Kapitel 18

35 4 0
                                    

Auf dem Rückweg zur Mauer trug ich Kostas auf meinem Rücken, darauf bedacht, sein Bein so wenig wie möglich zu belasten, auch wenn er mir mehrmals versichert hatte, dass wieder alles in Ordnung sei.
"Nach dem heutigen Erlebnis wird es wohl schwierig werden, eine Gruppe für die Erforschung des Schattenreichs aufzustellen", sprach Magnus. Eine Überlegung später kam ich zu einer Idee. "Wie wäre es, wenn wir die Drachen dafür einsetzen?"
Fragend blickte mich der Erdbändiger an. "Feuerbändiger und Drachen erkunden gemeinsam das Gebiet", antwortete ich.
"Keine schlechte Idee."
Danach herrschte Stille, bis wir schließlich die Grenzmauer erreichten.
Kostas brachte ich unverzüglich zu unserem Zimmer und legte ihn dort auf das Bett. Er starrte abwesend Löcher in die Luft. "Was bedrückt dich?", hakte ich verwundert nach.
Er sah mich monoton an. "Hannah erlernt momentan einen neuen Zauber." Bevor ich nachfragen konnte, was daran so schlimm sei, sprach mein Freund weiter: "Diese Magie kann einen Menschen unter dem Einsatz von Hannah's Leben wiederbeleben." Schockiert riss ich die Augen auf. "Sie würde dabei sterben?!" Kostas nickte wortlos. "Und du hattest Angst, dass deine vorherige Wunde schlimmer wäre und Hannah den Zauber einsetzen würde?" Wieder ein Nicken. Wir mussten mit der Königstochter sprechen - sofort. Dennis verstand mich, ohne dass ich etwas sagte, und richtete sich vorsichtig auf, um mir aus dem Zimmer zu folgen - ich war wohl wirklich überfürsorglich gewesen.
Vor Hannahs Tür angekommen klopften wir an und wenige Augenblicke später stellte ich Hannah zur Rede. Sie umging dies jedoch und sprach ein anderes Thema an: "Mein Vater hatte mir eine Antwort zu meinem Brief geschickt. Neue Erkenntnisse gibt es nicht wirklich, er bestätigt nur unsere Theorien. Außerdem fand vor kurzem ein weiterer Briefwechsel statt, in welchem ich ihm mitteilte, dass ich die Thronfolge nicht antreten werde."
Sprachlos, wie sooft an dem heutigen Tag, blickte ich die Königstochter an. "Was wird aus dem Königreich? Denk an deine Pflichten gegenüber deinem Volk!", belehrte Kostas. Hannah fuhr unbeirrt fort: "Dies bezüglich habe ich meinem Vater vorgeschlagen, euch beide als Thronfolger anzuerkennen." Überfordert ließ ich mich auf dem Bett nieder. "Das meinst du unmöglich ernst!", erwiderte Kostas ungläubig, woraufhin ihm die Königstochter schlichtweg das Schreiben ihres Vaters reichte. Im Laufe des Lesens weiteten sich seine Augen. "Er willigt in Hannah's Vorschlag ein, sofern wir einverstanden sind", sprach mein Freund an mich gewandt. "Ich benötige angemessene Bedenkzeit, auch wenn ich nicht gerade Begeisterung dafür empfinde", bemerkte ich, bemüht meine Fassung zu bewahren, und verließ ohne Weiteres das Zimmer. Kostas folgte mir.

...

Ich fühlte mich hintergangen. Womöglich aber hätten wir Hannah die Gelegenheit geben müssen, sich zu erklären. Nun würde dies zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.
Mein Freund saß auf dem Boden, den Rücken am Gestein der Mauer angeleht, während ich mich auf einer Zinne abstützte und zum Königreich blickte. Eine leichte Brise wehte.
"Mik?", sprach Kostas mich an und ich nickte, um zu symbolisieren, dass ich ihm zuhörte. "Ich liebe dich, unabhängig davon, was passiert oder wer wir sind", erwiderte mein Freund. Schwach lächelnd sah ich weiterhin in die Ferne. "Und ich liebe dich - heute, morgen und unser restliches Leben."
Dennis richtete sich auf und griff sanft nach meiner Hand.
"Warum würde Hannah so etwas machen?", fragte ich leise nach einigen Augenblicken der Stille.
"Weil sie immer öfter feststellt, dass sie als Königin ungeeignet wäre", bemerkte plötzlich eine Stimme. Die Prinzessin hatte sich lautlos zu uns gesellt und blickte uns reumütig an. "Und ihr tut es leid, euch nicht eingeweiht zu haben", fügte sie hinzu.
"Wieso sollten Kostas und ich passendere Thronfolger sein?", hakte ich skeptisch nach.
"Ihr seid die Berater meines Vaters. Euch lehrte man jegliche Aspekte, die ein König bei einer wichtigen Entscheidung berücksichtigen muss. Ihr wurdet auserwählt, da der Kronrat euch für fähig hielt, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Mich muss er nehmen, wie ich bin. Schließlich kann man ein Familienmitglied nicht austauschen", erklärte die Königstochter.
"Nach der Veränderung der Thronfolge gibt es kein Zurück mehr. Bist du dir sicher?", kam es von Kostas. "Todsicher. Ich möchte den Wächtern angehören", antwortete Hannah.
Auf der Grenzmauer leben?
Mein Freund dachte nach, weshalb ich ihn verwundert ansah.
Kam für ihn ein Leben als König in Frage?
"Wir brauchen Bedenkzeit", stellte Kostas klar. Die Prinzessin nickte verständnisvoll.
Wie würden wir uns wohl entscheiden?

Schatten || Kostory FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt