Titel des 18. Teils

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Lange schwieg Marti.
"Komm, rück schon raus damit", ermutigte ich ihn lächelnd.
Er schaute mich an, Verzweiflung lag in seinem Blick, eine Emotion, die ich vorher nie bei ihm bemerkt habe.
"Jako, ich... Ich mag dich"
"Ich dich doch auch, Marti"
"Nein nein, du verstehst nicht... Das ist der denkbar unpassendste Augenblick, ich weiß, aber ich... Ich habe mich in dich verliebt"
"Was?" Ich war zu verblüfft, um etwas Intelligenteres von mir zu geben.
"Ich weiß, du liebst mich nicht. Ich will mich auch nicht zwischen dich und Felix drängen oder so, ich... Ich konnte einfach nicht länger damit leben, ohne es dir zu sagen. Es tut mir leid, Jako..."
"Felix und ich? Marti, du hast da etwas falsch verstand-..."
Plötzlich war Marti hellwach, legte sich den Finger an die Lippen. Aus seinem Blick war jegliche Verzweiflung gewichen, ein Funkeln lag in ihnen, er wirkte wie eine Löwenmutter, die bereit war, für ihre Jungen zu sterben.
Das beunruhigte mich.
"Jako, wir reden später. Sie sind da"
Wir erhoben uns. Jezz hörte ich sie auch, unten auf der Straße, rufend. Sie hatten das Haus umzingelt.
"Woher wissen sie...?"
"Jemand muss uns gesehen haben. Wir müssen hier sofort weg"
Marti spähte von allen Seiten vom Dach auf die Straße hinunter, die von Soldaten nur so gesäumt war.
"Sie haben sogar den Hinterausgang umstellt!", stellte er fest. "Wir müssen hier heraus, bevor sie das Haus stürmen! Komm mit!"
Wir liefen die Treppen hinab.
"Zum Hinterausgang!", keuchte Marti.
Ich wandte mich zur Hintertür, dort hatten weniger Soldaten gestanden, wir hatten eine größere Chance, dort durchzubrechen.
Viel zu spät merkte ich, dass Marti zur Vordertür gelaufen war. Ich hatte die Hand schon an der Klinke, sah ihm wie paralysiert bei seinem Handeln zu.
"MARTI! Was machst du da?"
"Du musst es schaffen, Jako" Er stand mit dem Gesicht zur Tür, an der sich von außen bedrohlich die Schatten der Soldaten abzeichneten.
"Du musst Jaucke finden und uns alle aus diesem Traum befreien. Wenn du frei bist, lauf sofort zu ihm. Dreh dich nicht um und versuch nicht, mich zu retten.
Rette dich selbst!"
Er hatte, genau wie ich, die Hand schon an der Klinke, drehte sich erst jezz zu mir um. In seinem Blick lag Mut, Beschützerinstinkt... Liebe.
"Ich liebe dich, Jako"
Dann öffnete er die Tür, verschwand durch sie. Ich hörte das laute Brüllen von Soldaten, Schritte von der Hintertür weg. Sie waren alle nach vorne gestürmt. Ich ergriff meine Chance und schlich mich aus dem Haus, fort von den Soldaten, fort von Marti.
Ich war erst einige Meter gerannt, da hörte ich einen Schuss und gleich noch einen. Ich kniff die Augen zu, hielt die Tränen zurück und lief weiter.

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Tötet mich bitte nicht

War No More || Berliner ClusterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt