14«Totgeglaubte

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Ich weiß kaum was ich erwartet habe, als sich der Schrei durch mich gebahnt hatte, als er mich packte und wieder dem unwissendem näherte. Ich weiß nicht, was ich nicht erwartet habe, als ich die Stufen erklomm, als ich die wärme auf meiner Haut spürte und die Stille, die sich über das Haus, gar das Revier auslegte und selbst mich zum verstummen brachte.

"Lavea." es ist ein hauchen, dass ihre blutenden Lippen verlassen. Es ist eine Fassungslosigkeit die ihre verweinten und rot angeschwollenen Augen erkennen. Ihr Körper ist ineinander gefallen, beängstigt und vollkommen verstört, von dem Anblick, der sich unmittelbar vor ihr befindet. Und dennoch, selbst, wenn ich den Mann auf dem Tisch erblicken würde, wenn ich das Messer in seiner Brust wahrnehmen würde, so würde ich meine Augen nicht von ihr nehmen wollen. Ihr Körper beginnt zu erzittern, während ein Schluchzen ihre Kehle besiegt und den Raum mit Furcht, vor allem was kommen mag, inne halten lässt. Aber es war kein erleichterndes schluchzen, keines, welches man verdient hätte, wenn man sich so lange nicht gesehen hat. Es war eines, das mir Tränen in die Augen stechen lässt. Es war eines, dass mir mitteilte, dass sie alles dafür gegeben hat, mich fern von diesem Ort zu bringen. Es bringt mich dazu zu vergessen, zu atmen, zu Leben.

Ein weiteres wimmern, gefüllt mit seelischem Schmerz und gebannter Wut lässt mich zusammenfahren, kleiner machen, während sich ihr Körper krümmt, sie ihre Hände auf ihren Mund presst und ihre lieblichen Braunen Augen verschließt, die mich immer so angelächelt haben. Die Tränen rinnen verzweifelt meine Wangen hinunter, ungebändigt.

Gehässiges Pfeifen lässt mich wieder ins hier und jetzt holen. Lässt mich all die anderen Geschöpfe wahrnehmen und Alec, der sich seine Hände an einem Handtuch abwischt. Die roten Blutstriemen vermischen sich mit dem reinen weiß, dass eigentlich die Unschuld darstellt, doch mit ihm, nur den Tod. "Ein Missverständnis das du bereits jetzt raus bist." zwinkert er grinsend, wodurch ich wieder zu der Frau blicke, die sich zu fassen versucht. Doch ich kenne sie zu gut, als das ich ich weiß, dass es noch einige Zeit braucht, bis sie sich gefangen hat und dazu zwingt wieder aufzustehen.

"Ich bin verrückt." hauche ich fassungslos, während ich von der Frau zu Alec blicke und noch immer in sein grinsendes Gesicht blicke, dass auf mich gerichtet ist. "Bist du das?" seine Hand umfasst das Heft des Messers und zieht es mit gefolgten Sog-Geräuschen aus dem Leblosen Körper, was ich mit Argusaugen betrachte. Ich weiß, dass all das hier eine Einbildung ist, dass ich Träume oder das ich gänzlich verrückt bin. Ich liege noch im Bett von Ilay, stehe vielleicht noch unter der Leiche oder im Nebel, bin vielleicht gegen einen Ast gelaufen und habe meinen Kopf angestoßen.

Ich fange an zu lachen. Ich fange aus tiefster Seele an zu lachen und sorge dafür, dass meine Tote Tante zu mir blickt. Ich warte darauf das ihr Geist zu mir kommt, dass sie mir Wörter zuflüstert, die mich Beruhigen sollen und wahrscheinlich auch tun werden. Ich warte darauf, wieder aufzuwachen, während mein Lache den Raum füllt und mich immer mehr nach Luft schnappen lässt, während die Tränen weiter rinnen. Die Verzweiflung legt sich in mir nieder. Die Ereignisse spielen sich von vorne ab. Begonnen bei meinem Bruder, beendet in einem Leben voller Fabelwesen. Begonnen bei einem Kater, beendet bei einer Hochzeit.

"Lavea." augenblicklich verstumme ich, als sich zwei Hände um mich legen und ich in die starr braunen Augen schaue, die noch immer verweint, gar aus Wasser bestehen. "Ich wusste du kommst zu mir." hauche ich grinsend. Meine Mundwinkel zucken schmerzend nach oben, doch mir ist bewusst, dass selbst das größte und stetigste Lächeln, nicht das Loch, dass in meiner Brust sitzt und alles mit sich zieht, füllt. Das Klaffende Loch, welches mit jedem Atemzug größer wird, weil ich weiß, dass ich keinen Ausweg finde. Das mit jeder vergangen Sekunde schmerzender wird, weil sich jede Faser meiner Gefühle nach Befreiung sehnt.

Die Gesichtszüge der Frau mir gegenüber entgleiten immer mehr, als sie zu verstehen scheint, dass ich ihr mieses Spiel durchschaut habe. Als ich selbst in diesem unklaren Chaos, die Tränen erstickten Augen von May oder Claire oder ganz anderen, mir fremden Gesichtern erblicke. Sie stimmen mir zu. Ich bin verrückt. Und sie bemitleiden mich. Ich mich auch.

"Lavea, ich bin Real." ihre Unterlippe beginnt zu zittern, als sich ihre Lippen voneinander lösen. Doch mein Kopf beginnt sich panisch- gar hektisch zu schütteln. "Nein, du bist Tod. Ch-christian sagte du seist Tod." erneut beginne ich zu lachen, doch es erstirbt, als ich zu Alec schaue und er mit zusammen gepressten Lippen sich das lächeln zu verkneifen versucht, während er mit seinem Kopf schüttelt. "Glaubst du alles, was dir dein Bruder sagt?" säuselnd wirft er seinen Lappen auf die Leiche, um mit eiligen Schritten auf uns zu zu kommen. Mein Kopf gleitet wieder zu ihr, ich spüre ihre Hände die sich von mir lösen, ich lausche ihren leisen Protesten, als Alec sie immer mehr von mir zerrt, bis er sie gewaltsam auf den Boden schmeißt. "Glaubst du echt, dass deine Gedanken solch einen Streich mit dir spielen?" seine Zähne bohren sich aufeinander, als er seinen Fuß in ihr Gesicht rammt und sie schmerzerfüllt aufschreit.

Ich spüre wie sich alle Gefühle, alle Verwirrung in mir sammelt, wie sie sich zu einem Klos ergeben und das Blut durch meine Adern rasen lässt. "Stop." es ist ein krächzen das meine Lippen verlässt und Alec hämisch grinsen lässt, während er seine Faust in das Gesicht meiner Tante rammt und mich auf der bitterlichsten Weise spüren lässt, was meine Konsequenz für diese Naivität ist. "Alec, Stop!" er richtet sich ein Stück auf, lässt seine Augen auf mir verweilen, während die Sonne seine blasse Haut bescheint und ihn gar weiß wirken lässt. Seine Hand bohrt sich in die dunklen Haare von Rosie, an denen er ihren Kopf hoch zerrt. "Und immer noch so verrückt, Liebes?" schmunzelnd kniet er sich neben sie. Meine Augen beobachten ihn argwöhnisch, während mein Körper vor Spannung zu zittern beginnt. "Ich finde, deine Tante kann in den Keller." mein Herz setzt aus. "Alec, ich flehe dich an. Bring sie nicht runter. Lass sie bei mir. Bitte." die Tränen beginnen aus Trauer und Wut zu fließen, doch noch immer muss ich mir eingestehen, dass er die Kontrolle hat.

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Lavea •Feuer des Herzens•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt