Jaucke war nicht hier. Dafür einige andere Sachen. Ich fand Essensvorräte und Holzlatten, ein Taschenmesser und ein sehr dickes Buch. All das nahm ich nach draußen, setzte mich im Schneidersitz vor die Kreuze, nahm einen Bissen von dem trockenen Brot und begann, in die eine Latte Martis Namen hinein zu ritzen. Es war zwar unnötig, aber ich sah es als meine Pflicht an.
Nebenbei versuchte ich die alten Lettern in dem Buch zu entziffern.
Es war ein seltsames Buch, sehr dick und ohne Titel. Darin waren allerlei merkwürdige Praktiken beschrieben, viele Anleitungen zu Sachen, die ich kein bisschen verstand.
Ein Kapitel trug den Titel: 'Wie man auf die andere Seite gelangt'.
Ich schüttelte den Kopf. Hirngespinste. Trotzdem kam ich nicht umhin, die verblasste Tinte zu betrachten. Einige Buchstaben waren vollkommen unlesbar, aber ich konnte in etwa so viel lesen und verstehen:
Dieses Buch sagt, wir sind alle in einer Parallelwelt. Es gibt, alle hundert Jahre etwa, einen Bruch im Raum-Zeit-Kontinuum. Dadurch werden einige Personen aus ihrer normalen Zeitlinie gerissen und ohne Erinnerungen an ihr vorheriges Leben in eine alternative Zeitebene gebracht. Diese Ebene ist von Katastrophen gekennzeichnet. Um zurück in die normale Zeitlinie zu kommen, müsse das 'Gluttony' in uns, was auch immer das ist, zerstört werden. Erst dann kommen wir in unsere 'normale Welt'. Die Schrift war so altertümlich, dass ich unmöglich mehr daraus lesen konnte, aber das Buch war nicht wie ein Fantasyroman oder dergleichen geschrieben, eher wie eine Bedienungsanleitung.
Das und die Tatsache, dass ich es bei Jaucke gefunden hatte, ließen mich diese verrückten Worte tatsächlich glauben.
Also las ich weiter. Offensichtlich kann man mit 'der anderen Welt' Kontakt aufnehmen. Dies geschieht durch hohe Konzentration, manche Menschen haben allerdings eine natürliche Verbindung, die ihnen dies erleichtert. Ansonsten kann man als Hilfsmittel... dort war ein riesiger Wasserfleck, der fast die restliche Seite bedeckte.
Ich seufzte enttäuscht, bis ich die letzten paar Worte las.
'Mit Emotionen verbundene Orte'.
Also wenn das hier kein mit Emotionen verbundener Ort ist, dann weiß ich auch nicht.
Ich gelangte zur nächsten Seite, auf der es offensichtlich um Wächter ging. Die Wächter waren die einzigen Menschen, die in beiden Zeitebenen existierten, in der normalen und in der Parallelwelt. Ihre Aufgabe ist es, uns alle wieder zurück in unsere Zeit zu bringen. Sie sind es auch, die unser Gluttony entfernen.
War Jaucke unser Wächter?
Das war alles so unglaublich verwirrend, aber seltsamerweise auch erschreckend plausibel.
Wir sind in einer Parallelwelt gefangen und der einzige Weg zurück ist, das Gluttony aus uns zu entfernen. Dies hatte bei unseren Freunden Jaucke getan, der auch offensichtlich unser Wächter ist.
Er sollte uns alle sicher zurückbringen, doch jezz ist er nicht mehr da.
Ich seufzte. Wenn ich doch nur wüsste, was das Gluttony ist, aber der Abschnitt war unmöglich zu lesen.
Ich seufzte erneut und betrachtete Martis Namen, der unter meinen Händen Gestalt angenommen hatte.
Ich nahm einen Hammer und Nägel und verband die Latte mit einer weiteren zu einem Kreuz. Dann stellte ich es zu Felix', Steves und Ricks.
Jezz fühlte es sich besser an. Ich ließ den Blick über den Friedhof schweifen. Alle unserer Freunde hatten hier ein Kreuz, auch die, die früher gestorben waren, obwohl wir Jaucke nie von ihnen erzählt hatten. Wir kannten ihn ja erst seit drei Jahren. Das viel mir erst jezz auf. Hatte er die ganze Zeit über uns gewacht und unsere Freunde in die normale Zeitlinie zurückgeschickt?
Was geschieht dann mit uns, mit Marti, Frodo, Flo und mir, jezz, wo er nicht mehr da ist?••••••••
Hoffe, das Kapitel erklärt mehr, als das es verwirrt xD
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Find ikk tuhl:3
Ich weiß, es sind nur Zahlen
Dass ihr mir schreibt, dass euch meine Geschichte gefällt, bedeutet mir ehrlich gesagt mehr als irgendwelche Reads
Danke!
Und wie geht's euch so?^-^
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War No More || Berliner Cluster
FanfictionÜberall herrschte Krieg. Jako musste dabei zusehen, wie einer seiner Freunde nach dem anderen starb. Mit nur noch einer Handvoll von ihnen, Rick, Frodo, Marti und Flo, kämpft er sich durch die Nachkriegszeit, die gezeichnet ist von Hunger, Krankheit...