Princess

Kapitel 25

"Valerie! Zeig mal was du drauf hast! Du hast nur noch zehn Minuten Zeit und ich habe dich noch nicht trainieren gesehen!" pflaumte Georgie mich an und warf mir einen strengen Blick zu. Ja ach ne.. Er konnte mich gar nicht gesehen haben, da ich noch gar nicht trainiert hatte!! Ich schnaubte genervt und atmete einmal tief durch. Ich wollte nicht antraben. Denn dann würden die Veranstalter merken, was sie da auf ihrem Pferd sitzen hatten. Eine Lusche! Dann wäre ich schneller aus der Show als ich "Olympio" sagen könnte.

Oh man. Aber es nützte ja alles nichts! Nachdem Georgie mich schon mit seinen Blicken tötete, fasste ich schnell die Zügel kürzer und trabte meinen Hengst an, bevor mein Trainer noch auf schlechte Gedanken bezüglich meines Ablebens kam. Die ersten Trabtritte waren wie üblich holprig und ich machte mich schon auf die schwersten Minuten meines Lebens gefasst, als Alice mit ihrem Wallach Spotifi aus der Showhalle zurückkam.

Applaus schwappte herein und das bläuliche Showlicht strahlte Olympio einen kurzen Moment an. Ich wartete innerlich schon auf einen erschreckten Sprung nach vorne- die normale Reaktion von Pferden, wenn sie zum Ersten Mal mit solchem Licht konfrontiert wurden- doch nichts passierte. Mein Hengst blieb völlig cool, spitzte sogar noch die Ohren und trabte nicht mehr stumpf vor sich hin, sondern schwebte förmlich über den Sand. "Nicht schlecht Valerie! Ihr seht super aus!" kam auch sogleich das Lob von Georgie. Ich lächelte nur kurz ungläubig. Wie war denn jetzt das passiert?

"Du alte Rampensau!" flüsterte ich meinem Hengst wenig später zu, als dieser mit gespitzen Ohren und einer Passage, bei der sogar Totilas vor Neid erblasst wäre, die Showhalle betrat. Die Tribünen der Halle waren bis auf den letzten Platz mit Pferdeleuten besetzt, die unsere Ritte unbedingt sehen wollten. Als Olympio und ich die Halle betraten, wurde es mucksmäuschenstill. Olympio passagierte und ich atmete nochmals tief durch. Es war also doch noch nicht Zeit die Show zu verlassen! Ich atmete nochmals tief durch und nahm alles viel genauer wahr. Ein Hufschlag auf dem sandigen Boden. Ein Herzschlag. Ein entspanntes Schnauben meines kastanienbraunen Hengstes. Ein Atemzug. Ein Hufschlag. Das Klingeln der Glocke. Showtime!

Ich hielt den Hengst an, kontrollierte nochmals das Maß der Zügel und hob dann die Hand. Die ersten Takte aus James Bonds Soundtrack klangen aus den großen Boxen und Olympio galoppierte mit weit ausgreifenden Sprüngen auf die Mittellinie. Dann stand er unbeweglich. Ich grüßte kurz und galoppierte an, um ihn im selben Moment auf eine Galopppirouette abzuwenden. Sie gelang perfekt. Danach übernahm mein Körper die Kontrolle und ich konnte diesen Ritt einfach nur genießen. Christian Heser hatte Recht gehabt. Dieses Pferd war ein absoluter Geheimtipp. Er schwebte nur so über den weißen Sand und schien bei den schwierigsten Lektionen keinen einzigen Schweißtropfen zu verlieren. Dieses Pferd war ein Genie! Auch die Piaffpirouette, die zu den Klängen von Tina Turners Goldeneye angedacht worden war,ließ mich in eine völlig neue Welt des Dressursports eintauchen. Er piaffierte nicht einfach auf der Stelle, nein, er zelebrierte einen wahren Tanz. Und ich durfte seine Tanzpartnerin sein. Doch dieser Tanz war schneller vorbei, als ich es mir jemals erträumt hatte. Viel zu schnell mussten Olympio und ich wieder auf die Mittellinie und wurden dort von standing ovations begleitet. Was eine Show!

"Das war Valerie Winterhagen und Olympio. Ich kann Ihnen schon einmal verraten, dass das vorläufige Ergebnis sie vom Hocker hauen wird!" der nette Sprecher machte es aber auch echt spannend! Sanft tätschelte ich den Hals meines Hengstes und winkte danach nochmals in die anerkennend klatschende Menge. Alle waren aufgestanden um mich- um Olympio und mich- zu feiern. Ich hatte in diesem Moment Gänsehaut von den Fußspitzen bis in die Haarwurzeln.

"Das vorläufige Ergebnis von Valerie und Olympio sind:..."