Stille. Einfache Stille die mich umgibt. Weder weiß ich wie lange schon, noch weshalb. Aber ich heiße sie willkommen. Sie bietet den schönsten Kontrast zu dem, was sich mir sonst immer bietet und somit habe ich kein Problem damit, dass sie da ist. Ein krächzen verlässt meinen trockenen Hals. Ich fühle mich ausgedorrt und erschöpft. Mein Kopf brummt, meine Augen schmerzen und mein Hals ächzt nach Flüssigkeit. Meine Finger ziehen sich krampfhaft zusammen und ich ertaste weiches Fell zwischen meinen Fingern. Ein lächeln schmeichelt meine Lippen und ich spüre wie sich mein Herzschlag von panisch zu entspannt verlangsamt. Blacky scheint mir noch näher zu sein, als ohne hin schon. Ich spüre wie er sich aufrichtet und seine Ohren alarmierend aufhorchen. Meine tun es ihm gleich und einige Zeit später, ertönen Schritte. Ich rolle mich auf die Seite und lasse Blacky an mein Bauch kuscheln, um ihn noch näher bei mir zu haben. Doch jede Ruhe endet, somit auch meine. Ein Klopfen ertönt und ich vergrabe mein Kopf lediglich in dem Kopfkissen. "Lavea." Christian tritt näher ran und setzt sich neben mich. Blacky weicht aus und wandert auf meinen Bauch, wodurch sich meine Hand wieder zwischen seinem Fell legt. "Hm." brumme ich bloß. Meine Lieder sind zu schwer, dafür das ich sie öffnen kann. "Kleines, wie geht es dir?" besorgt streicht er mir über mein Gesicht. Langsam beginne ich meine Augen aufzuschlagen. Doch nichts.
Schwarz. Ich sehe schwarz, wortwörtlich. Mein Atem geht flacher und ich höre wie Chris scharf die Luft einzieht. Ich höre es, aber ich sehe es nicht. "Lavea, bleib ruhig." mildert er, seine Hände legen sich auf meine Schultern. Ich schlage sie panisch weg. "Ruhig? Scheiße ich sehe nichts, verdammt!" kreischend und quietschend raufe ich meine Haare, blinzle und reibe meine Augen, aber es will sich nichts ändern. Das ist falsch. Ich bin nicht blind. Ich weis das die Bäume saftig grün im Sommer blühen und im Winter die dunkle Farbe, der Augen von Adam annehmen. Ich weis das der Himmel, in einem anderen blau leuchtet, als der Ozean. Ich kenne den Unterschied zwischen Türkies und lila. Meine Augen beginnen zu brennen und ich höre wie weiter Leute in das Zimmer stürmen. "Beruhige dich. Wir holen einen Arzt. Leg dich hin, wir sind da." ich schüttle meinen Kopf und beginne hysterisch zu schluchzen. Jeder ist still. Es müsste das erste mal sein, das ich ihnen gegenüber beginne zu weinen. Ich zeige schwäche und es ist mir gerade völlig egal. Nora drückt mich ins Bett zurück, ich kann mich nicht einmal wehren. Ich lasse sie und meine Tränen machen. "Chris." ihre Stimme klingt sanft und fordernd zugleich. "Schlaf eine Runde, wir kriegen das hin." ich verebbe, als Chris mir einen Kuss auf meine Stirn aufdrückt und mich mit der letzten Person alleine lässt. "Das wird immer gruseliger." höre ich Adam murmeln, als er sich neben mich legt und seine Arme um meinen Körper schlingt. "Das kannst du laut sagen." nuschle ich gegen seine Brust. Seine nähe tut mir gut und ich bin froh darüber, das er hier ist. Das ich nicht alleine bin. "Wie sehe ich aus?" frage ich leise Christian ist aufgefallen das etwas nicht stimmt, bevor ich ihm davon berichtet habe. "Deine Haare sind irgendwie schwarz und deine Augen haben keine Pupillen mehr. Deine Iris sieht aus wie ein Schleier, der das braun dahinter verbirgt." wieder überkommt mich die Übelkeit. Es ist schlimm. Niemals macht das meine Psyche mit.
Schweißgebadet schrecke ich auf und setzte mich kerzengerade hin. Mein Shirt klebt unangenehm an meinem Rücken und ist mit meinem Scheiß getränkt, was es so viel ekelhafter macht. Mein Atem geht stoßweise und die einzelnen Tropfen an meiner Stirn, fallen in meine Augen. Meine Augen. Ich halte es kaum noch hier aus, wenn es so weiter geht. Nichtmal die Uhrzeit kann ich sagen, nur das es unglaublich still ist. Wieder diese Stille, die mein Freund wurde und nun auch noch die Dunkelheit. Meine nackten Füße berühren den Teppich und beginnen zu kribbeln. Es ist ein schönes kribbeln, eins welches man bekommt, wenn man ein Lied hört und sich einfach bewegen möchte. Es breitet sich in meinem Körper aus, lässt selbst meine Haare zu Berge stehen und bringt mich ins Bewegen. Ich höre hinter mir Adam leise dösen und bin mir somit sicher, dass er noch schläft. An meinen Füßen läuft Blacky, welcher sie umgarnt und umschmeichelt, was besseres fällt mir zu dem Verhalten nicht ein. Und dann ist er weg und ich folge. Weder weis ich wo er genau ist, noch wo ich meine Schritte setzte. Aber ich tu es. Taste mich an der Wand ab und nehme jedes Geräusch so dezent klein wahr, das mir selbst das zirpen der Grillen, in meinen Ohren weh tut. Das Holz, der Treppe bohrt sich in meinen Fußsohlen und ich lasse meine Hand, an dem Lauf entlang gleiten. Noch nie habe ich mich so leise und versteckt gefühlt, dass ich mich selber über meinen eigenen Atem erschrecke. Leise höre ich das getapste meines Katers vor mir, der sein Tempo an mir anpasst und wir so auch die zweite Treppe herunter gehen. Es ist falsch was ich mache und dennoch fühlt es sich richtig an. Es fühlt sich richtig an, mich nicht blind zu fühlen. Mich nicht alleine zu fühlen und das nur mithilfe des Fell Knäuels am Boden. Wir müssten im Wohnzimmer sein, soweit ich weis und auch das war mein Plan. Der kalte Boden stört mich kaum, lässt eher meinen Körper abkühlen.
Selbst als ich die Tür abtaste und sie schaffe zu öffnen, bin ich mir sicher, dort raus zu gehen, weil es das ist, was ich möchte. Was Blacky möchte. Der Wind kühlt mein Durchnässtes Shirt und meine Hose, welche an meinen Beinen klebt. Meine Haare die meine Kopfhaut befeuchten und mein Gesicht, welches ihre Tropfen los wird. Und dennoch glüht mein Körper förmlich, schmilzt dahin. Ich spüre das Gras unter meinen Füßen, wie es mich kitzelt und den Dreck, die kleinen Steine, die Äste und den Frost. Pures Glück durchströmt meinen Körper und lässt mein Herz höher schlagen. Meine Schritte werden schneller. Ich werde schneller, mein Kater wird schneller und rennt vor mir weiter. Ich springe, wenn ich einen Ast nahe meinem Bein spüre. Ich ducke mich, wenn der Ast schon meine Haare streicht, ich weiche aus, wenn es mir gesagt wird. Von wem auch immer. Aber ich vertraue auf diese Stimme, die sich immer mehr einmischt und immer mehr mein lachen durchkreuzt. Es sind einzelne Wörter. Nur dann, wenn sie nötig sind. Sie klingen vertrauenswürdig und für mich Lebensnotwendig. Selbst wenn ich durch den dunklen Wald renne und das bewusst blind, völlig auf das Vertrauen angewiesen, welches mir praktisch im Kopf spuckt. Ich tue es und ich bereue es nicht. Nicht, wenn es die Stimme ist, die mir versucht zu helfen.
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Lavea •Feuer des Herzens•
Hombres Lobo[Beinhaltet den ersten und zweiten Teil] Teil 1 - Abgeschlossen Teil 2 - Pausiert Nach dem Tod ihrer Mutter muss Lavea wieder den Kontakt zu ihrem Bruder aufnehmen. Nach sieben Jahren Trennung nimmt er sie bei sich, im abgelegenen Naturschutzgebiet...