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„Schatz, ich bin zu Hause!", hörte John seine Mutter rufen. Kurz darauf hörte er das Geräusch einer zufallenden Tür und Schritte, die immer lauter wurden. Eher er sich versah, umarmte ihn seine Mutter, als hätte sie ihn Jahre nicht gesehen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich bin kein Baby mehr...", sagte er mehr zu sich selbst, als zu ihr. Sie grinste. Innerlich bewunderte er seine Mutter dafür, dass alles Negative an ihr abprallte, er verstand nicht, wie sie das machte.
„Wie war's in der Schule?", fragte sie. „Wie immer eigentlich. Ach, Mum, ich mach nachher was mit Florian." Sofort wurde ihr Grinsen breiter, wenn das überhaupt möglich war und ab liebsten wäre sie vor Freude in die Luft gesprungen und hätte in die Hände geklatscht. Florian war Johns Freund und jedes Mal, wenn sie beiden etwas zusammen unternahmen, freute sich seine Mutter, denn sie wusste, dass ihr Sohn in dieser Zeit der vermutlich glücklichste Mensch auf Erden war. „Du kannst in dein Zimmer gehen, solange ich koche, ich ruf dich dann.", schlug sie ihrem Sohn vor, dieser nickte nur und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Oben angekommen setzte er sich auf sein Bett und überlegte, was er tun könnte, als sein Handy aufleuchtete.
Eine neue Nachricht.

Von: Florian
An: John

Hey Schatz, ich hab doch früher Zeit.
Wenn du willst, können wir jetzt schon was zusammen machen (;

Sofort antwortete er.

Von: John
An: Florian

Wir treffen uns in 10 Minuten im Park!

Glücklich wie ein Honigkuchenpferd rannte John die Treppe runter, die er erst vor einer Minute hoch gelaufen war und zog seine Schuhe in rekordverdächtigem Tempo an.
„Ich treff mich doch jetzt schon mit Flo!", rief er so laut, dass Florian es vermutlich sogar gehört hatte.
„Willst du nicht vorher etwas essen?", fragte seine Mutter. „Mach ich später!"

Bevor sie noch irgendetwas erwidern konnte, verließ er das Haus.
Wenn er nicht zu schüchtern wäre, würde John jetzt wahrscheinlich den ganzen Weg zum Park tanzen, doch das traute er sich nicht. Kaum zu glauben, dass er sich seit drei Monaten fast täglich so sehr freute, seinen Freund zu sehen. Er war 22, also vier Jahre älter als John, wohnte alleine und war Autor. Der Altersunterschied machte keinem von beiden etwas aus. John fand es ganz praktisch, dass Florian seine eigene Wohnung hatte, denn so konnten sie des öfteren alleine sein. Außerdem hatte er keine festen Arbeitszeiten, an die er sich anpassen musste, sodass er arbeiten konnte, solange John in der Schule war und danach alle Zeit der Welt für ihn hatte.
Schon von weitem sah der Jüngere seinen Freund. Er war beinahe am vereinbarten Treffpunkt angekommen, als er losrannte, um schneller bei ihm zu sein. Dieser empfing ihn mit offenen Armen und fiel fast um, als John es nicht schaffte, rechtzeitig zu bremsen.

„Hey...", murmelte Florian und legte seine Lippen auf Johns. Sofort durchströmte ihn ein angenehmes, warmes Gefühl von Geborgenheit und er spürte die Schmetterlinge in seinem Bauch.
Als sie sich voneinander lösten, lehnte John seine Stirn an die des Älteren. „Ich hab dich so vermisst...", flüsterte er. Sein Gegenüber musste schmunzeln: „Wir haben und doch erst gestern gesehen, Kleiner."
„Es kam mir vor wie eine Ewigkeit."
„Na dann.", er kicherte. „Und, was würdest du gerne machen?"
„Spazieren."
John liebte es, spazieren zu gehen. Warum, wusste er selbst nicht so ganz, doch er liebte es. Grinsend nahm er Flos Hand und setzte sich in Bewegung. Wie lange sie durch die Gegend liefen und über alles mögliche redeten, wustte keiner von beiden. Der Oktober fing gerade an und die Blätter begannen, sich zu verfärben. Die schönste Zeit des Jahres, fand John, denn er liebte die Farben des Herbstes. Immer wieder betrachtete er sie beim Spazieren und konnte sich nicht sattsehen.
Plötzlich weiteten sich seine Augen. An ihnen lief jemand vorbei, den er mit Mühe als Mädchen identifizierte. Sie war bis auf die Knochen abgemagert und fror offensichtlich. Wie sollte sie auch nicht, bei dem nicht vorhandenen Körperfett, dachte Florian sich.
„Hast du gesehen, wie dünn das Mädchen war? Das hat mir richtig Angst gemacht", sagte er zu Tim, als sie weit genug weg war, um ihn nicht mehr zu hören.
„Ich weiß nicht... Ich fand sie hübsch."

•••

Ich weiß. Langweilig. Aber 'ne „kurze" Einleitung, muss halt sein, was will man machen.

Hallo und herzlich wilkommen! <3

federleichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt