Kapitel 23

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Mein Freund lag mit dem Rücken zu mir im Bett. Irritiert strich ich ihm über den Rücken, bevor ich meine Arme um ihn schlang. Ich fragte leise, was los sei. Der Größere hingegen wich dem aus. "Kostas?", hakte ich eindringlicher nach, löste mich von ihm und setzte mich auf. "Warum unterstützt du Hannah's Vorhaben?", fragte er. "Wir könnten sie ohnehin nicht aufhalten", antwortete ich und drehte meinen Freund sanft zu mir um. Langsam streichelte mein Daumen seine Wange und der Größere schmiegte sich an meine Hand.
"Ich liebe dich."
"Und ich liebe dich."

...

Die Königstochter hatte in letzter Zeit viel von Rasmus gelernt - das magische Auge zum Beispiel. Damit konnte sie Situationen an entfernten Orten beobachten, ohne persönlich anwesend sein zu müssen - so wie gerade bei der offiziellen Verkündigung der Thronfolger.
In der Mauer waren mehrere magische Augen verteilt, damit jeder Wächter am Geschehen teilhaben konnte.
Aufgeregt rutschte Kostas auf seinem Stuhl hin und her. Auch Hannah saß kerzengerade und beobachtete die Ereignisse. Die Ironie an diesen Augen war, dass man nicht nur sehen, sondern ebenso hören konnte.
Während der König das Volk begrüßte und von den Schatten sprach, gesellten sich Rasmus und Magnus zu uns.
"Das Beste kommt noch!", kam es von Hannah. Der Erdbändiger lächelte ihr zu und verfolgte gebannt das Geschehen.
"Ich bin erfreut, euch heute ebenso meine Thronfolger verkünden zu dürfen...", teilte König Amaury mit. Nervös griff ich nach der freien Hand meines Freundes. Seine andere tippte unruhig auf seinem Bein, "Meine derzeitigen Berater, Marik und Kostas werden nach mir die Aufgaben der Krone übernehmen."
Nun war es offiziell.
Verwirrung stand der Bevölkerung ins Gesicht geschrieben. "Was ist mit Hannah passiert?", fragte sie sich garantiert. Aufgrund dessen erklärte König Amaury die Situation, dass seine Tochter freiwillig zurückgetreten wäre und diese Aufgabe an ihrer Meinung nach geeignete Personen übergeben hätte. Ich musste über diese Formulierung schmunzeln.  Das Volk jubelte und rief immer wieder: "Lang leben die Könige! Hoch lebe die Prinzessin!"
Erleichtert lehnte ich mich zurück. Auch Kostas atmete tief durch und die Anspannung fiel augenblicklich von ihm. Hannah klopfte uns auf die Schulter. "Eure Majestäten", sprach sie spielerisch grinsend.
"Aber ihr bekommt euer Frühstück jetzt trotzdem nicht auf einem Silbertablett ans Bett serviert", erwiderte Magnus leise lachend. "Schade eigentlich", antworteten Kostas und ich wie aus einem Mund. Die Königstochter erhob sich von ihrem Stuhl und trat ans Fenster.
Wir betrachtete sie, während sich ein Lächeln auf ihren Lippen bildete. "Frei von der Verantwortung", hauchte sie ungläubig. Sie sah friedlich und entspannt aus, als wären ihr mit einem Mal alle Sorgen genommen worden.
Leise und langsam standen wir ebenfalls auf und schlichen zusammen mit Rasmus und Magnus aus dem Zimmer, um sie nicht zu stören.
Ein neues Leben würde sie erwarten, da brauchte es mit Sicherheit einige Zeit, dies zu realisieren.

...

Cuno breitete verschiedene Karten vor uns aus und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Geduldig warteten Hannah, Kostas und ich ab.
Nach der gestrigen Verkündigung hatte sich die Aufregung innerhalb der Mauer nur schwer legen können. Auch die Reaktionen waren sehr unterschiedlich ausgefallen - einige standen uneinig mit sich selbst vor uns und wussten nicht so recht, wie sie sich verhalten sollten, andere gratulierten uns und wieder andere verbeugten sich sogar kurz. Ebenso waren Kostas und ich mit der Situation überfordert - immerhin hatte man uns vorher nie diese Aufmerksamkeit entgegengebracht.
"Wir müssen diese Höhle finden", nuschelte der Leiter. "Warum genau suchen wir eigentlich nach etwas Unterirdischen?", hakte die Königstochter nach.
"Eine Höhle ist für derartige Aktionen, wie die Schaffung der Schatten klüger. Angreifer können, unter der Voraussetzung, dass es nur einen Eingang gibt, nur aus einer Richtung zuschlagen. Somit fällt die Verteidigung leichter. Falls wirklich der Bruder des Königs dahinter steckt, hat er garantiert darauf geachtet."
Hannah dachte kurz nach und blickte auf die Karte. "Die Höhle könnte überall sein."
Cuno nickte kurz und antwortete anschließend: "Freiwillige Nicht-Feuerbändiger haben sich deshalb für die Ausbildung zum Drachenreiter bereit erklärt. Das Training beginnt nach unserem Gespräch."
Er wollte das also wirklich durchziehen?
Bevor ich erneut protestieren konnte, fragte der Leiter schon, ob wir ihm bitte folgen würden.
Seufzend erhob ich mich vom Stuhl und wir liefen zur Lichtung vor der Mauer.

Schatten || Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt