Kapitel 20

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Wenige Tage waren verstrichen.
Wenige Tage, in denen wir keinerlei Fortschritte hinsichtlich der Erforschung der Schatten erzielen konnten.
Wenige Tage, in denen die dunklen Wesen weiterhin verwüsteten, zerstörten und töteten.
Für die Expedition des Schattenreichs waren wir auf die Drachen und ihre Feuerkraft angewiesen, jedoch gab es bisher keine Anzeichen, dass Helena uns helfen würde oder mein Schreiben erhalten hatte.
Letztendlich verbrachten Hannah, Kostas und ich unsere Zeit damit, unsere Fähigkeiten zu verbessern und zu trainieren.
"Ich brauche eine Pause", bemerkte Hannah, wischte sich den Schweiß von der Stirn und nahm sich einen von den Bechern, die Magnus gebracht. Wir befanden uns gerade in einem der drei Trainingsräume.
Kostas schenkte ihr Wasser ein, bevor er sich wieder mir widmete. "Greif mich nochmal an", forderte er auf. Im Kampf gegen mich als Feuerbändiger war er offensichtlich im Vorteil, jedoch ließ ich mich davon nicht beirren.
Ich schickte mehrere Feuerbälle los, während ich mich auf meinen rechten Fuß fokussierte, um unauffällig die Zündschnür zu legen. Gleichzeitig wehrte ich mehr oder weniger Kostas' Angriffe ab. Hannah sorgte im Hintergrund gezielt dafür, dass wir uns nicht ernsthaft verletzten.
Als die Lunte fertig war, nickte ich der Königstochter zu, woraufhin diese ein Schutzschild um meinen Freund schuf. Das Feuer ging hoch und wenige Augenblicke später erstickte ich es wieder.
"Wenn das Schutzschild nicht gewesen wäre, hätte ich mich wohl lebensgefährlich verbrannt", stellte Kostas fest.
"Wenn das Schutzschild nicht gewesen wäre, hätte ich das Feuer gar nicht erst losgetreten", berichtigte ich ihn, woraufhin er schmunzelte.
Die Tür öffnete sich und der Luftbändiger Kasimir streckte seinen Kopf in den Raum. Als er sich vergewissert hatte, dass keinerlei Trainingskampf im Gang war, trat er ein. "Die Drachen wurden gesichtet", teilte er mit. Eilig stürmten wir an ihm vorbei, um die Treppe hinauf zum Patrouillenweg zu laufen. Froh erblickte ich die geflügelten Wesen, welche sich wenig später vor der Grenzmauer auf den Baumkronen niederließen. Nur ein Drache krallte sich im Gestein fest, sodass Helena problemlos über die Zinnen klettern konnte.
"Willkommen", begrüßte ich sie.
Sie lächelte mich an, bevor sie sich verbeugte. "Eure Majestät, es ist mir eine Ehre", sprach sie an die Königstochter gewandt, welche verlegen errötete und abwehrend die Hände hob. "Bitte keine Förmlichkeiten, zumal die künftigen Könige vor dir stehen."
Überrascht richtete sich Helena auf und schaute Dennis und mich an. "Da haben wir uns nur wenige Tage nicht gesehen und schon gehört dir ein gesamtes Königreich", bemerkte die ältere Frau neckisch. Ich kratzte mich am Hinterkopf. "Noch ist es nicht offiziell", erwiderte mein Freund. "Du musst Kostas sein. Marik hat viel von dir erzählt", antwortete Helena. Dennis schmunzelte. "Hoffentlich nur Gutes!"

...

Wir befanden uns gerade im Zimmer des Leiters Cuno, um die nächste Expedition zu besprechen.
Er selbst war bereits am Ende seiner Geduld, da die ältere Frau es ihm nicht leicht machte - so wie auch mir anfangs. Sie verhandelte die bestmöglichen Umstände für die Drachen. Zufrieden nahm sie Cunos Hand, wodurch die Abmachung besiegelt wurde.
"Morgen geht früh es los", verkündete der Leiter noch, bevor er uns förmlich aus dem Zimmer schob. Kichernd liefen wir zum Speisesaal, um das Abendessen zu uns zu nehmen.

...

Ein eisiger Wind wehte, als wir auf dem Patrouillenweg standen und ins Schattenreich hinabblickten. Die Drachen bekämpften die Schatten. Entschlossen wagten wir uns an den Abstieg. Am Fuße der Mauer angekommen, drangen wir immer weiter vor. Wächter um Wächter verschwand. "Kostas?! Hannah?! Wo seid ihr?!", rief ich, drehte mich panisch in alle Himmelsrichtungen, vergeblich nach ihnen Ausschau haltend.
"Du hast uns alleine gelassen", hörte ich die Stimme der Königstochter.
"Du befindest dich lieber bei Helena", fügte Kostas hinzu.
"Du bist nicht in der Lage, ein ganzes Volk zu regieren", äußerte der König spöttisch.
Angsterfüllt taumelte ich nach vorne und fiel auf die Knie. "Das stimmt nicht!", erwiderte ich und hielt mir die Ohren zu. Die Lautstärke nahm zu, ihre Worte schienen mich zu umkreisen.
"Mik!", weckte mich Kostas. Schweißgebadet riss ich meine Augen auf und atmete schwer. Mein Freund half mir beim Aufsetzen und schaute hilflos drein. "Alles gut, nur schlecht geträumt", erwiderte ich, nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte. Zögernd nickte Kostas, ließ das Thema jedoch ruhen und lächelte. "Komm, es ist bereits Frühstückszeit", erklärte er dann und zog mich sanft auf die Beine. Ich machte kurz mithilfe des Wasserkruges und der Waschschüssel, die sich im Zimmer befanden, frisch und wechselte anschließend meine Kleidung. Daraufhin verließen wir das Zimmer, um einen Speisesaal aufzusuchen.

Schatten || Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt