Kapitel 3

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Marik

Das ganze Lager war trotz der Nacht in helles Licht getauft, sodass kein Schatten uns erreichen konnte, dennoch schweifte mein Blick über die Umgebung des Lagers, während ich mit meinen Freunden an der brennenden Feuerstelle saß.
Der Mond schien auch vom Himmel herab, doch das Mondlicht machte den Schatten nichts aus.
"Habt ihr das gerade gesehen?", fragte ich verwirrt, als meine Augen eine schwache Bewegung in der Dunkelheit des naheliegenden Waldes wahrnahmen. "Nein. Was war da?", kam es von Kostas. "Vielleicht waren es Schatten.", warnte ich und erblickte schon wieder Bewegungen, noch dazu ertönten schrille Schreie, die durch Mark und Knochen gingen. "Entweder die Schatten selbst oder die heutigen Opfer.", bemerkte Hannah leicht verängstigt. "Lasst uns nachsehen.", sprach Kostas und ich stimmte ihm zu. "Ihr seid doch verrückt.", murmelte Hannah, folgte uns jedoch. Angespannt liefen wir los und standen schließlich am Rand des Lagers. "Dort drüben!", rief Hannah und zeigte auf die Wiesen, die an das Lager angrenzten. "Eindeutig Schatten.", flüsterte ich, während mein Blick an den dunklen Gestalten hing, die sich immer weiter vom Lager entfernten. "Wir müssen hinterher! Sie wollen ins naheliegende Dorf!", stellte Kostas geschockt fest. Mit einer Handgeste erschuf ich ein Pferd aus Feuer und schwang mich auf dessen Rücken. "Das konntest du die ganze Zeit?!", empörte sich Hannah, "Warum sind wir dann zu Fuß zum Lager gelaufen?!"  Augenverdrehend antwortete ich: "Wie gesagt wir wären zu unvorsichtig gewesen. Und jetzt kommt endlich." Kostas erschuf  zwei Pferde aus Wasser. Auf das eine setzte er sich, das andere nahm Hannah. In Windeseile stürmten wir davon, den Schatten hinterher. Hoffentlich kamen wir nicht zu spät, sodass wir die Leute im Dorf zumindest diese Nacht retten konnten. Da mein Pferd aus Feuer bestand, wurde mir warm, fast schon heiß, jedoch hielt ich dank meiner Rüstung der Wärme stand.
Schon bald kam das Dorf in unser Sichtfeld und als wir es erreicht hatten, sprangen wir von den Pferden. Es war still, unheimlich still. "Wir kommen zu spät.", hauchte ich fassungslos. "Dann lasst uns nach Überlebenden suchen. Bleibt zusammen.", wisperte Hannah, setzte sich die Kapuze des Umhangs wieder auf und zog ihren Zauberstab aus ihrem Ärmel. Auf meiner Hand ließ ich eine Flamme tanzen, damit wir ein wenig Licht hatten. Wachsam liefen wir weiter ins Dorf.
Plötzlich rannte ein Wesen aus dem Schatten eines Hauses. "Achtung!", warnte Kostas, doch ich schüttelte meinen Kopf und hockte mich hin. Die Gestalt war für einen Schatten zu klein, sodass das unmöglich einer war und ich behielt Recht. Ein Mädchen stürzte sich weinend in meine Arme und ich hob es hoch. Kostas nahm es mir ab und redete beruhigend auf das Mädchen ein. "Frag sie, wie sie heißt und ob sie weiß, wo die anderen Menschen aus ihrem Dorf sind.", forderte Hannah Kostas auf und er befolgte ihren Befehl. Das kleine Mädchen schluchzte: "Ich... ich bin Linea." "Und wo sind die anderen Menschen?", wiederholte Dennis einfühlsam seine Frage. "In... in... de-den Minen.", hauchte Linea. "Warum bist du nicht dort?", wollte ich wissen. "Mei-Meine Mama hat ge-geholfen, dass Dorf zu beschützen und ich... ich wollte bei ihr blei-bleiben.", flüsterte Linea. "Sie kann auch das Feuer bändigen, so wie du.", fügte sie hinzu und zeigte dabei auf die Flamme, die immer noch auf meiner