Kapitel 21

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Die Wächter standen am Fuße der Mauer versammelt. Es war eine ähnliche Gruppe wie bei der vorherigen Expedition. Hinzu kamen die Drachen und weitere Feuerbändiger, darunter Helena.
Wir setzten uns in Bewegung, um zum Durchgang im Wald zu gelangen.
Die geflügelten Wesen flogen über unseren Köpfen hinweg und hielten Ausschau nach Gefahren und der Höhle im Schattenreich. Hannah zauberte wieder das Dickicht beiseite, sodass wir ungehindert laufen konnten. Kostas griff nach meiner Hand. Beruhigend strich ich mit dem Daumen über seine weiche Haut. "Du bist immer so angenehm warm", flüsterte er. Lächelnd drückte ich seine Hand ein wenig fester.

...

Nach einer Weile erreichten wir den Durchgang zum Schattenreich. Zögernd und aufmerksam gingen wir hinein. Erneut begegnete uns Kälte und Nebel. "Vor dem Ausgang warten zwei Drachen!", rief ich Magnus, welcher sich an der Spitze der Gruppe befand, zu. "Danke!", kam es von ihm.
"Woher weißt du das?", fragten Hannah und Kostas zeitgleich nach. "Gespür. Nachdem ich einige Tage bei den nördlichen Höhlen verbracht hatte, fing ich an, die An- oder Abwesenheit der Drachen zu fühlen", antwortete ich.
Mein Freund stolperte, als er mich mit großen Augen ansah. Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf.
Wir traten ins Freie - das Land, das die Sonne nicht kennt. Helena und eine andere Feuerbändigerin hielten uns die Schatten vom Leib, welche bereits aus dem Dickicht hervorkamen.
"Kostas, dort drüben! Sie verändern sich! Dokumentier das!", rief die Königstochter eilig und deutete in eine Richtung. Zwei Schatten wuchsen heran. Ihre Gliedmaßen teilten sich, jedoch nur, um zu etwas Stärkerem und Gefährlicherem zu werden. "Welche Stufe sind sie jetzt?", hakte Kostas nach. Ich hob zwei Finger in die Höhe.
"Aber wenn sie sich jetzt weiterentwickeln...", äußerte Hannah schockiert, ich beendete ihren Satz, "... haben sie Seelen gefressen."
Mit diesen Worten jagte ich los, Helena folgte mir mit ihrem Drachen. Mein Blick untersuchte währends des Rennens meine Umgebung - Drachen und Feuerbändiger, die in Kämpfe verwickelt waren, längst abgestorbene und entwurzelte Pflanzen und regungslose Körper. Abrupt blieb ich stehen, wodurch ich beinahe von Helenas geflügelten Wesen überrannt worden wäre. Vorsichtig näherte ich mich einer Person und nahm ihr Handgelenk. "Offensichtlich Feuerbändigerin, kein Puls." Ich hielt meine Hand vor ihren Mund und Nase und, um sicher zu gehen, beugte ich mich hinunter. "Keine Atmung." Schließlich überprüfte ich den Brustkorb. "Kein Herzschlag. Tiefer Einstich in der unteren Hälfte des Oberkörpers. Tot."
"Etwa durch Schatten ermordet?", hakte Magnus nach, der uns zusammen mit Kostas und Hannah eingeholt hatte. "Die Wunde deutet zumindest darauf hin", antwortete die Königstochter, deren Interesse geweckt worden war. Ich richtete mich auf, woraufhin Kostas augenblicklich nach meiner Hand griff. Er hatte Angst, so wie auch ich. "Das wirft neue Fragen auf", entgegnete Hannah. "Schließlich beziehen die Schatten ihre Kraft aus den Seelen. Leichen bringen ihnen keinen Nutzen."
"Wir klären diese Angelegenheit später. Vorerst müssen wir uns auf unser Überleben konzentrieren", fuhr Kostas die Prinzessin an. Daraufhin zog die Königstochter ihren Zauberstab. Helena und ihr Drache erhoben sich vom Boden und hielten Ausschau. "Am Durchgang befinden sich eine Vielzahl von Schatten!", teilte sie mit und flog los. Wir eilten hinterher.
Als wir ankamen, verteilte Kostas Wasser und nickte Hannah und mir zu. Die Prinzessin entsandte eine große Menge Licht, die spiegelartig reflektiert wurde. Zwar vernichtete dies Schatten auf niedriger Stufe, höherentwickelte hielten dem jedoch stand. Wir mussten sie wohl oder übel verbrennen. Mehrere Feuerbälle schossen zeitgleich los, doch aufgrund der Umgebung waren die dunklen Wesen flexibel und nutzten die Schatten von Pflanzen oder ähnlichem als Deckung.
"Kostas, bleib hinter Hannah, den Feuerbändigern und mir", wies ich ich an.
Wachsam blickte ich mich um. Die Schatten bewegten sich jedoch nicht in ihrer Deckung. Die Minuten des angespannten Wartens zogen sich hin. Zwar hätten wir einfach feuern können, jedoch wussten wir nicht, ob noch lebende Personen, die zu unserer Gruppe gehörten, dort draußen waren. Hinzu kamen die Leichen, welche wir unversehrt zur Mauer zurückbringen wollten.
"Albert und Eleonore sollen vortreten!", rief Magnus zu der hinteren Reihe unserer Formation. Während sich vorne die Feuerbändiger, Magnus, Kostas und Hannah befanden, verteilten sich in den hinteren Reihen die restlichen Bändiger. Die zwei genannten Magier, erschienen neben dem Gruppenleiter.
"Wir benötigen einiges an Licht", teilte Magnus mit. "Auf drei erhellt ihr jeden einzelnen Schatten in unserem Blickfeld. Die Feuerbändiger werden daraufhin die geschwächten dunklen Wesen vernichten."
Nach einem kurzen Nicken begann er zu erzählen: "Eins."
Albert, Eleonore und Hannah begaben sich auf Position.
"Zwei."
Schwache Lichtfunken leuchteten an ihren Zauberstäben.
"Drei!"
Zwar hatte ich die Augen geschlossen, trotzdem wurde ich geblendet und versuchte ich mich blind zu orientieren. Nachdem ich mit Gewissheit die dunklen Wesen ausfindig gemacht hatte, feuerte ich.
Schmerzerfüllte Schreie hallten in unseren Ohren, wodurch wir uns eilig in die Höhle zurückzogen. Verschwitzt glitt ich an der Felswand zu Boden und wischte mir über die Stirn. Schweratmend fiel die Anspannung von mir ab. "Mik, trink das", sprach Kostas sanft. Dankend nahm ich den Wasserschlauch und setzte ihn an meine Lippen an.
"Die Schatten sind fort!", verkündete Magnus lautstark, woraufhin Jubel ertönte.
"Aber einige der Wächter sind es ebenso", fügte Hannah hinzu, und lief zum Ausgang. Ächzend rappelte ich mich auf und folgte ihr mit Kostas zusammen.
"Sammelt die Toten auf und bringt sie hierher. Die Drachen werden mit ihnen zurückfliegen", forderte der Gruppenleiter auf.

Schatten || Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt