"Schon wieder hier?" bemerkt Adam grinsend, als er die Veranda betritt. Ich habe es mir mit Blacky und zwei dicken bereits hingelegten Wolldecken auf einer der Couches gemütlich gemacht. "Ja, hier ist es irgendwie am schönsten." murmle ich schulterzuckend. Das lächeln kann ich mir aber keines Wegs weg wischen. Des öfteren sitze ich hier und schaue einfach in den endlosen Wald hinein. Seine Art beruhigt mich, ganz besonders, wenn die Untergehende Sonne alles in ein tiefes Orange taucht. Nora hat mir gesagt das der Wald ein Geborgenes Gefühl ab gibt und da hat sie recht. "Ich wollte bescheid geben, dass es gleich Essen gibt. Vielleicht um die zehn Minuten." faszinierend betrachtet er meinen Kater, welcher in dem hohen Gras spielt. Ich kann ihm ebenfalls Stundenlang dabei zu schauen. Seine Art ist hypnotisierend und einfach so vertraut. Wenn er nach mir schaut, sieht man nur seine schwarzen Ohren und die blauen leuchtenden Augen.
Nickend ziehe ich meine Winterjacke noch ein Stück enger um meinen Körper. Die zwei Decken reichen noch lange nicht, um mich gegen die Kälte zu schützen. "Kann ich dir noch was gutes tun?" ich hebe meinen Blick und schaue zu Adam, der mich mit einem spöttischen lächeln mustert. Das muss an meinen Schichten an Decken liegen. "Nein, ich brauche nichts." gebe ich ihm bescheid. Mit einem letzten Blick widme ich mich wieder dem am Rasen spielenden Kater. Doch da wo er gerade noch war, ist er nicht mehr. Meine Augen wandern trotz das ich keine Brille aufhabe, den Weg und die ganze grün Fläche ab. Aber er ist nicht hier. "Blacky!" reflexartig schlage ich die Decken von meinem Körper weg und gehe die wenigen Schritte auf das nasse Gras zu. Erneut rufe ich seinen Namen und erneut sehe ich keine blauen Augen.
Ein schwarzer schneller Punkt huscht in den Wald hinein, welchem ich folge. Er muss es gewesen sein, es gibt keine andere Möglichkeit als das er es war. Meine Beine zittern vor Angst und Panik, um meinen Kater. Immer wieder murmle ich seinen Namen, murmle mir Mut zu, das ich ihn finde. Hauptsächlich um den dunklen Wald um mich herum auszublenden, ihn nicht bedrohlich darzustellen. Aber als ich ihn das letzte mal alleine betreten habe, wurde die Angst zu einem beständigen Begleiter von mir. Vor kälte und vor meinen eigenen Gedanken Furcht zu nehmen, bilden sich Tränen in meinen Augen, die ich nur stark zurück halten kann. Es sieht ihm nicht ähnlich einfach abzuhauen. Und meine Hoffnung, er ist doch in dem Haus, ist groß und dennoch so weit entfernt. "Komm schon Blacky, lass mich nicht hängen." Tränenverschleiert mustere ich jeden Baum und jeden Busch, der vor, neben und hinter mir liegt. Meine Hände vergrabe ich in meine Ärmel. Ein leises knacken eines Astes ist von vorne zu hören. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er es gewesen ist, dass es mein Kater war, welcher dort auf den Ast sprang.
Zielstrebig gehe ich weiter, ignoriere den immer dunkler werdenden Wald um mich herum. Er würde mich nur noch mehr verunsichern. Ich bereue es Adam oder Liam um Hilfe gefragt zu haben, doch dafür ist es nun sowieso zu spät. Das Haus ist mit seinen hellen und warmen Lichtern durch die Bäume in vergessenheit geraten und so muss ich mich alleine weiter begeben. Das Gefühl verfolgt zu werden ist Demenz hoch, auch wenn ich mir sicher bin, das es einfach an den Umständen liegt und ich somit Paranoid werde.
Ein erneutes knacken, nur lauter und größer, näher als das davor. Ich zucke zusammen und drehe meinen Kopf nach hinten.
Doch es ist nichts zu sehen, nur mein grober Schatten, der in der Dunkelheit untergeht. Und dann kommt das erlösendste und schönste Geräusch was ich jemals gehört habe. Das fauchen meines Katers. Ich beschleunige meine Schritte und sehe hinter einem breiteren Baum, Blacky mit Schlamm überzogen. Sofort erblicken seine Augen meine und derweil ich mich hinknie, beginnt er auf mich zu zurennen. Trotz des bestialischen Geruchs von ihm, verteile ich küsse über seinen Kopf und lasse vor Erleichterung die Träne rollen. "Tu mir das nie wieder an." hauchend stelle ich mich wieder hin und hoffe den richtigen Weg einzuschlagen, da meine Augen auf Blacky gerichtet sind. Und als ich hoch blicke, schaue ich mit einem erstickten schrei in zwei gelbe Augen. Das graue Fell ist mit schlamm verknotet und fletschend zeigt mir das Monstrum seine Zähne, die mir mit einem Biss die Kehle raus reißen könnten. Ein schauer erklimmt meinen Rücken und forscht sich durch meinen Körper, sodass sich meine Beine in Wackelpudding verwandeln. Meine verschwitzen Hände vergrabe ich noch enger in Blackys Fell, welches sich in meinen Händen windet.
Ohne das sich der mir bekannte Wolf groß machen muss, überragt er mich um mehrere Köpfe und ist mir somit völlig überlegen. Und wäre ich nicht in solch einer angst Starre, würde ich beginnen zu weinen und zu schreien. Vielleicht bin ich wieder zu nah an ihren Revier, sodass ich mich so wie beim letzten mal einige Schritte nach hinten bewege, ohne es aus den Augen zu lassen. Doch das lauter werdende Knurren verhindert einen weiteren Schritt und somit meine Flucht. Und nun rinnen doch die Tränen über meine Wange. Stumm und flehend, mich einfach in ruhe zu lassen, doch das tut er nicht. Unter seinem Fell beginnt er sich anzuspannen und mit einem finsteren Blick springen seine Pfoten von dem Boden, während der Wind durch sein Fell rauscht und das fletschen seiner Zähne durch den Wald hallt.
Ein stechender Schmerz breitet sich in meiner Schulter aus, als er beginnt seine Krallen in mein Fleisch zu bohren und mich mit Wucht auf den Boden knallt. Durch den Aufprall mit meinen Kopf verteilen sich schwarze Punkte auf meiner Sicht und lassen mich nur benommen dabei zu sehen, wie mein Kater nicht von meinen Bauch weicht und wie sich der Wolf auf mir aufrichtet. Den Kopf strikt nach unten gerichtet, um mich nicht aus den Augen zu lassen. Eine Eises kälte breitet sich von meiner linken Schulter aus und füllt meinen Körper so aus, dass es sich anfühlt als würden meine Innereien zu Eis werden. Leise durchdringen mich schreie und rufe, Beleidigungen und Wahrnungen, aber keine Angst, spiegelt sich in den Worten wieder. Erbarmungslos drehe ich meinen Kopf zur Seite und sehe meinen Bruder auf uns zu kommen. Durch mein eingeschränktes Sehvermögen und den schwarzen Punkten kann ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen.
Ich will schreien, das er verschwinden soll, dass er sich in Sicherheit bringen soll. Doch es kommt nichts außer ein krächzen aus meiner abgeklemmten, schmerzenden Lunge. "Ch-christ-ian!" erfolgreich schreie ich seinen Namen, um ihn deutlich zu machen er solle abhauen. Doch er geht weiter zielstrebig auf uns zu, als würden ihn meine Worte eher antreiben, als abschrecken. Seine Schritte beschleunigt er und schaut auf das Viech über mir, sowie das auf ihn. Ich könnte meinem Bruder den Hals umdrehen, dass er mir die letzte Kraft raubt, indem er nicht auf mich hört. Er soll verschwinden. Aber er tut es nicht.
Mit einem Sprung von ihm zerreißt er seine Kleidung, Knochen knacken auf widerliche Art und weise und schwarzes Fell sprosst aus seinem Körper, wo nun Pfoten und Schwanz dran sind. Ein Ohrenbetäubendes Jaulen ist der Auslöser für die Erleichterung auf meinen Brustkorb. Würgend drehe ich mich zur Seite und spucke das aus, was mir als erstbestes hochkommt. Ich höre das fletschen der Zähne, das fiepen und die Geräusche des zerfleischen's, welches mich nur noch mehr würgen lässt. Ich spüre Hände unter meinen Armen, die mich mit leichtigkeit hochheben und aus dem Wald tragen. Meine Sicht ist verzerrt und alles dreht sich, dazu pocht meine Schulter, woraus eine warme Masse raus fließt. Allein der eisige Geruch meines Blutes, lässt mich die Menge davon erraten. "Alles wird gut." ist das letzte was ich mit bekomme, bis mich die Dunkelheit verschlingt, wie es sonst bei dem Wald ist, welcher darin untergeht und jedes Leben mit sich zieht.
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Lavea •Feuer des Herzens•
Hombres Lobo[Beinhaltet den ersten und zweiten Teil] Teil 1 - Abgeschlossen Teil 2 - Pausiert Nach dem Tod ihrer Mutter muss Lavea wieder den Kontakt zu ihrem Bruder aufnehmen. Nach sieben Jahren Trennung nimmt er sie bei sich, im abgelegenen Naturschutzgebiet...