Kostas und ich verstummten entgeistert.
"Bist du dir sicher?", hakte der Größere tief durchatmend nach.
Die Königstochter nickte: "Ich wünschte, dass ich mich irren würde."
Abwartend blieben wir auf den Pferden sitzen.
Im Augenwinkel bemerkte ich, dass Kostas zitterte, bemüht, nicht die Fassung zu verlieren.
Plötzliche Kälte kroch meine Beine hinauf, trotz der Wärme des Pferdes.
Angst breitete sich in mir aus, lähmte meine Gliedmaßen.
"Ich kann mich nicht bewegen!", stellte Kostas panisch fest.
Hannah's Feuer-Pferd bäumte sich auf, schmiss die Königstochter ab und erlöste sie somit aus ihrer ebenfalls erzwungenen Starre.
Das durchgegangene Pferd rannte um unsere Gruppe herum, hinterließ eine flammende Spur.
Die Schatten, die sich wirklich in unserer Nähe befanden, kreischten ohrenbetäubend auf und flogen förmlich in Windeseile an uns vorbei, dabei immer den Funken des Feuers ausweichend, bis schließlich nur noch ihre Schreie aus weiter Ferne zu hören waren.
Während Hannah einen magischen Schild schuf, um die magischen Wesen fernzuhalten, ließ die Wirkung der Starre bei Kostas und mir endlich nach.
Tief durchatmend stieg ich vom Pferd, fiel wenige Sekunden später auf die Knie und stützte mich mit den Händen am Boden ab.
"Ohne dein Pferd würden wir jetzt nicht mehr leben, Hannah", stellte ich leise fest und schluckte den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, hinunter.
Zwar erschufen Kostas und ich die Pferde, dennoch handelten sie wie eigenständige Wesen.
"Wenn niemand Einwände hätte, würde ich hiermit verkünden, dass wir uns einen Schlafplatz suchen und den Schock erstmal vergessen", schlug Kostas vor, woraufhin er nur zustimmendes Gemurmel bekam....
"Guten Morgen", gähnte die Königstochter und streckte sich.
Wenige Sekunden später legte sie jammernd ihre Hand auf den Rücken. "Äste sind zum Schlafen ungeeignet."
Wir hatten nach dem gestrigen Schrecken auf einem riesigen Baum genächtigt.
Ich sah mich um, wobei trotz des Tageslichtes der Waldboden von hier oben noch immer nicht zu sehen war.
"Haben wir noch Proviant?", fragte Kostas, woraufhin er von Hannah Brot gereicht bekam. Bei Wasser konnte sich Kostas ja mit seiner Fähigkeit weiterhelfen.
Mein Blick schweifte über die Baumkronen bis zum Horizont.
Der Baum, der unser Schlafplatz gewesen war, war größer als die meisten anderen Bäume und ragte somit empor.
"Morgen werden wir wohl die Mauer erreichen", stellte die Königstochter fest.
Während Kostas dem zustimmte, erspähte ich am Horizont etwas höchst Ungewöhnliches.
"Das ist doch gar nicht ihr Lebensraum", murmelte ich fassungslos.
"Was siehst du denn?", fragte Hannah nun besorgt.
"Drachen", antwortete ich knapp und beachtete die drei sich nähernden Wesen.
"Sie leben doch weit im Norden des Königreiches!", stellte Kostas erschrocken fest.
"Normalerweise, ja", ich war fasziniert, da ich Drachen noch nie gesehen hatte, obwohl mein Element mich mit ihnen verband.
Die Königstochter begann panisch zu drängeln: "Wir sollten schleunigst wieder den Baum hinabklettern."
"Gib mir noch einen Moment", erwiderte ich.
"Kostas, wir müssen ihn dort schnellstmöglich wegholen, bevor die Drachen es tun!", Hannah zerrte hysterisch an meinem linken Arm, doch ich war wie angewurzelt.
Der Größte von uns schien verwirrt, setzte sich jedoch trotzdem in Bewegung, um der Königstochter zu helfen.
Allerdings war es bereits zu spät.
Einer der Drachen streckte seine Klaue aus und umfasste mich, bevor er sich zurück in die luftigen Höhen schwang.
Ich erwachte aus meiner Starre und sah mich panisch um - viele Hunderte von Meter über dem Erdboden.
Mein Feuer würde mir nichts nützen, um mich zu befreien. Drachenschuppen waren schließlich dafür ausgelegt, großer Hitze standzuhalten.
Wohl oder übel musste ich abwarten, wohin mich die Drachen bringen würden....
Hannah
"Wir müssen ihn retten!", Kostas fuchtelte hysterisch mit den Armen herum.
"Setz dich doch erstmal", murmelte ich, während ich den besorgten Jungen dabei beobachtete wie er auf und ab lief.
Wir befanden uns noch immer auf dem Baum.
"Wie kannst du so ruhig bleiben?!", rief mein Gegenüber aufgebracht.
"Mik ist in Sicherheit. Die Drachen werden ihm nichts tun", antwortete ich. Kostas setzte sich neben mich, starrte auf die Stelle, wo sein Partner bis vor wenigen Minuten noch gestanden hatte und hatte sichtlich Probleme, still sitzen zu bleiben.
Da wir die jetzige Situation sowieso nicht mehr ändern konnten, hatte ich mich bereits abgeregt.
"Kennst du denn nicht die Legende von den Drachenzähmern?", fragte ich den Jungen neben mir. Ein Kopfschütteln seinerseits.
Während ich in die Ferne schaute, erzählte ich: "Es heißt, dass Feuerbändiger und Drachen vor langer Zeit einmal zusammenlebten. Zuerst waren es einfache Menschen gewesen, die von den mächtigen Kreaturen das Bändigen der Flammen erlernten..." Kostas unterbrach mich: "Warum leben die Drachen dann abgetrennt von dem Volk?"
"Menschen, die keine Feuerbändiger waren, fühlten sich von dieser Gabe und den Kreaturen bedroht, was einen früheren König dazu brachte, die Drachen in die nördlichen, abgelegenen Höhlen des Königreichs umzusiedeln."
"Nehmen wir an, dass die Legende wahr ist. Würde das Zusammenleben dementsprechend bedeuten, das eine Art Verbindung zwischen Feuerbändigern und Drachen besteht?", hakte Kostas nach. Ein Nicken meinerseits, woraufhin mein Gesprächspartner erleichtert aufatmete.
Das hieß allerdings auch, dass sich Mik demnächst im Norden bei den Höhlen, statt im Süden bei der Grenzmauer befinden würde.
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Schatten || Kostory FF
FanfictionSie scheinen aus dem Nichts zu kommen: Dunkle Gestalten, die alles zu verschlingen drohen. Kaum etwas ist anfangs über sie bekannt, doch eines ist sich jeder bewusst: Wenn diese Wesen nicht aufgehalten werden, wird alles Leben ausgelöscht.