Hand tanzte. Ich schenkte Linea ein kleines Lächeln, was sie schwach erwiderte. "Und wo ist deine Mutter jetzt?", fragte Hannah vorsichtig. "Ich zeig es euch.", teilte uns Linea mit, daraufhin stellte Kostas sie auf dem Boden ab. Linea griff nach meiner Hand und zog mich sanft mit sich. Dennis und Hannah folgten uns. Das kleine Mädchen führte uns zum Dorfplatz, wo sich auch ein Brunnen befand. Augenblicklich fing Linea wieder an zu weinen und zeigte zitternd in eine Richtung. Erst jetzt fielen mir die Menschen auf, die hier lagen. "Oh nein.", murmelte Hannah. "Sie wollten das Dorf beschützen.", schluchzte Linea, woraufhin ich sie Huckepack nahm.
Wir traten näher an die Opfer heran. Es waren weniger, als in der vorherigen Nacht, dennoch zu viele. "Das ist sie.", hauchte Linea. Mein Blick fiel auf eine junge Frau, dunkle, lange Haare und blasse Haut. "Sie ist hübsch.", meinte Hannah traurig lächelnd. Kostas kniete sich neben der Frau hin und überprüfte ihre Atmung, ihren Herzschlag und ihren Puls. Dann flüsterte er: "Sie lebt, so wie die Anderen im Lager." "Ich denke, es ist besser, wenn wir die Leute aus den Minen holen und sie zusammen mit den Opfern zum Lager bringen.", schlug Hannah vor und wir stimmten zu.
Dank Linea's Wegbeschreibung betraten wir wenig später die Minen. "Hast du auch besondere Fähigkeiten, Linea?", fragte Kostas, als sie in die Minen hinabstiegen. Das kleine Mädchen verneinte zögernd. "Verstehe.", murmelte ich und überlegte. "Besitzen die Leute, die wir auf dem Dorfplatz gesehen haben, besondere Gaben?", hakte ich nach. Linea bejahte dies. "Warst du dabei, als deine Mutter und die Anderen von den Schatten geschnappt worden waren, Linea?", sprach ich. Wieder ein Nicken von der Angesprochenen: "Ich hab es aus einem Versteck beobachtet. Meine Mutter wusste nicht, dass ich nicht nicht in den Minen bin. "Worauf willst du hinaus, Mik?", kam es von Kostas. "Ich bin mir nicht sicher, aber könnte es sein, dass die Schatten nur Menschen angreifen, die besondere Fähigkeiten haben?", erklärte ich. "Keine Ahnung. Wir behalten diesen Gedanken auf jeden Fall im Hinterkopf.", nuschelte Hannah.
Schließlich hörten wir Stimmen, die irgendwo tiefer aus der Mine zu uns drangen. "Hallo!", rief Linea. Kurz darauf kamen uns ein paar Leute entgegen. "Linea, Gott sei dank, du bist unverletzt.", sprach eine junge Frau, "Und wie ich sehe hast du Verstärkung mitgebracht." Wir nickten und stellten uns vor, daraufhin eilte ein Mann los, um die restlichen Menschen aus den Minen zu holen. Nach einer Weile machten wir uns wieder auf dem Weg nach oben. "Ihr seid die Berater des Königs, nicht wahr?", fragte uns die junge Frau, die sich als Myriam vorgestellt hatte. Sie war sehr gut mit Linea's Mutter befreundet.
"Genau.", antwortete Kostas. Myriam murmelte an Hannah gewandt: "Und wer bist du? Warum trägst du überhaupt diesen Umhang?" Die Angesprochene schaute mich fragend an. Wahrscheinlich wollte sie wissen, ob sie ihre eigentliche Identität preisgeben konnte, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Früher oder später würde es sowieso herauskommen.
Hannah seufzte und zog sich die Kapuze vom Kopf. "Euer Majestät.", erwiderte Myriam überrascht und verbeugte sich. Die Königstochter winkte ab: "Bitte. Behandle mich einfach ganz normal."
Myriam nickte nur.

Zwar ist es ein wenig verspätet, dennoch vielen Dank für die 100 Follower!

Schatten || Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt