"Lavea! Lavea, verdammt schau mich an!" die Stimme hallt dumpf und düster durch den kahlen Raum, während ich versuche die schärfe meiner Augen wieder zu bekommen. Die Stimme dringt immer wieder auf mich ein, sie versucht mich zu sich zu locken, sie versucht alles, damit ich mich nicht vergesse. Damit ich ihn nicht vergesse. Doch das klopfen meines Herzens ist lauter. Es pocht und bebt in mir und bringt das Blut in Wallungen durch mein Körper, nur das es sich schwächer und unkontrollierbar anfühlt. So viel fremder.
Meine Augen gleiten in die meines Gegenübers. So gelb, so tödlich und töricht. So abgrundtief verzweifelt, dass er das Leben anderer zerstören muss. Und neben dieser Verbitterten Ader, die sich in seinem Körper durch zieht, erkenne ich das stete Lächeln, was darauf wartet seine neue Errungenschaft an Macht zu testen. Auf eine Abartige art und Weise.
"Ilay." hauchend hebe ich meinen Kopf, spüre die Schwere die sich in meinen Gliedmaßen breit macht, während ich versuche die Schreie der schmerzen und Verzweiflung zu verdrängen. Sie beschatten mich und lassen mich erahnen, wie groß die schmerzen von Ilay sein müssen, denn Alec's Biss verhindert eine mögliche Verbindung zwischen Mates und er muss den ganzen Kummer alleine tragen. Einen Kummer den man nicht einmal geteilt überleben kann. Einen Kummer, welchen einen innerlich zerfleischt. Und ich bin abgeschirmt- abgeschirmt von einem Schmerz, welcher auch für mich bestimmt war. Abgeschirmt von einer seelischen Folternden Methode jemanden Willenlos und gebrochen zurück zu lassen. "Hilf ihm!" meine Stimme hallt zwischen den steinernen Wänden, als ich das grün seiner Augen erfasse. Ein grün, welches so viel Leid ertragen muss, so viel schmerz und so viel Opfer, weil das Schicksal noch so viel von ihm fordert. Weil es ein Schicksal ist, dass für ihn bestimmt war. Weil ich sein Schicksal bin, dass noch immer geschrieben werden muss.
Alec's Hand umfasst mein Kinn, woran er mich noch höher und von Ilay fort blicken lässt. Sein Körper ist überseht von blutroten und blauen Adern, die zu Leben scheinen. "Eure Gedanken schrieen nacheinander. Ihr ward süchtig, noch bevor ihr euch getroffen habt, Lavea. Ich weiß er ist dein Mate und ich weiß auch, dass diese Schmerzen tödlich für ihn enden." erschrocken zucke ich zusammen, als er mein Kopf mit Ruck los lässt und ich erneut gegen den Schwindel ankämpfen muss, der mich zu befallen scheint. Die getrockneten Tränen liegen Stumm auf meinen Wangen und zeigen mir eine Schwäche auf, die ich nicht mehr zeigen und haben möchte.
Meine Lider werden schwerer, sie beginnen mich in eine Dunkelheit zu ziehen, die sich um mich legt. Die mich verschlingt und in eine neue unbekannte zieht, welche ich zu Fürchten habe. Doch ich spüre keine Furcht, ich spüre keine Angst, keine Liebe, kein Hass. Alles was in mir mal so existent war, alles was mich davon abhielt rational zu denken, beschert mich nun immer mehr und erdrückender. Alles was ich vorher gewünscht hatte abzustellen, ist mir nun so fremd, als hätte es niemals meine Gedanken kontrolliert. Als hätte es niemals mich kontrolliert. "Es war nur eine Frage der Zeit, dass ich dich vollkommen zu meinen mache. Nur hätten wir beide sicher nicht damit gerechnet, dass es heute ist." meine Augen gleiten stumm zu Ilay, während Alec sich aufrichtet und die Tür fixiert.
Die Grünen Augen die mal einen so großen und lebendigen, gar feurigen Sturm in mir entfacht haben, gleichen den von Alec. Ich merke keinen unterschied, ich merke keine Verbundenheit, während er allen Schmerz stand halten muss. Und dennoch erkenne ich den flehenden Ausdruck in seinen Augen. Ich erkenne die flehenden schreie, ihn und das Gefühl nicht zu vergessen. Aber ich habe es nicht vergessen. Ich kenne seine Wirkung auf mich. Nur- spüre ich es nicht mehr. Ich spüre nicht mehr das kribbelnde, das elektrisierende und das magische. Ich spüre auch nicht mehr den Hass und die Verachtung gegenüber Alec. Ich spüre nicht mehr die Enttäuschung gegenüber meines Bruders. Ich habe nicht mehr das Verlangen an etwas teilzunehmen, wie eine Rebellion oder einem Leben voller Schmerz. Keine Rache, keine Gelüste, keine Gefühle.
Ich lausche den Schritten, die das Wasser auf dem harten Stein verdrängen, die es in Wellenströmen von sich drücken lassen. Ich lausche den dringlichen Stimmen und dem unruhigen Atem, der beiden Männer, die sich durch das unruhige Gewässer zu mir Bahnen. Immer weiter, immer mehr, wird mir die Kraft aus den Muskeln gezogen. Ich spüre wie mich meine Glieder zu Boden reißen, als die Ketten von mir fallen und ich es nicht schaffe mit eigener Kraft aufrecht zu sitzen.
Das kalte Wasser schmiegt sich an mich, als würde es mich behüten. Als würde es wollen, mich länger den harten Stein unter mir zu spüren. Meine Lider schließen sich schwächer und müder. Alles wahrlich kontrollierbare Leben wird aus mir gesaugt, sodass nur noch die Willenlose Hülle übrig bleibt. Die Hände der beiden Männer schlingen sich um meine taube Haut und um mich auf meine Beine zu zerren.
Ein Markerschütternder Schrei hallt durch den dunklen Keller und lässt meinen Körper erzittern. Kaum einer schafft es sich aus seiner Starre zu lösen, kaum einer schafft es seinen Blick von der Tür abzuwenden, wohinter schreie der Schmerzen und der Qual ertönen. Wohinter Schreie der Angst hallen. Mein unruhiger Atem hallt in dem düsteren Raum, während das Blut in meinen Ohren rauscht. Bellen ertönt und das fletschen der Zähne ist zu hören. Alec's gelbe Augen legen sich auf mich nieder, als ich immer schneller zu atmen beginne, als Ilay's schreie genauso laut und erbarmungslos ertönen, wie die der restlichen Insassen. Die Panik die mich ergreift ist anders. Sie fühlt sich hilfloser und dennoch machtvoller an. Als würde ich eine Panik kennenlernen, die mich kennenlernen lässt. Mich und mein Wesen. Ein Wesen, das Schreie auslöst, dass das Böse auslöst, sowie es nur Alec kennt.
Es ist als würde sie nicht mehr stoppen, als würde sie sich ausbreiten; wie Feuer. Meine Panik die mich von innen zerstört, ist das Feuer was von außen Schadet.
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Lavea •Feuer des Herzens•
Người sói[Beinhaltet den ersten und zweiten Teil] Teil 1 - Abgeschlossen Teil 2 - Pausiert Nach dem Tod ihrer Mutter muss Lavea wieder den Kontakt zu ihrem Bruder aufnehmen. Nach sieben Jahren Trennung nimmt er sie bei sich, im abgelegenen Naturschutzgebiet...