23 || Ich warte auf die ruhe nach dem Sturm

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"Du hast es gesehen. Es tut mir so leid. Aber seitdem du weg bist...seitdem es nicht mehr perfekt ist in Mom's Welt ist alles auf den Kopf gestellt. Du fehlst schrecklich großer Bruder."

Noch einmal kurz waren Jonas und ich nach einigem Hin und her zum Friedhof gefahren, damit wir uns vernünftig verabschieden konnten.
Nun kniete ich vor dem kleinen Grabstein und redete vor mich hin. Jonas war schon vor einigen Minuten zurück zum Auto gegangen.

"Jetzt gerade könnte ich deinen Rat mehr als gut gebrauchen. Mit wem sonst soll ich sprechen..."

Traurig erhob ich mich wieder zupfte mein tshirt zurecht und machte mich auf den weg zu Jonas, der immer noch vor dem Auto stand und mich leicht angrinste als er mich sah.

"Was machen wir jetzt noch?"

"Ich muss zurück nach Hamburg. Keine Ahnung ob David schon was weiß oder nicht. Aber auf alle fälle muss ich mit ihm sprechen."

....

Die Fahrt zurück nach Hamburg war friedlich verlaufen. Jonas und ich hatten kaum miteinander gesprochen, einfach nur die Nähe des anderen genossen. Alles fühlte sich auf einmal wie früher an. Seine Hand auf meinem Oberschenkel, die laute Musik, der Duft seines parfüm's in meiner Nase.

Doch jetzt hier vor David's und meiner Wohnung war nichts mehr leicht. Meine Hände schwitzen, mein Herz raste wenn ich daran dachte was mich gleich erwarten würde.

"Wir schreiben später."

Mit einem leichten Kuss auf seine Wange verabschiedete ich mich von Jonas und stieg aus dem auto.
Ich wartete noch bis er hinter der nächsten Kreuzung verschwand bevor ich mich auf den weg ins Haus machte.

"David? Bist du da?"

David war da.
Nur ein paar Sekunden nach meinen rufen stand er vor mir. In einem weißen t shirt und schwarzen zerrissenen skinny jeans. Seine hellen Haare standen wirr in all Richtungen ab.

"Stimmt es?"
In seiner Stimme lag keine Wut, kein Vorwurf. Einfach nur Trauer.

"Deine Mutter hat vorhin hier angerufen. Sie war so aufgebracht dad ich nicht alles sofort beim ersten mal verstanden habe. Aber dein Bruder hat heute seinen Todestag? Und du gehst lieber mit deinem Ex als mit mir?!"

Die Enttäuschung in seinem Blick ließ mein Herz in tausend Stücke springen.

"Ich...Jonas versteht es mehr. Er gehört dazu.."

"Hörst du dich gerade selber?!"

Ich kam mir selber doof dabei vor ihm eine Erklärung zu liefern für eine sache in der es keine Erklärung gab.
Er hatte recht. Er war mein freund. Wenn nicht ihm wem sollte ich vertrauen.

"Deinem mangelnden vertrauen mir gegenüber mal abgesehen. Es tut mir leid das ich dich damit heute konfrontiere aber ich muss es wissen. Was läuft da zwischen euch? Seit wann hast du überhaupt Kontakt zu deinem ex?!"

Ja was lief da zwischen uns..Ich wusste es selber nicht genau.
Jonas war wieder in meinem leben. Und müsste ich mich zwischen ihm und irgendwem entscheiden wäre meine Wahl immer er.
Egal was zwischen uns war oder auch nicht. Egal was sich entwickeln würde .
Selbst wenn er den Kontakt in ein paar Monaten oder sogar Wochen schon wieder abbrechen würde, könnte ich meine Entscheidung nicht bereuen.

"Es tut mir leid David. Ich habe dich wirklich geliebt das musst du mir glauben. Aber Jonas...er wird immer meine große liebe bleiben. Es tut mir leid das ich das erst so spät gemerkt habe."

David stand stocksteif da, nicht mal 2 Meter von mir entfernt. Er schaute mich einfach nur an, griff sich mit seiner rechten Hand in die zerzausten Haare und schloss die Augen für einen moment.
Ich hingegen konnte meine Tränen nicht weiter zurück halten. Stumm und leise liefen sie mein Gesicht herab.

"Danke für deine ehrliche antwort auch wenn ich mir etwas anderes erhofft hatte. Ich werde erstmal zu meinen Eltern ziehen, du hast die wohnung für dich allein."

Mit diesen Worten ließ er mich allein in Wohnzimmer zurück und ging ins Schlafzimmer wo er sich ein paar Klamotten zusammen packte.

Wonderwall ||  Gzuz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt