Zusammen mit Tobias gehe ich zurück. Alex sieht mich als erstes und will auf mich zulaufen, doch ich schüttle leicht mit dem Kopf. Zu meiner Überraschung bleibt er tatsächlich stehen. Die Hochzeitsgäste begeben sich nach draußen. Dort wartet ein Wagen auf das Brautpaar, welches Arm in Arm aus dem Schloss kommt. Dicht gefolgt von Fabian. Seine Miene erhellt sich, als er mich sieht und er beschleunigt seine Schritte.
„Hey, Fabian! Ich hab dich schon gesucht!", schreitet Tobias ein und geht ihm entgegen. Ich kann aufatmen. Fürs erste werden Alex und Fabian mich in Ruhe lassen und Kate wird nichts von dem Dilemma mitbekommen.
„Halt, Moment!", ruft Kate auf einmal. „Ich habe den Brautstrauß noch nicht geworfen!" Sie kommt auf mich zu. „Alle unverheirateten Mädels, stellt euch hier, bei Melissa auf."
Wenig später finde ich mich umringt von Frauen, die ungeduldig darauf warten, dass Kate ihre Blumen wirft, wieder. Und dann wirft sie den Strauß in hohem Bogen auf mich zu, und obwohl ich ihn nicht fangen will, fange ich ihn trotzdem. Fassungslos starre ich auf die Blumen in meinen Händen. Das hat sie extra gemacht.
„Oh mein Gott, dann plane ich wohl bald die Hochzeit meiner besten Freundin!", quiekt Kate und umarmt mich stürmisch.
Ich täusche ein Lächeln vor und gehe zu Dean, um ihm meine kleine Nichte abzunehmen. Kate folgt mir und küsst Lina noch kurz auf die Wange.
„Ich weiß, dass du das extra gemacht hast."
„Ich weiß.", sagt Kate und lächelt mich an. „Willst du mir sagen was los ist? Du hast noch ein paar Minuten, dann bin ich weg. Also, wir können auch telefonieren, das tun wir sowieso, aber trotzdem. Wenn du es persönlich sagen willst, dann jetzt."
„Wie meinst du das?", frage ich und ärgere mich im gleichen Moment darüber, dass Kate es schon wieder gemerkt hat. Sie zieht die Augenbrauen hoch. Seufzend erzähle ich ihr die halbe Wahrheit.
„Ich werde mit Fabian Schluss machen. Es passt einfach nicht.", erkläre ich. Ich erzähle bewusst nicht die Wahrheit. Fürs erste bleibt es ein Geheimnis und wenn es nötig ist, werde ich es ihr später erzählen. Ich will meine beste Freundin nicht anlügen, aber noch weniger will ich ihr die Flitterwochen vermiesen. Ich werde erstmal abwarten und dann entscheiden.
„Oh Gott sei dank!", sagen Kate und Dean gleichzeitig.
„Hä?" Verwirrt sehe ich sie an.
„Du hast Recht, es passt wirklich gar nicht.", fügt Kate hinzu.
Warum rücken die beiden erst jetzt damit heraus? Hätten sie mir das einfach vorher gesagt, hätte mir das einiges an Ärger erspart. Ich wäre nie in diese blöde Situation geraten. Allerdings wäre ich auch nicht in die Situation geraten, wenn ich einfach etwas nachgedacht hätte.
„Aber.. Du meintest doch ich soll es versuchen?"
„Ja, weil man manchmal nur durch Ausprobieren merkt, welche Entscheidung wirklich richtig ist. Man lernt aus Fehlern, deshalb habe ich nichts gesagt. Außerdem kann ich nicht in die Zukunft sehen und wenn es mit euch eigentlich geklappt hätte und ihr mir wegen mir nie zusammen gekommen wäret, wäre das genau so blöd gewesen."
Ich nicke. Diesen Gedankengang kann ich tatsächlich nachvollziehen. Allerdings habe ich es mit Fehlern wohl etwas übertrieben. Und leider hat Kate meistens Recht.
Schweren Herzens verabschiede ich mich von den beiden und sehe zu, wie sie ins Auto steigen und für die nächsten zwei Wochen verschwinden. Aber ich gönne es Ihnen, schließlich haben die beiden das wirklich verdient und ich werde mit Lina bestimmt eine Menge Spaß haben. Und Arbeit, aber auch Spaß. Lina gluckst auf meinem Arm und sieht mich mit großen Augen an.„Ich hoffe, dass du das alles besser machst. Wenn du mal ein Problem hast, kannst du immer zu mir kommen, okay? Aber mach das lieber wenn deine Mama auch dabei ist, ich bin nämlich die Meisterin im schlechte Entscheidungen treffen." , flüsterte ich ihr zu. Sie stupst meine Nase mit ihrer kleinen Hand an und bringt mich zum Lachen. Aber gleichzeitig ist mir zum Weinen zumute, wenn ich darüber nachdenke, dass ich auch so ein kleines Geschöpf hätte haben können.
„Ach, hier bist du. Ich habe dich schon gesucht."
Ich drehe mich um. Dort steht Fabian mit den Händen in den Hosentaschen und lächelt mich an. Er sieht noch genau so perfekt aus wie heute morgen. Wieso hätte das nicht einfach funktionieren können. Und noch sieht er so glücklich aus, aber das werde ich gleich ändern.
„Fabian.. Wir müssen reden. Warte einen Moment, okay?"
Ich sehe mich um. Die Gäste machen sich bereits auf den Weg nach Hause, aber ich muss Lina für ein paar Minuten loswerden. Etwas entfernt entdecke ich Alex. Er unterhält sich mit James. Zielstrebig gehe ich auf ihn zu, und ich habe Glück, denn das Gespräch scheint beendet zu sein und James geht zurück zu Lilly.
„Alex!", rufe ich. Er dreht sich um. „Kannst du Lina kurz nehmen? Ich hole sie sofort wieder ab."
„Klar." Er nimmt sie mir ab. Ich bedanke mich kurz und will schon wieder gehen, als er noch etwas hinzufügt. „Wir sollten reden."
„Nicht jetzt, Alex.", antworte ich und deute auf Fabian, der verloren herumsteht und sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagert. Er tut mir so leid. „Ich habe gerade andere Probleme."
„Verstehe." Alex nickt. Ich drehe mich um und mache ein paar Schritte in Fabian's Richtung.
„Ich liebe dich."
Bei Alex' Worten zucke ich zusammen, aber ich zwinge mich weiter zu gehen. Ich muss mich jetzt erst um Fabian kümmern. Und dann beende ich das mit Alex. Ich muss einen Weg finden neu anzufangen und mich wieder auf meine Ziele im Leben zu konzentrieren.
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Doctor
Teen FictionNach der Trennung von Alex kämpft Melissa sich durchs Leben. Sie hat ihr Studium beendet und sich bei verschiedenen Krankenhäusern beworben. Als sie eine Zusage von dem Krankenhaus, in dem auch Alex gearbeitet hat, bekommt, nimmt sie ohne zu Zögern...