28«Belangloses Gefühl

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"Es tut mir leid, aber ich kann nichts dergleichen für sie tun. Alles scheint völlig normal. Keiner der Ergebnisse, ist anders zu dem eines Menschen."

Das sagt ein Arzt, der aus einer Fabelwesen Welt kommt und mir damit sagt, das ich völlig gesund bin. "Doc, sie ist Blind, verdammt. Meine Schwester ist Blind und das von einem auf den anderen Tag. Bitte sagen sie mir, dass sie nur scherze machen." Chris schnaubt und knurrt zugleich, was selbst mir nur vom Zuhören Gänsehaut verpasst. "Nein, tut mir leid." ich bleibe sitzen, lasse den Arzt hinaus gehen. Lasse meinen Bruder das Regal umschmeißen. Lasse Nora alleine, dabei ihn zu beruhigen. Ich lasse es. Zwei Wochen lasse ich es sein. Zwei Wochen ertrage ich meinen Zustand, von Schlaf, Essen, Schwimmen und getragen werden. Nur langsam kann ich mich in meinem Zimmer orientieren. Nur langsam schaffe ich es zu sagen wo was in Gewohnheit steht. Und dennoch kriege ich es nicht immer hin. 

Blacky schmiegt sich in meine Handinnenfläche. Ich lasse es ihn zu kraulen. Meine Finger sind zu müde, zu erschöpft. Auch wenn ich nichts getan habe. "Chris, hör auf. Es hat kein Sinn." murmle ich träge. Der Raum füllt sich mit stille. "Du gibst auf." stellt er bitter fest. Ich schüttle meinen Kopf. "Du gibst mir gerade einfach nur die nicht vorhandene Hoffnung. Ich will abschließen Chris." langsam richte ich mich auf und folge meinem Instinkt zur Tür.

Sanft fährt mein nackter Fuß den Frost entlang

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Sanft fährt mein nackter Fuß den Frost entlang. Eine angenehme Eiseskälte steigt auf und benebelt meine Haut. Umgarnt sie und lässt sie atmen. Ich spüre meine Haare die Äste streifen, ich höre die Blätter fallen, die Tiere scharen. Weiche aus. Ich tu es dem wie es mir gesagt wurde, ziehe mir trotzdem eine schürf wunde zu. Ein bloßer Ast, welchen ich nicht gespürt habe. Tatzen folgen mir, lassen mich nicht aus den Augen und leiten mich durch den endlosen Wald. Ich fühle den Flügelschlag der Vögel über mir, die die wir aufjagen, verjagen. Ich beginne zu schreien. Ich schreie aus purer freude. Ich fühle mich frei und behütet. Die Natur umarmt mich, spielt mit mir, lässt mich nicht allein. Mein Begleiter ist da und das reicht völlig, um mich vollständig zu fühlen. Springe. Wieder setzte ich meine Fußspitze auf den kantigen Boden, welcher sich nach gefrorenen Stein anfühlt. Ich springe, spüre meine Beine in der Luft, spüre meinen Körper von den fallenden Schneeflocken besetzt. Meine Haare verwuschelt, meine Wimpern verklebt, mein lächeln vereist. Die Wellen unter mir, schlagen sich durch das Eis und fließen den Fluss entlang. Halte dich, strecke dich, tauch nicht unter. Meine Arme strecken sich durch und meine Hände erfassen eine Kante des gegenüberliegendes Steines. Ich ziehe mich hoch, benötige nicht einmal viel Kraft um meinen Körper auf den Stein zu transportieren und mich meine Richtung weiter leiten lassen.

Schweißgebadet wache ich auf und fasse an meine Brust. Ich spüre Hände über meine Arme gleiten, die mich beruhigend gegen die Brust drücken. "Pst, Lavea, alles ist gut." ich schüttle meinen Kopf, nehme Theos Hände von meinem Körper. "Nichts ist gut. Absolut gar nichts." gifte ich Atemlos, spüre Blacky auf meinem Bauch, dann wie er sich auf den Boden nieder lässt. "Ich spüre den Dreck an mir, den Schnee und den Frost. Ich war schon wieder weg. Ich habe schon wieder alles vergessen, was mir in der Nacht zugestoßen ist." spottend lache ich auf, höre meine verletzte Stimme. "Theo ich kann nicht mehr lange. I-ich muss sehen. Ich möchte alles wahrnehmen." vorsichtig richte ich mich auf und taste die Tür nach der Klinke ab, die ich zufassen bekomme und mich in den Flur schlängel, hin und wieder spüre ich Blacky an meinen Füßen. "Lavea! Warte doch verdammt!" meine schritte beschleunigen sich und beinahe rennend gehe ich die Treppen hinunter. Dann die zweiten und die dritten. Bis ich im Keller angekommen bin, wo ich mich in den letzten Raum Flüchte. Wieder spüre ich Blackys Anwesenheit, dann den Schlüssel in meinen Fingern und wie ich ihn umdrehe. "Lavea, mach die Tür auf! Es wird besser! Irgendwie." ich versuche seine Stimme zu ignorieren, die Versuche mich aufmuntern zu wollen. Ich streife mir meinen Pullover über, dann meine Hose und meine Unterwäsche. Alles klebt und der Dreck pullt sich über meine Haut, meine Haare. Ich näher mich dem Pool, bis ich meine Füße darin versenke und dann meinen Körper. Ich spüre meine vereisten Muskeln entspannen. "Lavea! Wenn du ins Wasser gehst, ich schwöre dir, ich mache die Tür platt!" höre ich nun auch meinen Bruder knurren. Ich tauche unter, lasse die Luft aus meinen Lungen und versenke meinen Körper auf dem Boden. Schließe meine Arme um meine Beine, genieße das Rauschen, die Stille, die Geborgenheit.

Finde die Wahrheiten auf dem Boden der Feinde. Suche die Liebe in dem Haus des Hasses und besiege die Gegner mit deiner gefunden Kraft. Lasse dich fallen und du wirst meine Hilfe bekommen.

Ich spanne mich wieder an, stütze mich vom Boden ab und inhaliere die Luft, die sich mir über der Wasseroberfläche bietet. Spüre die Arme die sich unter meinen Armen legen. "Du kannst so froh sein, das du noch lebst. Dann kann ich dich noch umbringen." knurrt mir Theo in mein Ohr. Doch ich bin mit meinen Gedanken noch ganz bei der Stimme. Ich habe sie mir letztens nicht eingebildet, sie war da. Sie spricht mit mir. Sie möchte mir helfen, alles über mich selber zu erfahren. Er setzt mich auf dem Beckenrand ab und ich spüre wie mir meine Unterwäsche übergestreift wird, dann ein Shirt, das mir unter den Po geht. "Lavea, das wird Konsequenzen haben." ich erschrecke als ich Chris höre und hoffe ernsthaft er habe mich nicht nackt gesehen. "Keine Sorge ich habe weg geschaut." grimmig stehe ich mit seiner Hilfe auf und lasse mich aus dem Raum führen. 

"Chris, i-ich muss raus, dringend." ich höre ihn verachtend schnauben. "Als ob. Du legst dich ins Wohnzimmer hin und ruhst dich aus, das war genug Stress, du wärest beinahe darin ertrunken." ich entreiße ihm mein Arm und Stolper die Treppen hoch, dann weiter gerade aus, wo ich die Haustür zu fassen bekomme und gewaltsam aufziehe. Ich renne. Ich renne unglaublich schnell. Meine Beine fühlen sich fremd an, aber ich komme voran, spüre jede Unebenheit unter meinen Füßen, spüre wie die Äste mich streifen und erfassen. Blutig schlagen und kratzen. "Lavea!" schreiend rennen mir die Jungs hinterher, aber ich lache. Ich lache weil es mir wirklich tierischen Spaß macht, ihnen davon zu laufen, wo auch immer ich hin muss. Und dann lasse ich mich fallen, gebe mich meinem Gefühl hin, entspanne mich unter den Peitschenhieben der Natur, unter der Eises Kälte, die meinen Körper taub werden lässt, aber meine innere Hitze alles zu verglühen scheint.

Und dann höre ich sie wieder, ich spüre die Vibration der tiefen Stimme durch meinen Körper gleiten, die Freude darin hörend und den Spaß daran das jaulen meines Bruders zu entkommen.  Die Stimme leitet mich, lässt mich ducken und den Baum ausweichen, bis mich nur noch sanfte vereiste Nadeln streicheln und umgarnen. Bis ich nur noch auf weichem Schnee aufkomme, statt auf harten steinen und spitzen Ästen. Ich weiche jeder Schneeflocke aus, die mich versucht am laufen zu hindern, die mich versucht zu verletzten, ich lasse sie mich umarmen und ich heiße die Umarmung der Natur willkommen. Und mit einem mal stoppe ich. Lausche der Stille, die von den Tieren untergeht und die Schritte die sich mir nähern. Meine Haare stellen sich auf und die wärme, sowie die Stimme gleiten aus mir, hingegen sich ein schmerzender Stich in meinem Körper breit macht.

"Lavea."

Alec.

Lavea •Feuer des Herzens•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt