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„Bist du etwa total durchgeknallt?!", Florian musste sich beherrschen, um nicht zu schreien.
„Warte, so meine ich das doch nicht.", rechtfertigte sich John. „Ich will nicht sagen, dass ich sie nur hübsch finde, weil sie so dünn ist. Sie kann doch nichts dafür, wenn sie eine Krankheit hat. Ich finde es nicht fair zu sagen, dass sie beängstigend ist."
Der Ältere seufzte: „Du hast mir den Schrecken meines Lebens eingejagt."

Warum Florisn so empfindlich reagierte, wusste John nicht und er würde ihn auch nicht fragen, denn das Thema schien nicht sein liebstes zu sein.
Florian machte sich Sorgen. Für einen kurzen Moment dachte er, sein Freund würde auch so sein wollen. Magersüchtige schreckten ihn ab, sie machten ihm Angst und nichts und niemand konnte ihn vom Gegenteil überzeugen, auch nicht von einer neutralen Einstellung.

Langsam wurde es dunkel und die Sterne kamen zum Vorschein, als die Wölkchen sich verzogen. Johnnblieb stehen und schaute in den Himmel. „Es sind so viele...", flüsterte er. „Man müsste sie zählen."
Florian schmunzelte: „Das geht nicht, ich habs versucht."
„Vielleicht bist du einfach nur zu dumm dafür"
„Idiot", lachte er. „Ich sollte dich wohl lieber nach Hause bringen, es ist schon spät."

Hand in Hand liefen sie die Straßen entlang, sie waren leer. Sie empfanden das als eine Freude, denn so konnten sie ihre Zweisamkeit genießen.
Die beiden kamen viel zu schnell bei John zu Hause an, der Abschied kam immer näher und auch, wenn sie sich am liebsten niemals voneinander trennen würden, musste irgendwann mal „Tschüss" gesagt werden.

„Ich weiß, ich weiß... Aber wenn du jetzt nicht gehst, können wir uns auch nicht wiedersehen. Also hat das ganze etwas gutes...", erklärte Florian, als er Johns trauriges Gesicht sah.
„Du bist so ein Blödmann. Wenn ich nicht gehe, müssen wir uns auch nicht wiedersehen, weil ich dann immernoch da bin."
„Auf Wiedersehen, Kleiner. Ich liebe dich." sagte der ältere, ohne auf die Worte seines Partners einzugehen, gab ihm einen Kuss und machte sich auf den Heimweg.
John winkte ihm hinterher und hauchte ein „Tschüss", das von der Stille der Nacht verschluckt wurde. Er hatte Florian noch nie gesagt, dass er ihn liebte. Er tat es, da war er sich sicher. Doch er konnte es nicht sagen & vorallem konnte er sich nicht erklären, warum er es nicht sagen konnte. Florian wusste das und er hatte versprochen, auf die drei kleinen Worte zu warten, so lange es auch dauerte, denn er wusste, wie schwer es sein konnte, sie auszusprechen.

Bevor John an der Tür klingelte, gähnte er und erst jetzt fiel ihm auf, wie müde er eigentlich war.
Seine Mutter öffnete ihm die Tür und begrüßte ihren Sohn, wie schon am Mittag, mit einer Umarmung und einem Kuss.
„Schatz, du siehst müde aus, geh doch heute ein wenig früher ins Bett.", schlug sie vor, denn man sah ihrem Sohn seine Müdigkeit an.
Dieser schlurfte die Treppen hoch, zog sich bis auf seine Boxershorts aus und wollte gerade ins Bett fallen, als seine Augen den großen Spiegel in seinem Zimmer fixierten.
Langsam trat er näher an ihn heran und erinnerte sich an das Mädchen, dass er und Florian heute gesehen hatten.
Er wollte nicht sein, wie sie, keine Frage, doch ein bisschen abnehmen könnte er schon. Schließlich wollte er für Florian nicht unattraktiv wirken.



federleichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt