Kapitel 17

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"Mik, wach auf." Kostas strich über meine Wange, woraufhin ich meine Augen öffnete. "Ich habe dir Frühstück mitgebracht. Die Expedition beginnt bald."
"Du bist ein Engel", hatte ich festgestellt, mich aufgesetzt und ihm einen Kuss auf die Stirn gedrückt, bevor ich den Teller nahm und aß.
Dennis blieb lächelnd neben mir sitzen.
Ein paar Minuten später war ich bereits angezogen, griff nach der Hand meines Freundes und verließ mit ihm den Raum.
"Versprich mir etwas", bat ich Kostas.
"Alles."
"Ich weiß nicht, was uns heute im Ewigen Wald erwartet, aber falls mir etwas zustößt, lass nicht deine Deckung fallen und pass auf dich und Hannah auf", erwiderte ich.
Kostas schluckte schwer. "Versprochen."
"Wie viele Wächter nehmen an der Expedition teil?", fragte ich nach. "Jeweils 4 aus jedem Abschnitt", bekam ich als Antwort.
40 also...
Hoffentlich genügte das für ein solch großes Gebiet.

...

"Hannah, Marik und Kostas gehen bei Gruppe 1 mit!", wies Magnus lautstark an.
Die Wächter hatten sich in vier Fraktionen aufgeteilt. Die Gruppe, in die wir drei eingeteilt wurden, unterlag dem Befehl des Erdbändigers, Magnus, welcher zeitgleich auch die Oberleitung über die gesamten Gruppen hatte.
Die Königstochter schulterte ihre Tasche und stiefelte zuversichtlich unserer Fraktion hinterher. "Wenn diese Expedition gelingt, kommen wir unserem Ziel einen großen Schritt näher!", rief sie.
Kostas und ich blickten uns kichernd an, bevor mein Freund sein Notizbuch herauszog und durchblätterte. "Wir müssen hier im Wald eine Höhle finden, die ins Schattenreich führt", murmelte Dennis. "Und danach suchen wir den Bruder des Königs im Land, das die Sonne nicht kennt", erwiderte ich. "Dies bezüglich überlegen wir uns noch etwas", antwortete Kostas.
Die Stunden und der zurückgelegte Weg verstrichen - bisher ohne Erfolg.
Mühsam schlugen wir uns durch das Dickicht, versuchten, die dornigen Zweige aus unserem Gesicht fernzuhalten. Kostas und ich kämpften uns mit zusammengebissenen Zähnen voran. Da wir Bändiger waren, trugen wir in der Regel keine Handschuhe. Hannah hingegen trug ihre Eisenrüstung, wodurch ihr die Sträucher recht unwirksam entgegentraten. Allerdings bemerkte die Königstochter unsere Komplikationen, weshalb sie ihren Zauberstab nahm, ein paar leise Worte murmelte und danach die Pflanzen berührte. Mit Erstaunen stellten Kostas und ich fest, dass die Zweige und Sträucher zurückwichen und einen schmalen Weg bildeten.
"Schon angenehmer. Danke", sprach Dennis, woraufhin Hannah uns anlächelte.
"Eine Höhle!", rief plötzlich jemand von weiter vorne.
Die Gruppe kam zum Stehen und wir drei schlängelten uns zwischen den Wächtern hindurch zum Eingang.
"Magnus, wie sieht das weitere Vorgehen aus?", fragte Hannah den Erdbändiger. "Wir gehen mit ungefähr der Hälfte der Gruppe hinein. Der Rest wartet hier draußen", antwortete der Angesprochene.
Während er die Wächter einteilte, untersuchte Hannah den Eingang. "Wonach schaust du?", hakte Kostas verwundert nach.
"Vielleicht entdecken wir hier schon einen Hinweis, der auf Schatten deuten lässt."
Jedoch hatte die Königstochter dabei keinen Erfolg.
Die Hälfte der Gruppe, Kostas, Hannah und mich eingeschlossen, betrat die Höhle.
Während die Feuerbändiger und Magier für Licht sorgten, räumten die Erdbändiger Geröll und Felsen aus dem Weg. "Wir laufen direkt in die Richtung des Schattenreichs", bemerkte Kostas unbehaglich, als er auf seinem Kompass blickte. "Das ist ein gutes Zeichen", erwiderte Hannah.
"Mehr oder weniger", murmelte mein Freund, woraufhin ich seine Hand nahm.
Je näher wir dem Schattenreich kamen, desto kälter wurde die Höhle. Schon bald trat Nebel auf, wodurch alle wussten, was hinter dem Ausgang lag: Das Land, das die Sonne nicht kennt.
Magnus deutete an, sich ruhig und aufmerksam zu verhalten. Er ging mit vorsichtigen Schritten und geduckt aus der Höhle und spähte.
Hannah, Kostas und ich folgten ihm, nachdem wir unsere Lichtquellen erloschen hatten.
Trotz der fehlenden Sonne war das Land nicht in komplette Finsternis gehüllt. "Wie das Land wohl ohne den Nebel aussähe?", wunderte ich mich.
"Womöglich hell erleuchtet, so wie wir unsere Seite kennen", antwortete Hannah leise.
Magnus hockte sich hin, legte seine rechte Hand auf den Boden und schloss die Augen. "Was macht er?", flüsterte ich. "Er sucht die Erdoberfläche in seiner Umgebung ab, um eventuell Feinde, wie Schatten, ausfindig zu machen", erklärte Hannah. Ich wartete auf mögliche Gesten des Leiters - vergeblich. Regungslos analysierte Magnus.
Plötzlich richtete er sich ruckartig auf. "Zurück in die Höhle. Schatten nähern sich mit beachtlicher Geschwindigkeit,", sprach er. Daraufhin schlichen wir rückwärts zum Untergrund. Ich erblickte die raschen Bewegungen der dunklen Wesen vor. "Stufe 3, mindestens", murmelte ich und kniete nieder, um die Zündschnür zu legen, damit uns kein Wesen in die Höhle folgen konnte. Auf einmal entfuhr Kostas ein schmerzerfüllter Schrei und er ging zu Boden. Schockiert drehte ich mich zu ihm um, ließ einen Feuerschwall auf die Schatten in Dennis' Nähe los und entzündete zeitgleich die Lunte, bevor ich Kostas aus der Gefahrenzone zog.
"Hannah, er braucht deine Hilfe!", rief ich der Königstochter zu, woraufhin diese mir hinterher in die Höhle eilte. Während Magier und Bändiger die Schatten zurückdrängten, erschuf ein Erdbändiger eine ebene Fläche im Untergrund, auf welche ich Kostas ablegte. "Die Wunde zieht sich über den halben Oberschenkel. Der Schatten hat mit der Kralle einen sauberen Schnitt hinterlassen. Ein Wasserbändiger muss einen Gegendruck erzeugen, damit die Blutung gestoppt wird", bemerkte die Königstochter. Hektisch organisierte ich die genannte Art des Bändigers. Die Frau kniete neben Hannah nieder und stoppte bestmöglich die Blutung. "Keine Sorge, er wird es schaffen", sprach Hannah an mich gewandt. Kostas selbst streckte schwach seine Hand nach mir aus, welche ich nahm und streichelte. Die Königstochter zog ein Tuch aus ihrer Tasche, ließ es sich von der Wasserbändigerin befeuchten und reinigte vorsichtig die Stellen um Kostas' Verletzung herum.
Danach holte sie ihren Zauberstab hervor. "Ich schließe jetzt die Wunde", erklärte sie. Während sie immer wieder fremde Worte wiederholte, wurde die Verletzung kleiner, bis schließlich eine feine Linie zurückblieb. Erleichtert küsste ich Kostas' Handrücken und lächelte ihn an. Diese Geste erwiderte er schwach.

Schatten || Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt