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Jungkook POV

Ich warf noch einen letzten Blick auf die kleingeschriebenen Schriftzeichen auf dem Zettel in meiner Hand und suchte das passende Haus zu der Adresse darauf. Dann erblickte ich eine große, weiße Villa am Ende der Straße, zerknüllte den Zettel und steckte ihn in meine Jackentasche zurück. Mit jedem Schritt wurden meine Beine schwerer, aber ich hatte mir dieses Ziel nun einmal gesetzt und es gab kein Zurück mehr. Wahrscheinlich war es eine dumme Idee gewesen, wie konnte ich davon ausgehen, dass mich Taehyungs Eltern mit offenen Armen empfangen würden? Er wusste nicht, was ich vorhatte oder auf welchem Weg ich mich gerade befand. Er dachte, ich würde mich mit Jimin treffen und meine Hoffnung war einfach nur, dass er meinen besten Freund nicht kontaktierte und meine Lüge aufflog.

Irgendwann erreichte ich dann aber trotzdem das metallische, große Tor, das mich von dem Grundstück der Familie Kim trennte. Daneben erblickte ich an einer Säule eine Art Klingelvorrichtung, an die ich schüchtern herantrat und mit einem zitternden Finger den Knopf betätigte. Entgegen meinen Erwartungen sprach niemand mit mir, es erklang nur ein summendes Geräusch, das mir verriet, dass ich durch das Tor schreiten konnte.

Zögernd ging ich hindurch und zielstrebig auf die große Haustür zu, in der eine Frau mittleren Alters stand, die Taehyung verdammt ähnlich aussah. Also musste das seine Mutter sein.

„Guten Tag. Wie kann man dir helfen?", sprach sie mich auch direkt an und lächelte mir freundlich zu. Wie könnte so eine freundlich erscheinende Frau in Taehyungs Geschichte passen?

„Ähm, ich bin J-Jeon Jungkook. Sind Sie Taehyungs Mutter?"

Als ich seinen Namen erwähnte, weiteten sich ihre Augen kaum merklich und sie hob ein wenig ihre Augenbrauen. Mit ihrer Hand winkte sie mich näher zu sich und deutete ins Innere des Hauses, das ich zurückhaltend betrat. Suchend sah sie sich um, nachdem sie die Tür geschlossen hatte, als hätte sie etwas zu verbergen und niemand dürfte unser Gespräch hören.

„Diesen Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört", begann sie dann mit leiser Stimme und ich meine so etwas wie Bedauern herausgehört zu haben. Fragend sah ich ihr ins Gesicht, Taehyung war ihr wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten und irgendwie war ich erleichtert, dass diese Frau so einen tollen Menschen wie meinen Taehyung zur Welt gebracht hatte. Umso weniger konnte ich ihre Reaktion auf sein Outing nachvollziehen, sie kam wie eine warmherzige Mutter rüber, etwas was ich in meinem Leben nicht mehr hatte.

„Wie stehst du zu Taehyung? Kennt ihr euch?"

Verlegen knetete ich meine Finger und sah auf den Boden zwischen unseren Füßen. Wie sollte ich seiner Mutter erklären, dass ich sein fester Freund war, wenn seine Sexualität doch der Grund gewesen war, weshalb er von hier floh und ein Leben auf der Straße vorzog?

„Ist alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und kam einen Schritt näher, als ich weiterhin keine Anstalten machte, ihr zu antworten. Was hatte ich mir nur hierbei gedacht? Das Ganze war eindeutig ein Fehler, Taehyung wird mir den Kopf abreißen, wenn er hiervon erführe und trotzdem stand ich hier seiner Mutter gegenüber und wollte seine Situation noch schlimmer machen, als sie eh schon war?

Mir brach vor Nervosität der Schweiß aus, ich biss wie immer auf meiner Unterlippe herum und überlegte fieberhaft, was ich sagen sollte. Dass das hier ein Missverständnis war, konnte ich nicht mehr sagen, denn sobald ich seinen Namen erwähnt hatte, war klar gewesen, dass ich mehr wusste. Trotzdem wäre ich jetzt gerne am liebsten zu Hause in Taehyungs Armen und würde mich von ihm verwöhnen lassen. Woher nahm ich mir überhaupt das Recht, mich in seine Angelegenheiten einzumischen? Aber ich wollte nun einmal, dass er glücklich war und dafür musste ich nun über meinen Schatten springen. Es war jetzt sowieso zu spät, also konnte ich auch direkt weitergehen.

Ich hob meinen Kopf und sah seiner Mutter wieder ins Gesicht, der deutliche Sorge dort hineingeschrieben war und die bereits eine Hand erhoben hatte, um mich leicht an der Schulter zu berühren. Tapfer hielt ich ihrem Blick stand, ehe ich leise sagte: „Ja, ich kenne Taehyung. Sogar sehr gut, denn er ist mein fester Freund und wohnt bei mir."

𝐑𝐚𝐧𝐝𝐨𝐦 𝐌𝐞𝐞𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt