Das erste, das John hörte, nachdem er die Haustür aufgeschlossen hatte, war seine Mutter.
„Schatz, willst du was essen?",rief sie laut.Er ging zu ihr in die Küche, begrüßte sie mit einem Kuss und verneinte. „Ich hab ihn der Schule gegessen.", sagte er lächelnd und machte sich dann auf den Weg in sein Zimmer. Dass das gelogen war, musste seine Mutter ja nicht wissen, sie würde sich nur unnötige Sorgen machen. Kaum oben angekommen, knurrte sein Magen so laut, dass sie vermutlich gleich hochkommen würde, um zu fragen, warum er sie denn anlog.
Schnell nahm John seine Wasserflasche aus der Schultasche und trank ein paar Schlücke aus ihr.
„Hilft ja anscheinend gegen Hunger...", murmelte er.Da kam ihm der Einfall, im Internet nach Tipps zum Abnehmen zu suchen, denn alleine würde er es vermutlich nicht auf die Reihe bekommen, ein paar Kilos zu verlieren.
Sofort nahm er sein Handy in die Hand und fing an zu suchen.
Tausende Rezepte für kalorienarme Gerichte sprangen ihm entgegen, doch damit konnte er nicht viel anfangen, seine Mutter kochte eigentlich immer und er wollte sie nicht enttäuschen, indem er ihr Essen nicht aß und stattdessen selbst kochte.John las sich durch etliche Foren, bis er endlich auf ein Thema stieß, das interessant klang; Fasten.
Er hatte noch nie zuvor gefastet, lediglich davon gehört. Allerdings erschien ihm logisch, dass man abnahm, wenn man nichts aß.
Ob er das Durchhaltevermögen dafür hatte, wusste er nicht, doch eines war klar; der Versuch würde ihn nicht umbringen.
Da er an dem Tag eh noch nichts gegessen hatte, beschloss John sofort anzufangen und brauchte irgendeine Beschäftigung, um sich von Essen und dem bloßen Gedanken daran, abzulenken.In einem Cartoon würde in diesem Moment eine Glühbirne über seinem Kopf aufleuchten und er würde mit den Fingen schnipsen, denn ihm fiel erneut etwas ein.
Ein wenig stolz auf den zweiten guten Einfall innerhalb eines Tages durchwühlte er alle Schubladen, die sein Zimmer zu bieten schien. Er war auf der Suche nach seinem alten Tagebuch, dass aus einem simplen Din A5-Block bestand. Glücklicherweise war er in der Kunst des Tagebuchschreibens eine Niete und so war lediglich die erste Seite beschrieben.
Schon oft hatte er sich vorgenommen, mit dem regelmäßigen Eintragen in sein Tagebuch anzufangen, doch es kam nie dazu.Schnell riss er die erste Seite raus, zerknüllte sie und warf sie in den Papierkorb.
Beinahe eine Stunde überlegte er sich ein Konzept, mit dem sich die Seite in regelmäßige, ordentlich aussehende Abschnitte unterteilen ließ. Er bemerkte garnicht, wie die Zeit verflog.
Mit einem Lächeln betrachtete er nun die erste Seite dessen, was gewissermaßen ein Ernährungstagebuch war und freute sich schon darauf, in den nächsten Tagen in es reinzuschreiben.
Natürlich hoffte er, nicht allzu viel schreiben zu müssen.Als er seinen Blick ein letztes Mal über das Blatt Papier vor sich schweifen ließ, fiel ihm ein Wort ganz besonders auf.
„Gewicht: ..."
Er wusste nicht, wieviel er wog, also sprang er auf und lief -so leise und unauffällig wie möglich- ins Badezimmer.
Dort stellte er sich auf die Waage. Nach kurzem Warten, das ihm wie eine Ewigkeit vorkam, richtete er seinen Blick auf die Anzeige.72,6 kg.
Er seufzte. War das nun viel oder wenig?
Sofort nahm er sein Handy in die Hand und suchte nach dem Idealgewicht für Männer seiner Größe. Überall stand etwas um die 72 kg, doch er traute dem Internet nicht und hatte das Gefühl, es log ihn an. Das konnte nicht wahr sein, er fühlte sich nicht ‚normal'.Und obwohl er es nicht unbedingt wollte, trug er schnell sein Gewicht ein und füllte noch den Rest aus, bevor er seine Hausaufgaben machte und ins Bett ging.
Normalerweise blieb er länger auf, doch wenn er wach blieb, würde er Hunger bekommen und das wollte er nicht.
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federleicht
Teen FictionMagersucht. Ein Kampf um Leben und Tod. ••• F: „Wenn du nichts isst, ist es vorbei!" J: „Lieber bringe ich mich um." John ist mit seinem Freund, Florian, gerade erst fast drei Monate zusammen, als die gefährliche Krankheit die...