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"Leider, Kleiner, kann man sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt."

Wie auf Knopfdruck seufzten beide und erst dann schien John zu realisieren, was gerade zu ihm gesagt worden war. "Ich bin nicht klein, ich bin jetzt genau so alt wie du, zumindest bis zum März. Und von der Körpergröße her bist du nur wenige Zentimeter größer als ich."

"Na, dann wiegst du immerhin weniger als ich."

"Rede keinen Schwachsinn."

Schwachsinn? War es wirklich das, was John von Levins Aussage hielt, er empfand sie als Schwachsinn? Dieses eine Wort versetzte dem Älteren einen Stich ins Herz und ließ ihm die Tränen erneut in die Augen schießen. Er fragte sich innerlich, wann er so verletzlich geworden war, doch eine Antwort darauf fand er nicht. Zu seinem Glück bahnte sich das salzige Wasser in seinen Augen dieses Mal keinen Weg über sein Gesicht, sondern blieb da, wo es war und rührte sich nicht vom Fleck.

"Bitte fängt jetzt das nicht schon wieder an..." Genervt verdrehte der Jüngere die Augen.

"John, ich denke, was Levin versucht zu sagen ist..." "Nein, ich versuche nichts zu sagen. Alles was gesagt werden musste, wurde gesagt.", wurde Anne augenblicklich von Levin unterbrochen. "Wir reden einfach nicht mehr darüber und gut ist."

"Einverstanden." John war dem Älteren dankbar dafür, da er dieses Gespräch genauso ungern führte, wie jeder andere in diesem Raum. "Sag mir dann, wies gelaufen wisst, also mit deinem Freund."

"Mach ich, John."

"Versprochen?"

"Versprochen."

Irgendwann musste der Abschied kommen und er fragte nicht, ob er erwünscht war -ganz im Gegenteil. Es schien, als würde der Abschied -wäre er eine Person- von Hass leben und sich von gebrochenen Herzen ernähren.

Denn kaum hatten Kiara und Levin das Haus verlassen wirkte es, als wären Geborgenheit und Wärme mit ihnen gegangen, als schlüpften sie durch den Türspalt in die Freiheit, als keiner hinsah.

"Wir sehen sie doch an Silvester wieder.", meinte Anne, die den traurigen Blick ihres Sohnes bemerkt haben musste und sich in dem selben Moment fragte, ob das wirklich eine so tolle Idee gewesen war. Schließlich wollte sie Levin nicht mit dem Gedanken in das neue Jahr starten lassen, dass seine Liebe nicht erwidert wurde. Da sie dies aber nicht verhindern konnte, wollte sie ihm wenigstens die Anwesenheit des Verursachers seiner Trauer ersparen -absagen wollte sie trotz allem nicht.

Alle freuten sich so sehr auf diese Nacht, doch sie konnte noch gar nicht so weit denken, das Weihnachtsessen war noch nicht hinter sich gebracht.

"Bist du immer noch sicher, dass ich an Weihnachten dabei sein muss?", fragte John hoffnungsvoll, als ihm die Stille unangenehm wurde.

"Du wirst dich ganz bestimmt nicht den ganzen Tag in deinem Zimmer einsperren. Wirst du mir dann, wie jedes Jahr, beim Kochen helfen?"

"Ähm... ja klar, ich machen. Warum feiern wir eigentlich ständig bei uns, warum lädt man uns so selten woandershin ein?"

"Ich weiß es nicht. Wären diese Menschen nicht Familie und somit Leute, die ich gewissermaßen lieben muss, würde ich sie alle wahrscheinlich, beinahe ausnahmslos, nicht einmal mögen."

Beide mussten Kichern.

Plötzlich stützte John sich mit beiden Händen an der nächstbesten Kommode ab, schloss die Augen und atmete tief durch."

"John ist alles okay?", rief seine Mutter, als sie sich panisch daran machte, die wenigen Meter zwischen ihnen zu überbrücken und ihren Sohn zu stützen. Sein Gesicht war blass und als sie schon das Schlimmste vermutete, blinzelte er. Johns Augen öffneten sich wieder, auf seinen Lippen lag ein schwaches Lächeln und als er wieder klar denken konnte, murmelte er: "Ach du scheiße..."

•••

Fröhliche Weihnachten!

Ich wollte das Weihnachtsessen-Kapitel eigentlich heute hochladen, aber wegen der letzten Tage fehlen mir ein oder zwei Kapitel, meh. Vielleicht schaffe ich, das Silvester-Kapitel an Silvester hochzuladen, who knows.

Storytime: Mein Exfreund hat mir frohe Weihnachten gewünscht (wir sind seit eineinhalb getrennt), er hat mir auch zum Geburtstag gratuliert, nachdem er mich Schlampe genannt hat -was ist los mit dem. Das ist so komisch. Ende.

federleichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt