalten. Und Suzan war ein Teil meiner Zukunft. Vielleicht war es zu früh, vielleicht kannte ich Suzan nicht gut genug. Aber meine Sinne gaben mir Zuversicht. Sie musste die Richtige sein. Ich spürte etwas außergewöhnliches bei ihr. Etwas, was ich noch nie gespürt hatte. Und ich wusste, den Fehler, den ich bei Ilayda begangen hatte, würde ich niemals bei Suzan machen.

Am Nachmittag stand ich angelehnt an meinem Wagen vor ihrer Wohnung. Sie trat aus der Haustür und blickte mich sofort an. Ich hielt ihr ein Strauß blauer Rosen entgegen und gab mein ausdrucksvollstes Lächeln wieder. Doch das etwas nicht stimmte, konnte ich in der selben Sekunde feststellen. Zumal an ihrem Ausdruck. Sie lächelte schwach entgegen und nahm den Strauß an. „Können wir spazieren?", fragte sie mich trüb. „Was ist, wenn dein Bruder uns sieht.." „Er ist bei seinem Kollegen." Ich nickte und wir liefen langsam die Straße entlang, bis wir an einen kleinen Spielplatz trafen.

„Komm, setz dich.", bot sie mir an und zeigte auf die Bank. Ich setze mich und sah mich um. Der Spielplatz war leer, es gab nur uns beide. Tausend Dinge gingen mir durch den Kopf. Warum verhielt sie sich so eigenartig? Was hatte sie vor mit mir zu besprechen?

Suzan unterbrach meine Gedanken:" Wer ist Leyla?" Ich sah sie verwirrt an:" Meine Schwester?" Sie stand auf und stellte sich bedrohlich vor mich:" Malik ich gebe dir eine letzte Chance. Also lüg mich nicht an." Ich sah sie noch verwirrter als vorher an. Worauf wollte sie hinaus? „Also wer ist Leyla?", fragte sie mich mit eingeschränkten Armen und einer kalten Mimik. An ihren Augen erkannte ich, dass sie geweint hatte. Dennoch verstand ich nicht, wovon sie sprach.

„Suzan, Leyla ist meine Schwester.." Doch sie unterbrach mich wütend:" Deine Schwester heißt Mine! Wie kannst du mich nur so dreist anlügen?!" Ich ließ mir das Theater nicht länger gefallen und stand ebenfalls auf. Wir waren uns so nah, dass ich ihre Atmung deutlich hören konnte. Wie gern ich sie einfach küssen würde. Sie war das Ebenbild einer Schönheit. Mein Verlangen stieg an. Mein Körper, meine Sinne, jeder Nerv war auf ihr gerichtet. Diese Frau ist der Inbegriff der Verführung. Doch ich beherrschte mich. Suzan ging einen Schritt nach hinten. Anscheinend spürte sie das Funken der Chemie auch.

Ich lächelte zuversichtlich:" Leyla ist meine Schwester. Das ist aber ihr Zweitname, den wir alle benutzen. Ihr eigentlicher Name ist Mine, sie mag den Namen aber nicht." Sie schüttelte mit dem Kopf:" Okay das reicht."

Sie drehte sich um und wollte gehen, da lief ich ihr hinterher und stellte mich vor:" Bleib stehen." Sie brachte es nicht mir in die Augen zu sehen. Ich näherte mich ihr und blickte auf sie herunter. „Wann wolltest du mir sagen, dass du mit Kübra zusammen warst?", fragte sie mich herablassend, doch konnte mir nicht in die Augen schauen. Langsam würde ich wütend:" Wovon redest du, Suzan?! Ich hatte keine Freundin, die Kübra hieß und bestimmt ist es nicht die, die bei meinem Vater im Saal arbeitet.." Sie unterbrach mich trotzig:" Achsooo, weil du viel zu gut für so eine bist?!" Sie hob ihren Kopf und sah mir tief in die Augen. Ihre blauen Augen waren nass und sie stand kurz davor zu weinen, also gab ich kein Wort von mir, obwohl mir tausend Argumente auf der Zunge lagen.

Sie rappelte sich auf:" Natürlich hast du nichts mit Mädchen, die im Saal deines Vaters arbeiten. Weil du bist ja so reich und gutaussehend und charmant.. Wir sind nicht gut genug für dich. Kübra hat mir alles über dich gesagt. Du bist so Lügner, du hast mich die ganze Zeit über verarscht. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben." Im Anschluss ihrer Rede floss ihr eine Träne die Wange entlang. Sie wandte sich ab von mir und rannte zurück.

Da ließ sie mich alleine stehen. Den Strauß hatte sie auf der Bank liegen lassen. Ich setzte mich und nahm den Strauß in die Hände. Ich verstand gar nichts mehr. Wieso sollte diese Kübra solche Sachen über mich erzählen?! Ich kannte sie kaum.

In dem Augenblick, in dem ich mich eigentlich beherrschen wollte, überrumpelte mich die Wut und ich schmiss den Strauß brüllend weg. Meine Fäuste waren geballt und ich konnte meine Wut nicht kontrollieren. Mit meinen knirschenden Zähnen flüsterte ich:" Suzan, du gehörst mir. Ich werde um dich kämpfen."

Es ist besser die Vergangenheit nicht zu ignorieren, sondern von ihr zu lernen. Ansonsten läuft man die Gefahr , dass sich die Geschichte wiederholt.

———————————————
Sooo meine Lieben, ich bin wieder da. 🌸
Es tut mir so leid, immer seltener zu schreiben, aber ich mache momentan mein Abi und es ist wirklich nicht einfach Zeit zu finden. Da jetzt Osterferien sind hab ich ganz schön viel Zeit und die werde ich auf jeden Fall in diese Geschichte reinstecken. Es kommen viel öfter Kapitel und ich hoffe ihr seit noch alle dabei.

Lasst mir gerne Kommentare und Votes dar, damit ich weiß, wie ihr es findet.
Eure Suzan 🍃

MALIKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt