Kapitel 48

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In den nächsten Tagen ging es mir merklich besser und auch wenn ich oft noch von Fans angesprochen wurde, tat es nicht mehr so weh. Ich hatte mich damit abgefunden, für drei Monate gesperrt zu werden und das Training mit Danci klappte besser als jemals zuvor.
Nur in der Schule fühlte ich mich weiterhin nicht so wohl, was wohl zu großen Teilen daran lag, dass ich mich immer noch beobachtet fühlte. Doch jedes Mal, wenn ich mich umdrehte, war niemand zu sehen. Äußerst merkwürdig das Ganze, aber nachdem wir in Mathe gerade Integrale berechneten, die für mich mehr als merkwürdig und absolut unverständlich waren, beachtete ich dieses Gefühl nicht mehr besonders.
"Also bye Val!" Charly winkte mir vergnügt zum Abschied zu, denn ihr Matheunterricht fiel aufgrund eines kranken Lehrers aus. "Hmm... schönen Tag dir noch!" Brummte ich genervt, denn MEIN Matheunterricht fiel natürlich nicht aus und der alte Mathelehrer hätte sogar mit einem offenen Blinddarm noch unterrichtet...

Doch Charly empfand keinerlei Mitleid und hüpfte glücklich von dannen, während ich weiter in die Mathematik- Ebene schlurfte. Gerade hatte ich die Hälfte der Treppen geschafft, als das unheilvolle Klingeln der Glocke mich daran erinnerte, dass ich bereits mit ausgepacktem Heft und gezücktem Kugelschreiber im Unterricht sitzten sollte. Nun gut... Es würde wahrscheinlich nichts ausmachen, dass ich zu spät kam, oder? Leider hatte das auch zur Folge, dass ich alleine durch die Gange schlurfte.

Gerade war ich an meinem Matheraum angekommen, als sich plötzlich eine große Hand auf meinen Mund legte und eine tiefe Stimme mir befahl ruhig zu sein. Völlig geschockt und leicht verängstigt nickte ich und wurde sogleich von der Tür weggerissen und schwungvoll umgedreht. Doch anstatt in das maskierte Gesicht eines zwei Meter Schranks zu blicken, wie ich es mir dank vieler Actionfilme vorgestellt hatte, stand ein großer, athletischer Typ vor mir, dessen Augen blauer als zwei Saphire leuchteten. "London?" quietschte ich. "Was machst du denn hier?!?" fragte ich völlig perplex, während mich mein Freund von meinem Matheraum wegführte und in Richtung Ausgang lief. "Pssst! Nicht so laut! Nicht dass uns noch jemand sieht!" wisperte London und lächelte mich gleichzeitig mit einem so strahlenden Lächeln an, dass es mir eigentlich plötzlich völlig schnuppe war, warum er hergekommen war. "Was, bekomme ich nicht einmal einen Begrüßungskuss? Ich hätte wirklich gedacht, du würdest dich mehr freuen Prinzesschen!" zog er mich auf und zog mich sanft zu sich her, um mir einen Kuss auf die Lippen zu drücken.

Hmm... während mein Hirn mal wieder einen totalen Blackout hatte, hörte ich plötzlich das unheilvolle Quietschen einer Tür. "Entschuldigen Sie bitte?!?" London und ich fuhren erschrocken auseinander, und während ich bestimmt schon wieder die altbekannte Färbung einer Tomate angenommen hatte, setzte mein Freund ein unverbindliches Lächeln auf und musterte unseren Störfaktor- auch besser bekannt, als die tyrannische Sekretärin der Schule- von oben herab. "Valerie Winterhagen! Wer ist Ihr ... Begleiter?" schnappte die Sekretärin auch sofort und blickte mich mit einem derartig bösen Blick an, dass mir die Knie weich wurden. "Äääh..." brachte ich heraus und versuchte gerade eine adäquate Antwort darauf zu finden, als London auch schon das Wort ergriff und mich an die Hand nahm. "Ich bin Valeries Verlobter, und so gerne ich mit ihnen auch noch ein kurzes Pläuschchen gehalten hätte, müssen wir jetzt leider los! Valeries Tante ist vor einer Woche gestorben und nun findet die Beisetzung im engsten Familienkreis statt!" log er ungeniert und ich konnte den Blick gar nicht abwenden, so fasziniert war ich von seinem beachtlichen Talent fürs Lügen. Oder vielleicht hatte er ja auch nur sehr viel Fantasie, doch es traf bei unserer sonst so unnachgiebigen Sekretärin auf einen weichen Kern (den ich bei ihr in hundert kalten Wintern nicht erwartet hätte) und sie blickte mich mit mitleidiger Miene an.

"Oh nein! Das tut mir wirklich leid! Mein herzliches Beileid!" "Ja, es hat uns alle sehr getroffen, nicht wahr Valerie? Und dabei hatten wir eigentlich schon unsere Hochzeit geplant!" Okay, nun trug er wirklich zu dick auf! Wie lange waren wir erst zusammen? Zwei Wochen? Da war es nun wirklich zu früh, um über heiraten nachzudenken! Doch er wusste anscheinend wo er bei der Tyrannin anzusetzen hatte, denn schon schlich sich ein kleines Lächeln in Frau Riedenbergs Gesicht und sie blickte uns verträumt an. "Endlich jemand, der ein bisschen Anstand besitzt! Das findet man heutzutage nicht mehr so oft!" hauchte sie und London lächelte sie herzzerreißend sanft an. Nun wurde es mir aber wirklich zu bunt! "Schatz? Ich glaube, wir müssen langsam wirklich los!" krächzte ich- um wenigstens die Story mit der toten Tante realistisch klingen zu lassen und zog ihn hinter mir her, in Richtung des Ausganges, der uns zu dem großen Parkplatz führen würde.

"Was war das denn?" fauchte ich entrüstet, als wir die Schule verlassen hatten und mit großen Schritten den Parkplatz durchquerten. Doch statt einer Antwort fing London schallend an zu lachen. "was ist denn daran bitte lustig?! Erstens hast du mich vom Unterricht abgehalten und zweitens denkt die Sekretärin jetzt, ich wäre verlobt!" ich hatte mich richtig in Rage geredet, doch er lachte immer weiter, unfähig mir zu antworten. "Haha.. du hattest sowieso nur Mathe... und außerdem kann dir die alte Sekretärin absolut am Hintern vorbeigehen, da du bald wieder auf eine andere Schule gehen wirst!" immer noch von Lachsalven geschüttelt zog London einen Autoschlüssel aus seiner Hosentasche und drückte auf einen Knopf. Mit aufblitzenden Lichtern begrüßte uns ein...

...weißer Audi SQ 5!

"Du warst das? Du hast uns auf der Autobahn verfolgt und du warst es, der mich in der letzten Zeit immer beobachtet hat!" zählte ich eins und eins zusammen und blickte mir fassungsloser Miene auf das weiße Auto vor uns. "Schuldig im Sinne der Anklage!" gab London leise zu und machte einen kleinen Schritt auf mich zu, doch ich wich einen Schritt zurück. "Warum?!" keifte ich. "Warum musstest du uns folgen und warum konntest du nicht einfach herkommen und sagen, dass du hier bist?" warf ich ihm an den Kopf und er zog ein sorgenvolles Gesicht wie ein Hush Puppy. "Ich habe mir einfach so große Sorgen um dich gemacht und da dachte ich, es wäre gut, wenn ich auch nach München fahre, um in deiner Nähe zu sein! Ich konnte ja nicht ahnen, dass das in dir einen wahren Verfolgungswahn auslöst!" versuchte er sich zu rechtfertigen. "aber warum hast du dich nie zu erkennen gegeben? Ich hatte wirklich Angst deswegen!" ließ ich nicht locker und meine Augen schossen böse Pfeile auf ihn ab. "Ich dachte, dass dir das Alleinsein gut tun würde und du das alles verarbeiten kannst! Oh man Prinzesschen, es tut mir wirklich leid!" er streckte eine Hand nach mir aus. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich erst auf seinen Arm und dann in sein makelloses Gesicht. "Und warum hast du dich ausgerechnet jetzt zu erkennen gegeben?" fragte ich weiter.

Er blickte mich mit ernster Miene an. "Ich konnte Dinge in Erfahrung bringen, die deine Unschuld im Dopingfall beweisen!"

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