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Taehyung POV

„Du kannst dir ganz sicher nicht vorstellen, was in mir vorgeht."

Meine Mutter nickte leicht und kam weiter in mein Zimmer hinein, ehe sie sich schließlich zu mir auf das Bett setzte. Ich erinnerte mich noch genau an das Gespräch vor fast mehr als sechs Monaten. Eigentlich müsste ich zugeben, dass meine Mutter fast nichts dazu gesagt hatte, es war eher mein Vater, der nach meinen Worten tobte und mit mir stritt. Sie saß still dazwischen und blickte starr auf den Boden, aber es war die Tatsache, dass sie mich nicht unterstützte, weshalb ich auch auf sie sauer war. Ich liebte meine Mutter, gar keine Frage, aber diese Reaktion hatte mich unglaublich verletzt.

„Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, Tae", meinte sie leise und sah auf ihre Finger im Schoß, wagte es nicht einmal, mir in das Gesicht zu sehen.

„Wie wäre es mit dem Grund?", gab ich lapidar zurück und zuckte dabei noch mit den Schultern.

„Du denkst sicher, wir hassen dich."

„Nicht direkt, aber dem kommt es sehr nah, ja."

„Das stimmt nicht, dein Vater und ich, wir lieben dich noch immer genauso sehr wie sonst."

Ich schnaubte einmal verächtlich, schwang die Beine aus dem Bett und trat ans Fenster. Ich mochte den Ausblick aus meinem Zimmer schon immer, darunter erstreckte sich unser weitläufiger Garten, der jetzt so schneebedeckt wirklich zauberhaft aussieht. Meine Augen schweiften umher, bis ich eine Person auf einer Bank hocken sah, die mit den Füßen Striche in den Neuschnee zog. Jungkook.

Mein Herz zog sich bei dem Anblick leicht zusammen, am liebsten würde ich jetzt direkt zu ihm gehen und mich entschuldigen, aber ich wollte auch Antworten von meiner Mutter haben. „Du hast ihn ziemlich verletzt, weißt du?", gab sie auch direkt bekannt, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

Ich wirbelte herum und musste überrascht feststellen, dass meine Mutter mir nun tapfer ins Gesicht sah und sogar ebenfalls wieder aufgestanden war. „Was haben du und Jungkook miteinander zu tun?"

Sie seufzte. „Vor ein paar Wochen stand er auf einmal hier und meinte, er wäre dein fester Freund. Zuerst war ich geschockt, wer wäre das auch nicht? Doch ich hörte ihm zu, er erzählt so viel über dich, Tae. Wusstest du das?"

Ich lächelte leicht und nickte. Das konnte ich mir vorstellen, denn er hatte mir oft genug bewiesen, wie sehr er mich eigentlich liebte. Und auch wenn mich dieses Treffen heute aus der Bahn geworfen hatte, hatte er es doch aus Liebe zu mir getan. Er wollte nicht mehr, dass ich unglücklich war.

„Jedenfalls, wir begannen uns regelmäßig zu treffen und über dich zu plaudern. Es fühlte sich an, als wärst du wieder bei mir. Es war schön.
Am heiligen Abend dann sollte das erste Treffen mit deinem Vater stattfinden, er hatte mir mehrfach gesagt, wie schlecht er sich fühlte, dass er dich allein ließ, doch du kennst deinen Vater - er hat nicht immer Zeit."

Mir ging bei ihren Worten ein Licht auf. Mein Freund hatte sich also an Heiligabend mit meinen Eltern getroffen. Deshalb der Geruch von Frauenparfüm und seine unordentlichen Haare. So wie meine Mutter das Ganze erzählte, verstanden die beiden sich ausgezeichnet und ich kannte sie. Wenn sie erst einmal jemanden mochte, wuschelte sie immer durch dessen Haare, das durfte ich auch schon millionenmal am eigenen Leib erfahren.

„Das Treffen lief gut, musst du wissen, aber nachdem du weggelaufen bist, haben dein Vater und ich auch lange darüber geredet. Auch wenn es sich in unserem Stand nicht ziemt, wollten wir dich so akzeptieren, wie du bist. Das war auch der Grund, warum wir dich nicht gesucht und machen gelassen haben."

Ich verzog meine Augenbrauen. Oft dachte ich darüber nach, warum sie mich eigentlich nicht suchten, ich hatte immer gedacht, ich wäre ihnen egal, dabei war es nur eine Erziehungsmaßnahme. „Eomma, ich weiß nicht, ob ich das alles vergessen kann."

Sie schüttelte lächelnd den Kopf und kam näher auf mich zu. Sanft legte sie ihre Hand an meine Wange und ich schloss die Augen. Die Liebe einer Mutter war etwas ganz anderes und auch nichts, was Jungkook mir schenken könnte und in dem Moment würde mir klar, wie sehr ich sie vermisst hatte.

„Du sollst es nicht vergessen. Aber bitte, verzeih uns irgendwann. Du bist unser Sohn und wir lieben dich so wie du bist."

Ich nickte und warf mich schließlich schluchzend in ihre Arme. Zusammen ließen wir uns auf die Knie sinken, während ich mich bei ihr ausheulte und sie mir beruhigend über den Rücken strich.

𝐑𝐚𝐧𝐝𝐨𝐦 𝐌𝐞𝐞𝐭│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt