Kapitel 8

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"Herzlich Willkommen auf dem Internat Birkenstein hier im beschaulichen Nordrhein- Westfalen. Ich hoffe, Sie hatten alle eine gute Anreise und konnten bereits Ihre Pferde in den neugebauten Stallungen unterbringen und selbst Ihre Zimmer beziehen. Nun noch ein paar kurze Worte zu meiner Wenigkeit. Ich bin Doktor Stephan Helmer, Direktor dieses Internats und selbst ein großer Verfechter des Dressursports, weshalb ich sofort Feuer und Flamme war, eine solche Show hier auf dem Internatsgelände stattfinden zu lassen. Ich wünsche Ihnen allen, eine erfolgreiche und aber auch faire Zeit hier und stehe natürlich jederzeit mit meiner Sekretärin Christine Erdkönig bei Fragen zur Verfügung. Nun möchte ich Sie aber nicht länger von Ihrem Essen abhalten und wünsche in unserer frisch renovierten Cafeteria einen guten Appetit." Ein schlanker, hochgewachsener Mann mit schütterem, blonden Haar hob ein letztes Mal das Champagnerglas, bevor er sich wieder an seinen Tisch zu Dr. Pelder, Isabella Windler und Christian Heser dazugesellte.

Pünktlich um 18 Uhr hatten sich 10 frisch auserwählte Dressurreiterinnen auf den Weg in die - zugegebenermaßen sehr prunkvolle- Cafeteria begeben. Nun herrschte hier eine eher schüchterne Atmosphäre, da sich die meisten untereinander noch gar nicht kannten. Ich hatte sogar noch ziemlich viel Glück gehabt, das Alice sich sofort an meinen Tisch gesetzt hatte und mir nun seit geraumer Zeit von ihren neuen und sündhaft teuren Stiefeln vorschwärmte. "Das Leder innen ist ganz weich und außen dieser elegante Lack... Ich bin einfach BE- GEI- STERT!" Sie sprach jede einzelne Silbe einzeln aus und verdrehte ungläubig die Augen. Ich musste lachen. Natürlich hatte ich mir auch neue Stiefel anfertigen lassen und ich glaubte sogar, das es die selbe Herstellermarke war.

"Gehen wir uns jetzt was zu Essen holen?" wechselte sie das Thema, stand aber schon auf, um auf das riesige und üppig mit verschiedensten Schälchen vollgestellte Buffet zu zu gehen. "Hm.. Was nehme ich denn?" fragte sie und legte ihre Stirn in Falten. Auch ich war mir nicht ganz sicher, was ich von dem da überhaupt essen konnte. Aufwendig als Blumen geschnitzte Karotten waren das einzige, das ich auf Anhieb erkennen konnte. Der Rest... nun ja.. es schien sich hier um verschiedene- ganz sicher Schweineteure- Fleischsorten und anderes etepetete Essen. Also reihten sich Kaviar an gebutterten Hummer und an Angus- Rind. Da Rindfleisch mir noch am bekanntesten war, schnappte ich mir einfach eine Scheibe Rindfleisch, häufte ein paar Bratkartoffeln auf meinen Teller und stellte auch noch ein kleines Salatschälchen auf mein Tablett. Damit ging ich hinter Alice her zu meinem Tisch zurück.

"So meine Lieben, auch ich freue mich sehr, euch nun hier auf dieser wundervollen Anlage begrüßen zu dürfen. Da heute euer erster Abend ist, gibt es hier noch ein paar organisatorische Dinge: Ihr habt bestimmt schon euer Team gesagt bekommen, oder?" Herr Pelder blickte fragend in die Runde. Einheitliches Nicken war zu sehen, weshalb er weiter sprach: "Dieses Team wird von euch und eurem Pferd gebildet, das heißt, das jede Teilnehmerin ihr eigenes Team hat. Die Farben wurden willkürlich ausgesucht und werden euch auch durch viele Aufgaben begleiten. Was mich nun zu meinem nächsten Punkt führt. Die Aufgaben. Jeden Samstag Abend werdet ihr von Isabella, Christian und mir ein bestimmtes Motto bekommen, für das ihr euch eine eigene Kür mit Musik, Choreografie, Special Effekts und gegebenenfalls auch Kostüme überlegt. Diese Küren werden immer Samstag Morgen auf den unterschiedlichsten internationalen Turnieren aufgeführt, sodass ihr gleich mal "große" Turnierluft Schnuppern Könnt. Das Finale, das darf ich glaube ich schon einmal verraten, wird auf dem Messegelände der Equitana, der Weltmesse des Pferdesports stattfinden, wo euch abertausende von Reitbegeisterten euch bei euren Ritten begleiten werden..." Ein Raunen ging durch die sonst so gespenstisch stille Cafeteria.

"Für die Kostüme, die Musik und die Special Effekts stehen euch pro Woche ungefähr zehn Tausend Euro zur Verfügung, mit denen ihr frei umgehen könnt. Falls es doch einmal zu etwas größerem kommen sollte, wendet euch bitte an Christine, die wird sich dann um euren Wunsch kümmern" fuhr Herr Pelder jedoch unbeirrt fort und deutete auf eine große Leinwand, auf der nochmals eine Zusammenfassung von all diesen Informationen zu sehen war. "Nun kommen wir jedoch zu dem unbequemen Teil unserer Show. Jede Woche müssen uns zwei von euch verlassen. Dies hängt aber nicht nur von der Leistung in der Kür ab, sondern auch von dem Engagement, das ihr zuhause bringt. Das heißt, lasst euch was einfallen, kümmert euch gut um euer Pferd, schreibt gute Noten und fallt nicht negativ auf. " letzeres sagte er mit einer gewissen Schärfe in der Stimme, die mich zu dem Schluss brachte, das er bei dieser Sache keinen Spaß verstand. Ich atmete nochmals tief durch. Ich war nie eine schlechte Schülerin, jedoch war ich mir sicher, dass ich bei dem ganzen Stress, der jetzt durch die Show und die ganzen Kameras um mich herum- Moment mal!

Wo waren jetzt eigentlich die ganzen Kameramänner, die wie wild umher stoben und einem die Kamera penetrant ins Gesicht hielten? "Um euch allerdings nicht noch mehr zu stressen, haben wir überall im Stall und in den öffentlichen Gebäuden, sowie in euren Fluren vor eurem Zimmer Kameras installiert, sodass ihr nicht die ganze Zeit von Kameramännern gestört werdet!" beantwortete Pelder meine stille Frage. "Nun hoffe ich, wenn es keine weiteren Fragen gibt, dass ihr euch auf jeden Fall weiterbilden könnt und dass es auch eine sehr spannende Zeit hier im Internat Birkenstein wird und wünsche euch nun eine gute Nacht. Morgen um halb 8 beginnt der Reitunterricht, davor sollten sie bereits Ihr Pferd warmgeritten haben. Dann also bis Morgen." mit diesen Worten schloss er seine ellenlange Rede und setzte sich wieder an seinen Tisch. "Puh! Ich bin echt müde! Alice? gehen wir?" fragte ich meine Tischnachbarin müde und rieb mir die Augen. Diese stand sofort auf, schnappte sich noch einen Apfel aus der Obstschale am Ende des Buffets und eilte mit großen Schritten in die Nacht hinaus. Ich folgte ihr langsam und gähnte ein letztes Mal. Na dann... Gute Nacht!

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