Kapitel 45

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"Kannst du sie nicht einfach fünf Minuten alleine lassen?" hörte ich Londons scharfe Stimme vor der Box und augenblicklich erstarrte meine Hand, in der ich eine Kardätsche hielt und eigentlich gerade dabei gewesen war, Olympio zu putzen. "Ich will nur wissen, ob die Gerüchte wahr sind!" eine patzige Stimme antwortete meinem Freund und ich ließ vor lauter Schreck sogar die Kardätsche fallen. "Alice?" überrascht drehte ich mich um und blickte in das makellos geschminkte Gesicht meiner Konkurrentin. "Val! Um Himmels willen! Du siehst ja grausig aus! Wie konnten die dir auch so etwas antun! Mitten auf einer Party bloßgestellt!" hauchte sie und drängte sich an London vorbei, um mich wenige Sekunden später mitfühlend in den Arm zu nehmen.

"Ist schon in Ordnung!" versuchte ich mich herauszureden, doch schon purzelten die ersten Tränen wieder meine Wangen hinunter. "Oh nein Herzchen, nicht weinen! Da wird sich schon noch die Wahrheit herauskommen,wer dir das getan hat!" raunte sie mir vielsagend zu und drehte sich kurz zu London um, der immer noch unschlüssig vor der Box stand. "weißt du... ich habe so ein schlechtes Gefühl, dass es jemand aus deinem nahen Umfeld ist!" flüsterte sie und bedeutete mir mit einer Handbewegung, noch näher heranzukommen. "Am Besten, du untersuchst gleich mal die Jackentaschen von deinen "Freunden". Nicht dass da jemand noch das Mittel in der Tasche hat! Um so schneller du das machst, umso schneller kannst du wieder in die Show einsteigen..." sie sprach nicht weiter, als sie meinen bösen Blick bemerkte. "Alice! Lass mich einfach in Ruhe und sei froh, dass du nicht raus geflogen bist! Das wäre sonst deine letzte Show hier gewesen!" fauchte ich mit kalter Stimme und hob ärgerlich die Kardätsche, die ich zuvor wieder vom Boden aufgesammelt hatte. Ein hysterisches Lachen seitens Alice ließ meine Wut noch höher kochen.

"Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Sam hatte nur noch ganz wenige Chancen, die nächste Runde zu erreichen, da ihr Pferd dem ganzen Stress nicht mehr stand hält und Alisons Stute hat, nun ja, sagen wir es so, sie hat immer wieder ihre Aussetzter! Da kann man schnell auf schlechte Ideen kommen!" hämisch grinsend betrachtete sie, wie die Erkenntnis in mir hoch stieg. Sollten wirklich Sam und Alison Olympio das Mittel gegeben haben? Womöglich sogar noch zusammen? Doch aus welchem Grund sollten sie das tun, schließlich waren wir in den letzten Wochen sozusagen Freunde geworden, oder? "Sie dachten bestimmt, dass sie somit ihre stärkste Konkurrentin loswerden können! Aber da haben sie sich geschnitten!" Alices hässliches Lachen ließ Olympio erschreckt den Kopf nach oben reißen. "Ist schon gut Kleiner! Aber da haben sie sich geschnitten Val! Ich werde für uns beide kämpfen! Auch wenn du jetzt nicht im Finale dabei sein kannst! An mir werden sie nicht vorbei kommen! Die Krone wird uns gehören!" während ihres Monologes hatten sich ihre langen schlanken Finger um meine Schultern geschlossen und bei ihren letzten Worten schüttelte sie mich.

"Alice! Vergiss es einfach! Sie werden es nicht gewesen sein! Schließlich sind wir Freunde!" Ich löste mich unsanft aus Alices Griff und warf ihr einen letzten bösen Blick zu, bevor ich mich wieder meinem Hengst widmete, dem die Szene nicht gerade zu gefallen schien, denn er trat unruhig von einem Bein aufs andere. "Nun gut, aber du wirst schnell genug merken müssen, dass einer deiner Freunde dir richtig schaden will! Vielleicht sogar dein Freund selbst?" sie warf mich einen letzten arroganten Blick zu, bevor sie von Dannen rauschte. Blöde Kuh!

Als ich am späten Nachmittag schon meine ganzen Klamotten in meinen Koffer schmiss, um das Hotel zu verlassen, klopfte es kurz an der Tür, bevor Georgie, auch schon eintrat. "Valerie! Es tut uns, der gesamten Jury, sehr leid, dich gehen zu lassen, doch unter diesen Umständen können wir dich nicht weiter in der Show behalten! Wir bitten dich im Namen der Show deine Sachen bis morgen gepackt zu haben und das Gelände des Internats Birkenstein verlassen zu haben." er blickte mich prüfend an und ein Hauch von Mitgefühl lag in seinen Augen, die sonst so streng und unnachgiebig wirkten. "Warum hast du das überhaupt gemacht? " fragte er leise und setzte sich auf das Bett.

"Ich habe es wirklich nicht getan! Der Tierarzt hat mir gesagt, dass das Mittel so hieß, sonst weiß ich doch gar nichts!" Versuchte ich ihm sachlich und ruhig zu erklären, doch er schoss sofort wieder von dem Bett hoch, auf das er sich wenige Sekunden vorher erst niedergelassen hatte. "Ich hätte viel von dir gedacht Valerie, doch dass du mir einfach ins Gesicht lügst, dass hätte ich nie erwartet. Ich habe mich anscheinend in dir getäuscht Valerie!" Mit einem letzten abschätzen Blick in meine Richtung verließ er das Zimmer und ließ mich alleine zurück.
Schlimmer konnte es wohl nicht mehr kommen oder? Genau als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, fing mein Handy wie auf Kommando an zu klingeln. -Unbekannter Anrufer- blinkte auf dem Display, doch ich nahm trotzdem an. "Valerie unsere Zusammenarbeit ist hiermit beendet... Lucia hat Olympio schon wieder in ihrer Obhut! Wie konntest du mein Vertrauen nur so missbrauchen?"mit jeder Silbe wurde die Stimme des Futtermittelhändlers lauter. "Ich..." stotterte ich, wurde jedoch sofort wieder unterbrochen "ach, ich glaube, ich will das gar nicht wissen!" Schrie er und legte auf, bevor ich mich noch weiter verteidigen konnte. "Oh nein! Olympio!"
So schnell wie ich den Hengst vor einer Woche bekommen hatte, so schnell hatte ich ihn auch wieder verloren.
Jetzt konnte es eigentlich wirklich nicht mehr schlimmer kommen, oder?

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