Im Stillen hatten wir die Toten aufgesammelt. "Acht. Wir haben alle", teilte Magnus mit. Kostas und Hannah waren beide kreidebleich. "Geht kurz in die Höhle. Ich hole euch, wenn es vorbei ist", sprach ich zu ihnen, woraufhin die Königstochter den Kopf schüttelte. "Nein, ich bleibe. Es ist schließlich noch mein Volk."
Ein Nicken meinerseits.
Mein Freund hingegen entfernte sich langsam von den Leichen, die wir nun nacheinander auf die Rücken der Drachen legten. Ich nickte ihm kurz schwach lächelnd zu. Daraufhin trat er langsam in die Höhle.
"Diesen Anblick verträgt nunmal nicht jeder", stellte Magnus trocken fest. Wenige Augenblicke später gab er Helena das Zeichen zum Losfliegen - die Drache befolgten seine Anweisungen nicht, sondern nur die von vertrauten Feuerbändigern. Die Gruppe am Boden schulterte währenddessen ihr Gepäck, um zu Fuß zur Mauer zurückzukehren. "Wie geht es dir?", fragte ich Kostas einfühlsam, nachdem ich ihn in der Höhle gefunden hatte. Er wiegte den Kopf hin und her. "Es geht schon." Nickend verschränkte ich meine Hand mit seiner und schweigend liefen wir zurück....
"Diese Expedition hat zu keinem Erfolg geführt", bemerkte Cuno monoton. "Wir müssen unsere Strategien ändern."
Ruhig breitete er Pläne vor ins auf. "Unser Kartograph hat Lageskizzen vom durchquerten Ewigen Wald und dem Schattenreich aufgezeichnet. Ich werde keine weiteren Bodentruppen aussenden, sondern vollends auf die Drachen setzen."
"Das bedeutet, dass nur noch Feuerbändiger auf Expeditionen gehen können", erwiderte Hannah ruhig und zog eine Augenbraue hoch. "Nicht, wenn wir die Drachen darauf trainieren, auch andere Personen, Nicht-Feuerbändiger, als Flieger zu akzeptieren", antwortete Cuno. Erschrocken stützte ich mich mit dem Händen auf dem Tisch ab und beugte mich leicht nach vorne. "Das wäre purer Wahnsinn! Diese Spezies lebt doch nicht grundlos abgeschottet in den nördlichen Höhlen!"
Der Leiter blickte mich unbeeindruckt an und trat zum Fenster. "Das Training beginnt morgen", äußerte er nur. "Aber Helena -", begann Kostas, wurde allerdings vom Cuno unterbrochen:
"- hat bereits zugestimmt." Ungläubig ließ ich mich auf den Holzstuhl am zweiten Fenster sinken.
Niemals...
Hannah starrte abwesend Löcher in die Luft.
Unangenehme und bedrückende Stille breitete sich im Raum aus. Kostas wechselte unruhig immer wieder sein Standbein und ließ winzige Wassertropfen von einer Handfläche zur anderen wandern. Das tat er oft, wenn er nervös war. Seine Blick huschte zusätzlich durch den Raum, er biss sich gelegentlich auf die Lippe und strich öfter seine Haare aus der Stirn. Hannah hingegen schaute nun zu Cuno, das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse verzogen. "Wenn die Drachen", sprach sie bedrohlich ruhig, "auch nur eine Person angreifen, wird das Training auf der Stelle abgebrochen." Der Leiter öffnete seinen Mund, um etwas zu erwidern, doch die Blondhaarige schnitt ihm harsch das Wort ab. "Noch mehr Wächter kann die Mauer nicht entbehren. Schließlich steht der Endkampf gegen die Schatten an, sobald wir ihren Herkunfsort kennen." Cuno kam doch zu Wort: "Diese Entscheidung liegt nicht in eurer Hand, Prinzessin." Die Angesprochene erhob sich vom Stuhl, wobei ihre Rüstung klirrte, und schritt auf den Leiter zu. "Damit liegt ihr richtig, doch ich bin die Tochter meines Vaters und eures Königs und in seinem Namen beschließe ich, dass keine unnötigen Opfer erbracht werden." Hannah stand mit gehobenen Haupt vor ihm und schien sich nicht daran zu stören, dass Cuno sie um mehr als einen Kopf überragte. Offensichtlich bemerkte der Leiter mittlerweile die Ernsthaftigkeit der jungen Frau und nickte langsam mit dem Kopf. Kostas sah mich grinsend an.
Sie wäre eben doch eine gute Königin gewesen.
Hannah lief voran, als wir das Zimmer verließen. Die Sonne versank am Horizont und der Himmel war in verschiedenen Rottönen gefärbt. In der Ferne stand die Burg. "Mein Vater wird herkommen", teilte die Königstochter mit, als sie meinen Blick bemerkte. "Er möchte in der finalen Schlacht kämpfen."
"Was ist, wenn er dabei stirbt?"
Kostas griff nach meiner Hand.
"Vorher erkennt er euch öffentlich als offizielle Nachfolger an."
Tief durchatmend sah ich ihr Seitenprofil an, während sie sich wegen des Gesprächs leicht zu uns umdrehte. "Und falls Mik und ich draufgehen?", hakte mein Freund zögerlich nach. "Mindestens einer von euch wird überleben. Dafür sorge ich", antwortete Hannah entschlossen.
Abrupt blieb ich an Ort und Stelle stehen. Erschrocken über ihre Worte riss ich meine Augen weit auf.
"Du gedenkst wirklich, diesen Zauber einzusetzen?!"
Die Wiederbelebung einer toten oder sterbenden Personen im Austausch für Hannahs Leben...
Die Königstochter nickte nur kurz und ging unbeirrt weiter. "Wähle im Ernstfall bitte Kostas", erwiderte ich. Der Versuch, sie von diesem Zauber abzuhalten, wäre ohnehin erfolglos.
Mein Freund sah mich entgeistert an. "Das -", begann er.
"Mik und ich haben dies soeben beschlossen, Kostas", sprach Hannah.
Der Angesprochene schwieg erschüttert. Ich wiederum lächelte ihn schwach an und griff wieder nach seiner Hand, da ich diese im Verlauf des Gesprächs losgelassen hatte.
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Schatten || Kostory FF
FanfictionSie scheinen aus dem Nichts zu kommen: Dunkle Gestalten, die alles zu verschlingen drohen. Kaum etwas ist anfangs über sie bekannt, doch eines ist sich jeder bewusst: Wenn diese Wesen nicht aufgehalten werden, wird alles Leben ausgelöscht.