Kapitel 26

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"Bereitet die Expedition vor!", rief Cuno über den Patrouillenweg. Magnus eilte dem Leiter nach und versuchte, ihm dieses Vorhaben auszureden. "Das ist zu früh", fluchte er. "Kostas hat es doch gerade mal geschafft." Cuno blieb abrupt stehen und drehte sich um. "Die Schatten warten nicht." Mit diesen Worten lief der Leiter die Treppe hinunter und verschwand aus unserem Blickfeld. Der Erdbändiger sah mit gestrafften Schultern zum Land, das die Sonne nicht kannte. Die Königstochter näherte sich ihm und legte ihre Hand auf seine Schulter. Dennis deutete mir währenddessen mit einer Handgeste an, die beiden alleine zu lassen. Nickend folgte ich ihm und gemeinsam stiegen wir die Stufen ins Innere der Mauer hinab. Wir suchten einen Speisesaal auf und nahmen uns das Mittagessen, bevor wir uns an einem kleinen Tisch niederließen. "Die Schlinge zieht sich immer weiter zu", murmelte mein Freund. "Ich denke in letzter Zeit nur noch über die bevorstehende Schlacht nach." Ich legte mein Besteck zur Seite, um Kostas' Hand in meine zu nehmen. Sanft strich ich mit meinem Daumen über seinen Handrücken. Er lächelte schwach. Leider konnte ich ihm nicht versprechen, dass alles gut werden würde, denn unsere Zukunft war ungewiss. Wir wussten mittlerweile viel mehr über die Schatten, jedoch noch nicht genug.
Wir verbrachten die Mahlzeit in Stille, bevor wir unser Geschirr abräumten und den Raum verließen. Die Wächter liefen unruhig durch die Gänge, trugen Objekte und Gegenstände umher und riefen sich einander immer wieder Mitteilungen zu. Kostas drehte sich verwundert zu allen Seiten um. "Wann geht die Expedition los?", fragte ich an eine Erdbändigerin gewandt. In aller Hektik schien sie mich jedoch nicht gehört zu haben. "Kasimir!" Mein Freund hatte den Luftbändiger im Tumult gefunden. Überrascht blieb er an Ort und Stelle stehen. Fragend blickte er uns an und deutete dann auf die Kisten in seinen Händen, um zu zeigen, dass er nicht viel Zeit hatte. Ich wiederholte meine Frage bezüglich der Expedition. "Am heutigen Abend", antworte Kasimir trocken. Kostas und ich starrten ihn geschockt an. Er machte jedoch auf dem Absatz kehrt, um die Kisten abzuliefern. Viel zu überstürzt! Was dachte sich der werte Leiter dabei?! Mein Freund stürmte los und zog mich an der Hand mit sich. "Wo rennst du hin?" Dennis sah über seine Schulter, als er antwortete: "Zuerst müssen wir Hannah finden, danach darf sich Cuno auf einen Besuch einstellen." Nickend holte ich auf und wich immer wieder Wächtern aus. Es dauerte eine Weile - wir hatten bestimmt die halbe Mauer abgesucht -, aber schließlich fanden wir die Königstochter in einem der Trainingsräume. Wir warteten nach Luft ringend am Eingang. "Im... nächsten Leben... werde ich Magier", stellte ich schnaufend fest. Zwar war ich viel Bewegung gewöhnt, aber die Strecke, die Kostas und ich gerade zurückgelegt hatten, würde für die nächsten Jahrzehnte reichen. "Wir können los", verkündete Hannah. Nickend stieß ich mich vom Türrahmen ab. Folgendes könnte heikel werden...

...

"Das... ich...", stammelte Hannah vor sich hin, unsicher, wie sie reagieren sollte. Wir mussten ebenso Vorbereitungen treffen und darüber nachdenken, wer ein geeigneterer Leiter der Grenzmauer wäre. Dass Cuno die Expedition für den heutigen Abend angesetzt hatte, war die eine Sache, aber dass dies ohne Absprache mit uns, Magnus oder Helena geschah, die andere. Kostas kochte vor Wut und ich hatte die größte Mühe, ihn einigermaßen zu beruhigen. Die Königstochter lief zu Rasmus, um noch einige nützliche Zaubersprüche und Hinweise zu bekommen. Meinem Freund riet ich, Helena draußen bei den Drachen aufzusuchen, um sicherzugehen, dass die geflügelten Wesen ihm wirklich vertrauten - ich würde derweil unsere Sachen packen. Unsere Beutel mussten kompakt und handlich bleiben, da die Drachen diese mitnehmen würden.
Kleidung zum Wechseln, Kostas' Notizhefte...
In Gedanken ging ich jegliche Gegenstände durch, die noch wichtig sein könnte. Schließlich befestigte ich ein Schwert, welches ich zwischenzeitlich von Magnus bekommen hatte, an meinem Gürtel. Die letzte Expedition hatte mir gezeigt, dass wir uns auf das Äußerste vorbereiten mussten. Die acht Wächter, die im Kampf gegen die Schatten gefallen waren, zeugten von mangelnder Strukturierung. Ihr Opfer hätte nicht erbracht werden müssen.
Unruhig lief ich im Zimmer auf und ab, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sich das Wichtigste in unseren Taschen befand. Als ich es schließlich nicht mehr im Raum aushielt, eilte ich nach draußen zu den Drachen, wo ich auf Helena und Kostas traf. "Alles in Ordnung?", hakte mein Freund nach. "Ich mache mir nur Sorgen wegen der Expedition", erklärte ich. Helena und Dennis nickten verständnisvoll.
"Die Drachen sind bereit", erwiderte die ältere Frau daraufhin, um mich womöglich zu beruhigen.

Schatten || Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt