Der Montagmorgen begann mit einem Schreck. Ich wurde von den Sonnenstrahlen geweckt, in deren Schein ein paar einzelne Staubkörner einen Morgentanz vollführten. Gerade wollte ich noch entspannt mich auf die andere Seite drehen, als das Klingeln meines Handys mich aufschrecken ließ. Schnell nahm ich den Anruf entgegen und hatte am anderen Ende der Leitung meine sehr besorgte Mutter, die mich fragte, ob ich mich erkältet hätte. Ich schüttelte ungläubig den Kopf und verneinte. "Valerie! Ich glaube du hast verschlafen! Ich war gerade nur am Livestream gucken, ob du schon Freunde gefunden hast und als ich dich beim Frühstück nicht gesehen hatte, habe ich gleich gedacht, dass da etwas nicht stimmen kann."
"Was? Mama, wenn das jetzt ein Scherz ist." warnte ich sie und blickte panisch auf das Display meines Handys. 7. 55 Uhr. Mist! In fünf Minuten sollte ich bereits top vorbereitet im Chemieunterricht sitzen! "Danke Mum." schrie ich noch ins Telefon, bevor ich es auf mein Bett schmiss und dann in Windeseile ein paar halbwegs ansehnliche Klamotten vom Boden aufhob, sie mir überzog und schnell noch meine ungekämmten Haare zu einem unordentlichen und absolut grausig aussehenden Dutt drehte. Dann schnappte ich mir meinen Rucksack mitsamt Laptop und schmiss mir noch einen Kaugummi in den Mund, bevor ich mein Handy schnappte, mir schnell irgendwelche Sneaker anzog und nach draußen sprintete.
Unglaubliche Zehn Minuten zu spät betrat ich die aristokratisch wirkenden Hallen und suchte nochmals geschlagene zehn Minuten den Raum E05 der sich am Ende in der untersten Etage befand. Mit klopfendem Herzen und zitternden Fingern legte ich meine Hand auf die Klinke. Sollte ich da jetzt hinein gehen? Oder sollte ich schnellstmöglich wieder in mein Zimmer gehen und mich auf tot- krank stellen (darin war ich nach vielen geschwänzten Physikstunden ein absoluter Profi)? Aber Mist, das würde ja gar nicht funktionieren, sagte zu mir selber und mein Blick wanderte hoch zu der unscheinbaren Kamera hinauf, die ihre Linse direkt auf mich gerichtet hielt. "Schätzchen, willst du noch länger hier stehen und die tolle Kamera anstarren?" fragte eine genervte Stimme am Ende des Ganges, die immer näher kam. Ruckartig löste ich meinen Blick von der Kamera und blickte in ein paar türkisblaue Augen. Logan. "Eigentlich wolle ich gerade nur in den Chemieunterricht gehen!" antwortete ich kühl und hoffte, dass er die letzten zwei Minuten nicht gesehen hatte, als ich wie eine Säule mit einer Hand an der Klinke im Flur gestanden hatte. "Na dann!" kommentierte er nur spöttisch und als ich ihn näher betrachtete fiel mir ein kleiner Leberfleck am Rand seiner Stirn auf, dem ich bisher noch nie Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Bei jedem anderen hätte das absolut grausig ausgesehen, doch bei Logan sah verdammt gut aus. Er schenkte mir nochmals ein spöttisches Lächeln, bevor er meine Hand (erstaunlich sanft) von der Klinke löste, an der ich mich immer noch wie eine Irre festhielt, und mit einem kurzen Klopfen unser Erscheinen ankündigte.
"Ach ja, Herr Fischer. Haben sie auch noch zu uns gefunden?" ein schlanker, hochgewachsener Lehrer mit Halbglatze und einer steilen Hakennase blickte Logan mit einer Mischung zwischen genervt und ironisch an. Dieser schob mich nur vor sich her und antwortete galant: "Ich musste noch einer der Prinzessinnen den Weg zu unseren Chemieräumen zeigen. Die Arme war ganz hilflos umhergeirrt." "Na, dann muss sie ja in großer Not gewesen sein, wenn sie sich von Ihnen helfen lässt!" Der Chemielehrer, dessen Namen ich leider vergessen hatte, schien auf jeden Fall Humor zu besitzen, denn er zwinkerte mir nur verschwörerisch zu und deutete mit einer einladenden Geste auf die Plätze...
... in der ersten Reihe?!? „Nun kommen sie schon, das ist Pech, wenn man zu spät zum Unterricht erscheint." Ermunterte er mich und ich warf nur einen zweifelnden Blick auf die erste Reihe, die bisher nur sehr spärlich besetzt war. Schließlich setzte ich mich seufzend in Bewegung und nahm in der ersten Reihe ganz am Fenster Platz. Kurz darauf setzte sich auch Logan mit genervter Miene neben mich. „Ne, oder?" fragte ich und verdrehte nur noch mehr die Augen. Das konnte ja mal was werden!
Die Glocke unterbrach mein Dösen, in das ich während des Unterrichts gefallen war. Schnell packte ich meine Sachen und warf einen Blick auf meinen Stundenplan, um mich auf die nächste Stunde voller Langeweile vorzubereiten. Da heute mein erster Tag in der neuen Schule war, fiel es mir extrem schwer, dem Unterricht zu folgen, da ich oftmals noch gar nichts von diesen Themen gehört hatte. Doch anstatt eine weitere Stunde Unterricht, stand in großen Lettern Mittagspause geschrieben.
Yaay! Mit plötzlich auftauchender Energie hüpfte ich den langen Gang entlang und winkte fröhlich der Kamera zu, die in der Mitte des Ganges von der Decke hing. Sie erinnerte mich auch daran, mich mal wieder bei Charly und meinen Eltern zu melden. Also zückte ich kurzerhand mein Handy und wählte Charlys Nummer.
Ein kreischendes Monster begrüßte mich am anderen Ende der Leitung, das sich nach zwei minütigem Schreianfall als meine beste Freundin herausstellte. „OMG! Logan Fischer! Du bist so ein Glückspilz! Eure Kinder werden mal echt verdammt hübsch!" quietschte sie und ich konnte sie förmlich vor mir sehen, wie sie aufgeregt auf und ab hüpfte, wie ein Hamster auf Crack. „Charly, Charly, entspann, mit Logan Fischer läuft rein gar nichts! Aber ich kann ihn ja mal nach seiner Nummer fragen..." ich stieß unsanft gegen etwas.
Fluchend sah ich hoch und blickte in ein paar eisblaue Augen. Shit! „.. wenn es dich interessiert." Beendete ich meinen Satz und starrte nur weiter auf mein Gegenüber. Wie hatte er es nur geschafft, sich so schnell umzuziehen? Fragte ich mich, aber als ich in seine zornig zu mir starrenden Augen blickte, war mir dieses kleine Detail plötzlich ganz egal. „Ich glaube, es wäre besser, auf den Weg vor dir zu schauen, anstatt darüber nachzudenken, wie du die Nummer von Logan Fischer am besten bekommst!" sagte er erstaunlich leise und ich konnte nur mit weit aufgerissenen Augen zurückklimpern. Man war das peinlich!
Immer noch total durch den Wind nach der peinlichen Begegnung mit Logan – Charly hatte sich kaputt gelacht und sich beinahe in eine Hysterie hineingesteigert- hatte ich mir das Tagesessen geschnappt und war durch den- inzwischen schon sehr gut gefüllten- Speißesaal gewandert, um Alice am Ende zu finden. Doch anstatt zu Essen, hatte sie ihr Mac Book vor sich gestellt und schaute mit einem manischen Lächeln auf den Bildschirm. „Erde an Alice! Alles okay? Hast du gerade die gesamte Kollektion von Eskadron bestellt, oder warum schaust du so glücklich?" interessiert pflanzte ich mich neben sie und schob mir die erste Gabel der Spagetti Carbonara in den Mund. „Nein, nein, ich bin gerade nur auf der Website der Show." Lächelte sie und schob den Laptop ein Stückchen zu mir herüber, sodass ich auch einen Blick darauf werfen konnte. „Krass!" entfuhr mir.
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Princess
Teen Fiction~Ausschnitt aus dem Buch~ Ein Atemzug. Ein Hufschlag auf dem sandigen Boden. Grelles Blitzlicht. Aufgeregte Schreie. Tosender Applaus. Zuckende Scheinwerfer. Ein Atemzug. Ein Hufschlag. Jetzt zählt es. Auf Gedeih oder Verderb. Ein Atemzug. Ein Hufsc...